Mobile vertikale Anwendungen: mehr Prozesseffizienz in Unternehmen

"Enterprise Apps" bieten Mitarbeitern jederzeit und überall Zugriff auf unternehmensrelevante Daten und verbessern so Geschäftsprozesse und Arbeitsabläufe. Welche Geschäftsprozesse sollen aber mobil gemacht werden, um den größten Nutzen zu erzielen?

Mobile vertikale Applikationen unterstützen typischerweise branchenspezifische Prozesse. Sie sind maßgeschneidert und basieren häufig auf kundenindividuellen Entwicklungen. Ihre bran-chenspezifische Ausrichtung ist der Hauptunterscheid zu horizontalen Anwendungen, die allgemeine Anforderungen abbilden und daher „von der Stange“ zu kaufen sind, wie zum Beispiel vertriebsunterstützende Applikationen oder Anwendungen für das allgemeine Personalmanagement.

In der Praxis ist die Trennlinie allerdings häufig sehr fein: Einige Anwendungen sind ganz klar vertikal, zum Beispiel Anwendungen, die medizinischem Fachpersonal auch die Fernüberwachung ihrer Patienten ermöglichen. Andere vertikale Applikationen sind von Natur aus eher horizontal, so wie mobile CRM-Anwendungen, jedoch speziell darauf zugeschnitten, auch branchenspezifische Prozesse und Systeme einzubinden. Wo genau liegen nun die Vorteile mobiler Anwendungen im Allgemeinen und vertikaler im Besonderen?

Gewichtige Vorteile

Uwe Becker, der Autor dieses Gastbeitrags für ZDNet, ist bei Orange Business Services Head of Global Services Germany (Bild: Orange Business Services).
Uwe Becker, der Autor dieses Gastbeitrags für ZDNet, ist bei Orange Business Services Head of Global Services Germany (Bild: Orange Business Services).

Sowohl horizontale als auch vertikale Applikationen bieten Vorteile: An erster Stelle stehen Produktivitätssteigerungen durch eine gesteigerte Prozesseffizienz und höhere Mitarbeiterproduktivität aufgrund Echtzeitdatentransfer, verbesserter Resourcenverteilung und präziserem Datenmanagement zurückzuführen. Aufgrund der wachsenden Mitarbeitermobilität verringern sich auch die Kosten für die physische Infrastruktur.

Der unmittelbare Datenzugriff ermöglicht außerdem schnellere Reaktions- und kürze Antwortzeiten. In der Folge wachsen sowohl der Umsatz als auch die Kundenzufriedenheit. Und nicht nur der Kunde ist zufriedener, sondern auch der Mitarbeiter, der die Nutzung mobiler Anwendungen aus seinem Privatleben kennt und die damit einhergehende Flexibilität nun auch im Berufsleben erfährt.

Mobile vertikale Anwendungen berücksichtigen darüber hinaus auch die branchenspezifischen Besonderheiten und sind daher ohne Alternative, wenn ein Geschäftsprozess von Natur aus branchenspezifisch ist oder die Anwendung speziellen Anforderungen entsprechen muss. Je kundenspezifischer die Anwendung ausgestaltet ist, desto besser bildet sie den betreffenden Geschäftsprozess ab. Vertikale Applikationen haben daher größere Auswirkungen auf das Geschäftsergebnis. Um den maximale Nutzen mobiler Anwendungen zu erreichen sollten deshalb, wenn das Potenzial für eine radikale Prozesserneuerung besteht, vertikale statt horizontale Applikationen eingesetzt werden.

Große Herausforderungen

Warum steckt also trotz dieser Vorteile der Einsatz mobiler vertikaler Applikationen nach wie vor in den Kinderschuhen? Sicherheitsaspekte spielen hier sicherlich eine große Rolle: Wie können kritische Unternehmensdaten bei Transfer über Funkverbindung vor unberechtigtem Zugriff gesichtert werden? Wie sind Daten im Falle eines Geräteverlusts geschützt? Wo liegen die Daten überhaupt?

Außerdem ist das Angebot an Geräten und Betriebssysteme sehr vielfältig. Die Komplexität wird noch dadurch erhöht, dass die Mitarbeiter zunehmend ihre privaten Geräte auch beruflich nutzen wollen. Das macht ein Überdenken von Service Management und Kontrolle durch die IT-Abteilungen notwendig. Steuerungs- und Überwachungspraktiken sollten entsprechend angepasst werden. Alte IT-Syteme machen die Sache nicht einfacher.

Hinzu kommt, dass die Anwendungsentwicklung häufig einen kompletten Neuentwurf von Geschäftsprozessen erfordert, wofür wiederum ein tiefes Prozessverständnis nötig ist. Prozessgrenzen erschweren hier oft die Zusammenarbeit. Außerdem sollten die Bedürfnisse und Anforderungen der Anwender klar sein. Sie sollten daher frühzeitig in die Prozessdefinition einbezogen werden. Darüber hinaus ist auch sicherzustellen, dass die bestehende Supportsysteme während des Wechsels zu mobilen Anwendung nur wenig tangiert werden.

