Berichte: Chinesische Studenten zu Arbeit in iPhone-Werk gezwungen

Die Produktion des neuen iPhones erfordert mehr Arbeitskräfte. Lokale Behörden kooperieren mit Foxconn und machen Druck. Absolvieren Studenten nicht die verlangten "Praktika" am Fließband, droht ihnen eine Verweigerung ihrer Abschlüsse.

Nach Berichten aus China werden Studenten von Berufsfachschulen und Universitäten zu zweimonatigen Praktika bei Foxconn gezwungen, um die Produktionsmengen für das kommende neue iPhone zu sichern. Shanghai Daily zitiert betroffene Studenten aus der Millionenstadt Huai’an in der Provinz Jiangsu, die übereinstimmend den auf sie ausgeübten Druck beschreiben.

Fließbandarbeiterinnen in einem chinesischen Foxconn-Werk (Screenshot: Liu Jiayi, News.com)

Die Studierenden sollen sechs Tage in der Woche jeweils zwölf Stunden arbeiten und dafür im ganzen Monat 1550 Yuan (194 Euro) erhalten – aber gleichzeitig „Hunderte Yuan für Essen und Unterkunft“ abgeben müssen. Wie ein Student namens Youyoyu berichtet, wurden Mitglieder der Fachbereiche Jura, Anglistik und Betriebswirtschaft in den Dienst von Foxconn gezwungen. Laut MengniulQ84 haben chinesische Behörden die Hochschulen zur Kooperation mit Foxconn angewiesen. Die Eltern seien darüber jedoch nicht informiert worden, und unterschriebene Verträge gäbe es gar nicht erst. Einige Institute hätten ihre Praktikumsprogramme nach Medienberichten und öffentlichem Druck abgebrochen, aber ihre Hochschule habe das nicht vor und hätte sogar Studenten abgestraft, weil sie das Foxconn-Werk verlassen wollten.

Ein Bericht des landesweiten Rundfunks beruft sich auf Lehrer lokaler Schulen. Sie hätten zugegeben, den Unterricht für die nächsten ein oder zwei Monate eingestellt zu haben. Die Praktika seien obligatorisch, um „Arbeitsbedingungen erfahren zu lassen und individuelle Fähigkeiten zu fördern“. Yu Fangquiang, Leiter einer gemeinnützigen Organisation, wollte Betroffenen beistehen und bei juristischen Maßnahmen gegen die Bildungseinrichtungen unterstützen. Sie hätten das teilweise gar nicht gewagt, da sie eine anschließende Verweigerung ihrer Abschlüsse befürchteten.

First Financial Daily (Google-Übersetzung) führt den behördlichen Druck darauf zurück, dass Stadt und Provinz in hohem Maße von den Steuereinnahmen durch den Apple-Zulieferer Foxconn abhängig sind. Daher mobilisiere die Stadtverwaltung von Huai’an auf allen Ebenen, „um in Zusammenarbeit den Arbeitskräftebedarf von Foxconn zu erfüllen“. Als praktisches Beispiel zitiert die Publikation die zögerlich gegenüber Reportern getätigten Aussagen von Studenten, die am Fließband Datenkabel für Apple montieren. Ihre Hochschule hat demnach deutlich gemacht, dass das Praktikum ihre akademischen Leistungsnachweise beeinflusst – und es ohne seine Absolvierung keine Diplome gibt.

Gegenüber Business Week räumte Foxconn die Praktika ein, bestritt aber den Zwang zur Teilnahme in einer per E-Mail übersandten Erklärung. Laut Foxconn erbrachten Überprüfungen durch die Fair Labor Association (FLA) keine Hinweise auf ausgeübten Zwang. Die Organisation, zu deren Mitgliedern Apple gehört, hatte Foxconn erst kürzlich verbesserte Arbeitsbedingungen bescheinigt. Andere Arbeiterschutz-Organisation äußerten sich jedoch kritisch zu den veröffentlichten Ergebnissen.

[mit Material von Charlie Osborne, News.com]

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Themenseiten: Apple, Business, China, Foxconn, IT-Jobs, Mobile, iPhone

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8 Kommentare zu Berichte: Chinesische Studenten zu Arbeit in iPhone-Werk gezwungen

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  • Am 7. September 2012 um 14:13 von Mohammad

    Und sie sägten an den Ästen
    Auf denen sie saßen
    […]
    –KURT TUCHOLSKY–

    • Am 7. September 2012 um 17:44 von falko

      das ist von Bertolt Brecht du Genie

      • Am 7. September 2012 um 17:50 von Florian Kalenda

        Korrekt. Und somit auch noch nicht gemeinfrei. Zitat aus Urheberrechtsgründen gekürzt …

  • Am 7. September 2012 um 14:51 von JennyS

    Naja Apple kann nicht unter besseren Umständen produzieren lassen, weil die Geräte so günstig angeboten werden müssen, um wettbewerbsfähig zu sein. Es kann ja nicht angehen, dass Apple an einem iPhone weniger als das absolute Maximum an Gewinn bekommt. Diese winzige Garagenfirma kann es sich nicht leisten Menschen als solche zu behandeln. Hört auf euch über den Apfel aufzuregen, denn er steht über Ethik, Gesetz, Verstand und Würde.

  • Am 7. September 2012 um 19:54 von iSlave

    Ein neuer Höhepunkt in der Geschichte der Apple-Arbeitssklaven, das sind iSlaves.

    Jeder halbwegs anständige Mensch der Sklaverei missbilligt, sollte so lange keine Apple-Geräte kaufen, bis Apple endlich de facto dafür sorgt, daß seine Geräte-Hersteller die Geräte unter menschenwürdigen Bedingungen und zu anständigen Löhnen produzieren. Bis dahin unterstützt jeder Apple-Kunde de facto die morderne Sklaverei!

    iGITTIGITT

    • Am 8. September 2012 um 1:36 von Wills

      Wie DDR-Studenten bei der Ernte!

    • Am 9. September 2012 um 9:42 von Snooze

      Als ob Sony, LG, Microsoft usw. Nicht auch bei Foxconn Geräte fertigen lassen. Dann darf man fast garnichts mehr aus China kaufen.

      • Am 10. September 2012 um 9:24 von Ralph

        Also gar nichts mehr, denn es gibt ja fast nichts mehr, was aus Profit-Gründen nicht wenigstens teilweise in China gemacht wird. Das fängt bei Elektronik an und hört bei giftigem Spielzeug auf.

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