Twitter-CEO: „Wir brauchten eine konsistente Nutzererfahrung“

Dick Costolo wirbt bei TV-Auftritten für die neuen mobilen Twitter-Apps. Drittentwickler sind verärgert über die für sie geltenden Einschränkungen. Besonders in die Kritik kommt die neue iPad-App, die die funktionellere UI der Vorversion aufgibt.

Twitter-Chef Dick Costolo hat sich mit mehreren TV-Auftritten bemüht, die Vorteile der überarbeiteten Mobil-Apps für iOS und Android herauszustellen. Gleichzeitig ist Twitter der lautstarken Kritik aus der Entwickler-Community ausgesetzt, die nicht mit den kürzlich eingeführten Zugangseinschränkungen zum Mikroblogging-Dienst einverstanden ist. Bei den Nutzern stieß insbesondere Twitters iPad-App auf Ablehnung, die wesentliche Vorzüge der früheren Version zurücknahm.

Costolo trat zunächst im Morgenmagazin „Today Show“ auf, um Twitters neue „Mobile zuerst“-Strategie vorzustellen. Er ging auch auf die funktionellen Einschränkungen für die Twitter-Clients von Drittanbietern ein, wich aber der Frage nach dem Bestreben des Unternehmens aus, sich selbst einen größeren Anteil der Werbeeinnahmen zu sichern.

Twitter-CEO Dick Costolo in der Interview-Show „Charlie Rose“ (Screenshot: News.com)

„Während unsere Nutzer Twitter auf mehr als einer Plattform anzunehmen beginnen, haben wir verstanden, dass wir eine konsistente, von uns selbst vorgegebene Oberfläche benötigen“, begründete er die Veränderungen später in der Interview-Show von Charlie Rose. „Wir wollen dem Ökosystem damit sagen, da gibt es all diese Dienste mit Mehrwert, deren Schaffung wir gerne sehen würden, und die unsere Kunden und Nutzer haben wollen – etwa große Unternehmen, die sich eine CRM-Software für die Gestaltung ihrer Kundenbeziehungen wünschen. Andererseits gibt es bereits Tausende von Twitter-Clients und damit keine Notwendigkeit mehr für viele weitere.“

„Die Zukunft von Twitter besteht darin, dass wir eine echte Plattform haben“, fügte er hinzu, „und nicht nur eine API, die es Entwicklern erlaubt, eine alternative Twitter-Erfahrung zu schaffen. Sondern eine API, die es Drittanbietern ermöglicht, auf Twitter in einer Weise aufzusetzen, die wachsenden Wert für den Nutzer schafft. Das ist vergleichbar etwa damit, wie Amazon es anderen Händlern erlaubt, sich im Amazon Marketplace zu betätigen.“

Lange im Twitter-Ökosystem aktive Entwickler sehen das teilweise ganz anders. „Twitter wurde auf dem Rücken von Drittentwicklern aufgebaut“, sagte TwitPic-Gründer Noah Everett gegenüber News.com. „Aber jetzt bekommen diese Entwickler einen Tritt. Ich bin sicher, dass der Druck von Twitters Aufsichtsrat stark nach unten wirkt und dazu drängt, die Aufmerksamkeit der Nutzer unter die eigene Kontrolle zu bekommen.“

Als besonderes Vorbild sieht der Twitter-Chef auch Apple, mit dem Twitter schon längere Zeit in enger Zusammenarbeit die tiefe Integration in sein Mobilbetriebssystem iOS vorantrieb. Starke Kritik zog jedoch die aktualisierte Twitter-App für das iPad auf sich. Sie verzichtet auf eine zuvor sehr beliebte Benutzeroberfläche zugunsten einer einfacheren UI, wie sie auch für das iPhone zum Einsatz kommt.

Die Vorversion war noch von Tweetie-Gründer Loren Brichter konzipiert worden, der Twitter inzwischen verlassen hat. „Fast alles, was an Brichters Design cool war, ist herausgerissen worden“, beschwerte sich Xconomy. In der Folge erhielt Twitters neue iPad-App im iTunes App Store auffällig viele Bewertungen mit nur einem Stern.

„Sie haben Loren Brichters bahnbrechendes neues UI weggeworfen“, entsetzte sich John Gruber von Daring Fireball. „Das ist eines der rückschrittlichsten Updates, die ich seit langem bei einer App erlebt habe“, klagte auch Pavan Rajam im Rajam Report. „Wir sind tief gefallen von einem UI, das die größere Bildschirmfläche des iPad meisterlich nutzte.“

[mit Material von Daniel Terdiman, News.com]

Themenseiten: Mobile, Networking, Software, Soziale Netze, Twitter, iPad

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