Ehemaliger Apple-Manager kritisiert Führungsstil von Tim Cook

David Sobotta war US-Vertriebschef und 20 Jahre für Apple tätig. Er beschreibt den Nachfolger von CEO Steve Jobs als kühlen und leidenschaftslosen Manager. Seiner Einschätzung nach bedrohen mehrere Fehlentwicklungen Apples Unternehmenskultur.

Apples früherer US-Vertriebschef David Sobotta hat in einem Interview ungewöhnlich scharfe Kritik an Apple-CEO Tim Cook geäußert – und gleichzeitig in einem Buch Erfahrungen aus seiner zwanzigjährigen Innenperspektive bei Apple enthüllt. Sobotta beschreibt Cook als einen wenig entscheidungsfreudigen Manager, der nicht besonders gut mit Menschen zurechtkommt. Er kenne keine Loyalität zu seinen Mitarbeitern und beschäftige sich bevorzugt mit Tabellenkalkulationsblättern.

Der frühere US-Vertriebschef David Sobotta hat ein Buch über seine 20 Jahre bei Apple geschrieben (Bild: David Sobotta)Der frühere US-Vertriebschef David Sobotta hat ein Buch über seine 20 Jahre bei Apple geschrieben (Bild: David Sobotta)

„Tim wird schnell auf die Zahlen reagieren oder auf seine Furcht, nicht recht zu haben“, erklärte Sobotta. „Diese Furcht, nicht recht zu haben, ist im Apple-Management tief verwurzelt durch die Art, wie Steve das Unternehmen geführt hat.“ Selbst der Anschein des Nichtrechthabens ängstige bei Apple, auch wenn der Betreffende eigentlich richtig liege: „Man macht bei Apple keine Fehler und bekommt eine zweite Chance. Das behindert oft die Entscheidungsfindung und erzeugt passiv-aggressives Verhalten zwischen Teams, die eigentlich zusammenarbeiten sollten.“

„Was Technologie angeht, halte ich Tim Cook für ein Leichtgewicht“, so der frühere Apple-Manager. „Ich habe bei Tim nie eine Leidenschaft für Technologie gespürt, wie ich es bei Steve und einigen der großen Entwickler erlebte.“ Zum anderen spiele er gerne mit Tabellenblättern und Zahlen herum. „Er ist kein geborener Anführer. Er ist ein Manager.“ Die voreilige Einführung einer eigenen und pannenbehafteten Maps-Anwendung in iOS 6 sei ein Beispiel für eine Entscheidung, die „Apple noch lange zu schaffen machen wird“.

Sobotta zufolge beeinträchtigen mehrere Fehlentwicklungen Apples Unternehmenskultur. Erstens werde nicht dazu ermutigt, Risiken einzugehen und Führungsqualität zu zeigen. Zweitens entwickle Apple keine Führungskräfte aus den eigenen Reihen. Drittens sei Apple eine Firma, die immer auf „das nächste große Ding“ ausgerichtet sei, das aber nicht auf Dauer durchhalten könne: „Sie haben das nächste große Ding nach iPad und iPhone nicht gefunden, und ihre Marktanteile in diesen beiden Bereichen rutschen ab.“ Für einen möglichen Fehler halte er auch, dass Apple dabei sei, mit den „Prosumers“ eine treue Kerngruppe seiner Kunden zu verlieren.

David Sobotta war von 1984 bis 2004 bei Apple tätig. Er war Cook nicht direkt unterstellt, der erst 1998 zu Apple kam, hatte aber trotzdem reichlich mit ihm zu tun. Er betont, nicht etwa ein Abrechnungsbuch geschrieben zu haben. Das bei Amazon als Kindle-Edition erhältliche Werk mit dem Titel „The Pomme Company“ scheint tatsächlich auch mehr von persönlichen Erinnerungen geprägt zu sein. Als er Tim Cook schriftlich seine Absicht ankündigte, ein Buch über Apple zu schreiben, antwortete ihm dennoch umgehend Apples Rechtsabteilung.

Die harte Kritik an Cook und seinem Führungsstil entlockte ihm Dan Lyons, früher bei Forbes und Newsweek, heute Chefredakteur von ReadWrite. Bekannt wurde Lyons aber auch durch einen satirischen Blog, den er als „Fake Steve Jobs“ schrieb. In seinem Blog Applepeels beschäftigt sich auch David Sobotta seit 2005 immer wieder kritisch mit Apple.

[mit Material von Greg Sandoval, News.com]

Themenseiten: Apple, Business, IT-Jobs

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Neueste Kommentare 

8 Kommentare zu Ehemaliger Apple-Manager kritisiert Führungsstil von Tim Cook

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  • Am 9. November 2012 um 18:34 von Otternase

    Na toll, als ‚ehemaliger Apple Manager‘, zumal als ein ‚kritischer‘ wird sein Buch sicher mehr Aufmerksamkeit bekommen.

