Bitkom: München und Berlin sind die deutschen IT-Gründerhauptstädte

Auf den Plätzen drei und vier folgen einer Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung zufolge Frankfurt und Hamburg. Im Durchschnitt sind die Gründer 38 Jahre alt. Ein erfolgreiches Start-up benötigt in den ersten vier Jahren knapp 700.000 Euro Kapital.

München und Berlin sind die größten IT-Gründerzentren in Deutschland. Bezogen auf die Einwohnerzahl werden nirgendwo sonst so viele IT-Unternehmen gegründet wie in der bayerischen Landeshauptstadt, Berlin liegt auf Platz zwei. Das Rhein-Main-Gebiet mit Frankfurt sowie Hamburg folgen auf den Rängen drei und vier. Das ist das Ergebnis einer Studie zur Gründungsdynamik im ITK-Sektor (PDF), die der Bitkom in Berlin vorgestellt hat. Die Untersuchung wurde im Auftrag des Branchenverbands durch das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung ZEW erstellt und vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie sowie der Deutschen Telekom unterstützt.

Betrachtet man das Gründungsgeschehen in den 16 Bundesländern, so liegen die Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen vorne. An der Spitze der Flächenländer steht Bayern, gefolgt von Hessen, Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg. Die fünf ostdeutschen Bundesländer bilden die Schlusslichter.

München, Berlin, Frankfurt und Hamburg sind die bedeutendsten ITK-Gründungszentren Deutschlands (Grafik: Bitkom).München, Berlin, Frankfurt und Hamburg sind die bedeutendsten ITK-Gründungszentren Deutschlands (Grafik: Bitkom).

„Die Untersuchung räumt mit einer ganzen Reihe von Klischees über die Gründerszene auf“, sagt Bitkom-Präsident Dieter Kempf. So werden nur die wenigsten Unternehmen von Uni-Absolventen gegründet, die gerade ihren Abschluss in der Tasche haben. Das Durchschnittsalter von IT-Gründern liegt in Deutschland aktuell bei 38 Jahren, sie verfügen über 17 Jahre Berufserfahrung, davon 11 Jahre in der Branche. Gleichzeitig besitzt nur die Hälfte der Gründer (52 Prozent) überhaupt einen Universitätsabschluss. „Gründungsstorys wie bei Facebook sind in Deutschland eher noch die Ausnahme“, so Kempf. Das zeigt auch ein Blick auf die Beschäftigten in den Start-ups. Nur etwa ein Drittel (36 Prozent) sind Akademiker, aber die Hälfte (50 Prozent) hat eine abgeschlossene Berufsausbildung. Ein Drittel der ITK-Gründungen sind der Studie zufolge Ausgründungen aus bestehenden Unternehmen.

Verglichen mit anderen Branchen investieren junge IT-Unternehmen deutlich häufiger und deutlich mehr in Forschung und Entwicklung (FuE). Bereits im Gründungsjahr liegen die FuE-Ausgaben im IT-Bereich 50 Prozent höher als in anderen Branchen.

Entsprechend groß ist der Kapitalbedarf. In ein IT-Start-up fließen in den ersten vier Jahren durchschnittlich fast 700.000 Euro. Dabei müssen die Gründer bereits im Gründungsjahr knapp 70.000 Euro aufbringen, in den Folgejahren wächst der Finanzbedarf dann kräftig bis auf gut 277.000 Euro im dritten Jahr nach Gründung. „Banken, Venture Capital und öffentliche Zuschüsse spielen bei der Finanzierung von IT-Start-ups in Deutschland so gut wie keine Rolle“, erklärt Kempf. „Neu gegründete Unternehmen finanzieren sich von Beginn an primär über Einnahmen aus der eigenen Geschäftstätigkeit und das Eigenkapital der Gründer.“ Schon im Gründungsjahr kommt fast die Hälfte des eingesetzten Geldes (48 Prozent) aus ersten Geschäftseinnahmen, rund ein Drittel (35 Prozent) steuern die Gründer aus eigenen Mitteln bei. Fremdfinanzierung wie Darlehen von Banken und Sparkassen (6 Prozent) oder öffentliche Kredite und Zuschüsse (3 Prozent) haben dagegen nur eine Randbedeutung. Auch Beteiligungskapital (Venture Capital) kommt gerade einmal auf 5 Prozent.

In den ersten drei Geschäftsjahren verstärkt sich dieses Bild der fehlenden Fremdfinanzierung der Studie zufolge weiter. 88 Prozent des Finanzbedarfs wird dann aus den Erlösen des laufenden Geschäfts gedeckt. Der Anteil von Bankdarlehen und öffentlichen Krediten sinkt auf je 2 Prozent und auch der ohnehin geringe Anteil von Beteiligungskapital fällt weiter, ebenfalls auf 2 Prozent. „Wenn wir Start-ups in Deutschland groß machen und zu weltweit erfolgreichen Unternehmen aufbauen wollen, dann muss sich die Finanzierungssituation dringend verbessern“, fordert Kempf. „Global Player lassen sich nicht mit dem Sparbuch der Gründer aufbauen.“ Aber auch Banken und private Geldgeber ließen sich Chancen auf gute Gewinne entgehen, wenn sie einen Bogen um IT-Start-ups machten. 60 Prozent der IT-Gründungen seien nach fünf Jahren noch am Markt.

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Themenseiten: Bitkom, Marktforschung, Studie

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