Richterin diskutiert mit Apple über Zeugenliste – und Drogen

Die Richterin findet Apples Zeugenliste zu lang. Nur wer unter Drogeneinfluss steht, kann ihrer Meinung nach annehmen, dass sie alle noch zu Wort kommen. Apples Anwalt: "Euer Ehren, ich kann Ihnen versichern, dass ich kein Crack rauche."

Um die von Apple in letzter Minute für den Prozess gegen Samsung zusammengestellte Zeugenliste haben sich Richterin und Anwalt einen bizarren Schlagabtausch geliefert. Nur wer unter Drogen stehe, könne erwarten, eine so große Zahl Zeugen in der zur Verfügung stehenden Zeit zu befragen, argumentierte nämlich Bezirksrichterin Lucy Koh aus San Jose.

Richterin Lucy KohRichterin Lucy Koh vom San Jose District Court

„Ich werde nicht herumlaufen und 75 Seiten an Einweisungen für Leute erstellen lassen, die letztlich doch nicht aussagen“, führte Koh in Richtung von Apples Anwalt Bill Lee aus. „Aber wirklich. 75 Seiten! 75 Seiten! So viele wollen Sie, dass ich vorlade, aber wenn Sie nicht gerade Crack rauchen, wissen Sie, dass diese Zeugen nicht alle innerhalb von vier Stunden aufgerufen werden können.“

Lee antwortete: „Euer Ehren, ich kann Ihnen versichern, dass ich kein Crack rauche.“

Der Wortwechsel illustriert, wie sehr Apple und auch Samsung unter Zeitdruck stehen, um ihre komplexen Argumentationen vorzubringen und zu untermauern. Beide haben je 25 Stunden Zeit für Zeugenbefragungen. Davon verbleiben Samsung derzeit noch 90 Minuten, Apple aber sechseinhalb Stunden. Apple will diese Spanne nutzen, um Samsungs Zeugen ins Kreuzverhör zu nehmen – aber auch, um mit eigenen Experten Behauptungen des Prozessgegners zu widerlegen. Die jetzt vorgelegte Liste mit über 20 Zeugen scheint unter diesen Umständen wohl nicht nur der Richterin etwas lang.

Nach Abschluss der Befragungen stehen beide Seiten je zwei Stunden für ihre Abschlussplädoyers zur Verfügung. Koh hat allerdings schon gedroht, dies zu kürzen, falls weiter so viele Formalitäten den Prozess verzögern.

Überhaupt gilt Koh als direkt und gelegentlich etwas rabiat in ihrem Umgang mit Prozessparteien. Anfang der Woche hatte sie schon gesagt, sie vertraue keinen Informationen, die von einem der Anwälte kämen. Stattdessen forderte sie schriftliche Unterlagen. Und vorgestern schimpfte sie, beide Firmen mit ihren „zahllosen Anwälten“ reichten zu viele Anträge und Formulare ein, ihr Personal sei mit dem Papierkram völlig überfordert.

[mit Material von Josh Lowensohn, News.com]

Themenseiten: Apple, Gerichtsurteil, Patente, Samsung

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