    Tatsächlich aber hat er Apple verlassen, bevor die wichtigsten Produkte des Unternehmens in die Produktion gingen. 2004 gab es weder das iPhone, das Macbook Air, noch das iPad oder die übrigen neuen Apple Retina Notebooks.

    Inwiefern er der Meinung ist, Cook als CEO beurteilen zu können, sei ebenfalls dahin gestellt. Aber hauptsache er verkauft sein Buch.

    @ZdNet Redaktion: bitte mal selber nachdenken, ob diese ‚Story‘ es wirklich wert ist derart unkritisch übernommen zu werden.

    • Am 9. November 2012 um 21:50 von Ikarus

      Darf man umgekehrt fragen, was sie befähigt zu beurteilen was oder was nicht der Autor über die Firma weiß in der er ja „nur“ 20 Jahre lang gearbeitet hat? Kennen sie das Applemanagement besser als er? – Dachte ich’s mir doch.

      Mann oh Mann, es ist echt nah dran an dem gebaren der Sekten unserer Zeit. Jegliche, wie auch immer geartete, Kritik wird von irgendeinem Anhänger sogleich ins Lächerliche gezogen.

      • Am 10. November 2012 um 13:44 von Otternase

        Na ja, das hat nix mit Sekte zu tun. Der Mann hat 20 Jahre für die Firma gearbeitet, ist dann gegangen, und versucht sich mittels irgendwelcher Kritik finanziell gesund zu stoßen. Allein das nennen des Namens Apple bringt ihm die Aufmerksamkeit. Ein leicht zu durchschauendes Spiel.

        Ansonsten kann er bestenfalls die Forma bis 2004 beurteilen. Das sind acht Jahre Zeitraum, in denen er draussen war. In IT Zeiträumen ein halbes Leben. Er dürft von den aktuellen Prozessen nichts mehr kennen, ausser durch Hörensagen.

        Und daher ist der Artikel recht fragwürdig, erweckt er doch – trotz Nennung der Kardinalzahl 2004 – den Eindruck, es sei ein aktueller Informationsstand. Ob Cook seinen Vorstellungen entspricht, kann er gar nicht mehr einschätzen.

        Nur darum ging es mir in meinem Kommentar. Warum Sie gleich Sekten oder irgendetwas anderes damit assoziieren, sei Ihren freigestellt. Sie sollten Ihre Apple-Antipathie mal kritisch hinterfragen. ;-)

        • Am 10. November 2012 um 16:28 von Ikarus

          „Versucht sich finanziell gesund zu stoßen“ – dies impliziert, SIE kennen die Finanzlage des Autors. Kennen Sie die?
          Das er 2004 die Firma verlassen hat sagt nur Eines, dass er nicht mehr auf der Lohnliste der Firma steht. Um zu beurteilen ob er sich ein Bild vom CEO machen kann, müsste man wissen, was er seit dem genau gemacht hat. Ob er noch in irgendeiner Weise mit der Firma zu tun hat oder nicht. Wissen Sie das?

          Darum geht es mir bei dem Post. Nur weil es um Apple geht, gleich zu unterstellen jemand würde dies „nur“ machen um mit dem Begriff Apple Umsatz zu generieren ist ebenso fragwürdig, und hat nichts damit zu tun ob man Apple mag oder nicht. Aber sie selbst haben sich mit einem so gelagerten Kommentar in diese zweifelhafte Situation gebracht.

        • Am 10. November 2012 um 16:45 von mg

          Das mit sektenähnlichen Verhalten ist inzwischen auch wissenschaftlich belegt, hat also nicht mit Sympathie oder Antipathie zu Apple zu tun.

    • Am 10. November 2012 um 22:58 von Hans Dampf

      @ Otternase: Wir haben verstanden, dass du ein Fanboy bist. Du verteidigst deine „Religion“ (Apple) und deine „Propheten“ (Jobs/Cook) und fühlst dich durch Kritik an diesen persönlich angegriffen. Also, wenn das keinen Sektencharakter hat? Applejünger werden wirklich immer peinlicher…

      „Als er Tim Cook schriftlich seine Absicht ankündigte, ein Buch über Apple zu schreiben, antwortete ihm dennoch umgehend Apples Rechtsabteilung.“

      Ein Grund diesen Laden zu meiden und keine Produkte von denen zu kaufen.

      • Am 11. November 2012 um 11:20 von Otternase

        @Ikarus: Jeder, wie er es braucht.

        Richtig, er hat die Firma verlassen, aber er verdient sein Geld u.a. mit einem Blog und beschäftigt sich daher weiter mit Apple – indem er nun als Kritiker auftritt. Was ihm ja frei steht. Der Vorwurf, dass er im Dunstkreis von Apple sein Geld verdient, ist aber nicht von der Hand zu weisen. Ja, ich weiss, womit er seinen Lebensunterhalt verdient. Sie anscheinend nicht? Sie brauchen ja nur mal zu googeln, um zu sehen, was er so macht. ;-)

        Merke: nicht nur Apple Produkte und Artikel über Apple verkaufen sich gut, sondern auch Artikel ‚gegen‘ Apple sorgen für hohe Aufmerksamkeit – und Umsätze.

