Prozess gegen Stratfor-Hacker: Anonymous wirft Richterin Befangenheit vor

Ihr Ehemann zählt zu den Opfern des Angriffs auf Stratfor. Anonymous sieht darin einen klaren Interessenkonflikt. Nach Ansicht der Hacker verstößt die Richterin auch gegen mehrere Gesetze zur Prozessordnung.

Anonymous hat die Richterin, die den Prozess gegen den als Stratfor-Hacker angeklagten Jeremy Hammond leitet, aufgefordert, den Vorsitz niederzulegen. Das Hackerkollektiv wirft Loretta Preska Befangenheit vor. Grund dafür ist, dass Preskas Ehemann Thomas Kavaler zu den Opfern des Einbruchs in die Server von Stratfor gehört.

Kavalers E-Mail-Adresse bei der Anwaltskanzlei Cahill Gordon and Reindel gehört zu den Daten, die nach dem Angriff auf Stratfor im Internet veröffentlicht worden waren. Sie entspricht der Adresse, die in seinem Profil auf der Website der Kanzlei genannt wird.

Die Hackergruppe leitet daraus einen direkten Interessenkonflikt ab. „Richterin Preskas Unbefangenheit ist durch die Verbindung ihres Ehemanns zu Stratfor eingeschränkt, und ihre Äußerungen zeigen, dass deutliche Vorurteile gegen Hammond bestehen“, heißt es in einer Erklärung von Anonymous. Preska sei indirekt ein Opfer des Tatbestands, über den sie nun urteilen müsse.

Sie habe es außerdem versäumt, offenzulegen, dass ihr Mann ein Kunde von Stratfor sei, heißt es weiter in der Stellungnahme der Hackergruppe. Preska verstoße, weil sie den Vorsitz nicht wegen Befangenheit abgegeben habe, außerdem gegen mehrere Paragrafen des Titels 28 des Code of Laws of the United States of America, der Gesetze zur Rechtsprechung und Prozessordnung enthält.

Hammonds Anwälte fordert Anonymous auf, Preskas Rücktritt zu verlangen. „Im Interesse der Gerechtigkeit, der Öffentlichkeit, der Medien und der Verteidigung sollte sich Richterin Preska aus dem Fall zurückziehen.“ Andernfalls müsse ein übergeordnetes Gericht den Rücktritt der Richterin anordnen.

Im Dezember 2011 hatten Hacker Daten von Stratfor erbeutet und online gestellt. Sie enthielten mehr als 50.000 Kreditkartennummern sowie E-Mail-Adressen, Telefonnummern und verschlüsselte Passwörter. Aus dem Einbruch stammen auch mehr als 5 Millionen E-Mails, die später von Wikileaks als die sogenannten „Global Intelligence Files“ veröffentlicht wurden.

Das FBI konnte Hammond aufgrund von Informationen des früheren LulzSec-Anführers Hector Monsegur verhaften, der seit März mit der US-Bundespolizei zusammenarbeitet. Das FBI vermutet Hammond als einen der Hintermänner des Angriffs auf Stratfor. Er sitzt seitdem in Untersuchungshaft.

In der vergangenen Woche entschied Preska, dass Hammond weiter in Haft bleib. Laut Associated Press ist die Richterin davon überzeugt, dass er „eine erhebliche Gefahr für die Öffentlichkeit darstellt“. Einem Bericht des Courthouse News Service zufolge hielten seine Verteidiger dagegen, dass ihr Mandant keinen Pass besitze, stets vor Gericht erschienen sei und sich auch Auflagen wie einem Verbot zur Nutzung von Computern fügen würde.

[mit Material von Michael Lee, ZDNet.com]

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