        Deswegen gibt es auch derart extrem viele Artikel über Apple. Und deswegen schreibt jeder gerne Artikel über Apple. Es bringt Umsatz.

        Es gibt auch Manager, die ein Unternehmen verlassen, und sich neuen Dingen zuwenden. David Sabotta hat sich entschieden auch acht Jahre nach seinem Ausscheiden den Titel ‚Ehemaliger Apple-Manager‘ zu führen, und dadurch sein Leben zu finanzieren.

        @mg: nun ja, es gibt eine Studie, die zeigt, dass beim Kauf und bei der Bedienung eines Apple Produktes Regionen im Gehirn stimuliert werden, die Glückshormone ausstoßen können. Was wohl auch bei Porsche, Microsoft und anderen Life-Style Produkten, oder auch bei sehr vielen Computer Spielen der Fall sein dürfte. Ohne, dass jemand gleich eine Sekte/Religion daraus machen will. Es menschelt überall, das gleich als ‚Religion‘ oder ‚Sekte‘ überzustilisieren bedeutet, ihm mehr Aufmerksamkeit zuzugestehen, als diesem Effekt zusteht und zustehen sollte.

        Der überwiegende Teil der Apple Käufer entscheidet sich für ein Produkt, das einfach zu bedienen ist, gute Qualität bietet, und -ja klar – auch ‚In‘ ist. Und mehr als 85% Kundenzufriedenheit sprechen für sich. Aus denselben Gründen kaufen Android Fans teure Samsung Geräte, die sie ebenso stolz herum zeigen, um sich als ‚anti-Trendsetter‘ zu outen. Man fühlt sich dann einfach schlauer, weil man nicht mit dem bösen Apple spielt. ;-)

        Dass man sich dafür Google, die ja mit nichts anderem, als Informationen über die Nutzer finanzieren, nahezu komplett ausliefert, wird gerne übersehen.

        Und nein. Apple tut das nicht. Der Unterschied zwischen Apple und Google liegt gerade darin, dass Apple Hardware und ein Ökosystem verkauft, hingegen Google Android verschenkt, um an des Nutzers Daten / Informationen zu kommen. Das ist deren Geschäftsmodell. Wen das nicht stört, nur zu.

        Die Hysterie im Vorfeld einer Produkt Veröffentlichung ist sicherlich übertrieben. Aber auch das ist eher das Ergebnis einer durch die Presse angestacheltes Interesse. Das ist Apple zwar sicher Recht, aber es bietet nicht nur Vorteile.

        Im Gegenteil hat das in den letzten Jahren für Apple eher erhebliche Nachteile: viele potentielle Käufer warten lieber auf die nächste Produktgeneration, weil sofort nach der Veröffentlichung der aktuellen Generation Spekulationen über nächste mögliche Funktionen und Verbesserungen losgehen. Das konnte man am iPhone 4/5 und jetzt am iPad / Mini gut beobachten.

        @Hans Dampf: ‚Appleboy‘, ‚Religion‘, ‚Prophet‘, ‚Applejünger‘, ‚Sektencharakter‘ … danke, dass Sie mich so gut kennen. Jetzt wird einiges klarer. Es bedurfte nur einiger gute Worte. ;-)

        Im Ernst: mich erinnert so eine Argumentation immer an den Häuslebesitzer, der ständig neidisch auf den Pool in des Nachbarn Garten blickt, und jedem ungefragt erzählt, er selber brauche ja keinen. Und sich dann im Sommer im aufblasbaren Plantschbecken kühlt.

        Es ist doch eigentlich einfach: es gefällt einem, oder es gefällt einem nicht. Es gibt genügend Auswahl an alternativen Geräten, und ich kann auch ohne Smartphone und mit einem Nokia Handy allein gut leben.

        Ich renne auch nicht herum, und erzähle jedem, was für eine Firma Google darstellt, und dass sie ach wie böse ist, und dass man dumm ist, wenn man sich ein Android Smartphone zulegt. Im Gegenteil empfehle ich, je nach Anforderungen, auch Android Geräte.

        Aber ok, Hauptsache, sie fühlen sich jetzt besser. Apple scheint bei einigen Menschen dem Frustabbau zu dienen.

        Merke: auch Apple-bashing erzeugt Glücksgefühle. Vielleicht sind Sie unbewusst Anhänger einer Sekte? ;-)

        • Am 12. November 2012 um 12:59 von Ikarus

          Mal ganz laut lachen muss. Ok, welche Agentur bezahlt Sie? Mit dieser unsäglichen Lobeshymne auf Appleprodukte und die Apple Inc. (wo bitte genau, ging es hier je um irgendein Appleprodukt oder Apple per se??) outet sie sich ohne jeden Zweifel. Entweder sie werden für den Unsinn bezahlt, oder sie entsprechen einfach dem Klischee. Eines so armseelig wie das Andere.

          PS: Weder Google noch Wiki besitzen die ultima ratio.

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