Zu klären ist auch, ob die IT-Abteilung über das nötige Wissen zur Anwendungsentwicklung verfügt. Hat sie das erforderliche Know-how hinsichtlich Softwarecodierung und Geräte- oder Systembeschränkungen oder ist Hilfe von außen nötig? Nicht zu unterschätzen ist zudem der Kulturwandel, der mit dem Einsatz mobiler vertikaler Anwendungen einhergeht. Denn die veränderte Arbeitsweise führt auch zu einer Änderung der Unternehmenskultur und erfordert daher die Unterstützung von ganz oben.

Gesonderte Anforderungen

Angesichts der großen Herausforderungen stellt sich die Frage: Wozu der Aufwand? Die Antwort ist einfach: Das Geschäftsumfeld ändert sich. Die Mitarbeiter fordern ihrerseits größere Flexibilität, Mobilität und ständige Konnektivität. Sie kennen die Vorteile mobiler Anwendungen aus ihrem Privatleben und möchten deren Vorzüge auch in ihrem Berufsleben nutzen. Die Konsumerisierung der Unternehmens-IT ist allgegenwärtig. Kunden verlangen immer kürzere Antwortzeiten, erhöhte Transparenz und wettbewerbsorientierte Preise.

Hinzu kommt, dass die eingesetzten Geräte immer mehr können. Sie verfügen über bessere Funktionalitäten, längere Akkulaufzeiten und größere Displays. Die Netzabdeckung bei immer höheren Bandbreiten nimmt weiter zu, während die Kosten für die Geräte und die Geräteverbindung sinken.

Wer bebehält da noch den Überblick? Dafür gibt es Dienstleister, die alle Phasen des Entwicklungsprozesses begleiten können. Eines ist klar: Unternehmen verschließen ihre Augen nicht vor dieser Entwicklung. Wenn sie aber den Einsatz mobiler vertikaler Applikationen in Betracht ziehen, sollten folgende zwei Fragen klar beantwortet werden: Welche Prozesse sollen mobilisiert werden? Und: Wie können sie diese mobil aufsetzen?

Die Antworten fallen je nach Industriezweig unterschiedlich aus: So ist beispielsweise die Finanz- und Versicherungsbranche angesichts der jüngsten Finanzkrise getrieben vom Beürfnis nach operationaler Effizienz und der Notwendigkeit für eine bessere Kundeninteraktion. Hier geht es um mehr Zeit mit und für den Kunden, schnellere Antwortzeiten und eine bessere, teamübergreifende Zusammenarbeit.

Im produzierenden Gewerbe haben dagegen die optimierte Bedarfsdeckung und die schnelle, kosteneffiziente Fertigung von Produkten Vorrang. Transport- und Logistikunternehmen wiederum nutzen mobile vertikale Anwendungen, um die steigenden Erwartungen an Transportzuverlässigkeit und -sicherheit zu managen. Außerdem stehen hier eine bessere Informationstransparenz und wettbewerbesfähige Preise auf der Agenda.

Gezielte Vorgehensweise

In jedem Fall kann die Entscheidung für die Entwicklung mobiler vertikaler Anwendungen nicht leichtfertig getroffen werden. Vielmehr sind sorgfältige Überlegungen in Bezug auf Notwendigkeit, technische Voraussetzungen und Know-how nötig. Die meisten Unternehmen verfolgen einen proprietären Ansatz, um eine möglichst individuelle Lösung zu realisieren. Dazu gehört ein schrittweiser Entwicklungsprozess inklusive einer Machbarkeitsstudie und der Fokussierung auf die Alltagstauglichkeit und Anwenderfreundlichkeit.

Auch wenn Lösungen „von der Stange“ den Entwicklungs- und Wartungsaufwand deutlich reduzieren und aus Kostengründen für KMUs empfehlenswerter sind, so sind maßgeschneiderte Lösungen oft die einzige Möglichkeit, einen speziellen Prozess abzubilden. Außerdem bilden nur unter Einbeziehung von Mitarbeitern in Eigenregie entwickelte Anwendungen die unternehmensspezifischen Geschäftsprozesse unter Berücksichtigung der strategischen Erfordernisse exakt ab.

Die Vorteile sind unbestritten. Aber der Vorgang bleibt komplex. Konzeption und Umsetzung sollten daher am besten von einer Art „Chief Mobility Officer“ koordiniert werden. Er kennt die bestehende IT-Infrastruktur am besten und hat Kosten, Benutzerfreundlichkeit, Kompatibilität, Sicherheit und Funktionsfähigkeit sowie die unternehmensweiten Entwicklungen permanent im Blick. Die Einbeziehung der eigenen Mitarbeiter, ein schrittweiser Entwicklungsprozess, in dem die Bedienbarkeit in den verschiedenen Stadien überprüft wird, sowie die Konzentration auf maximale Benutzerfreundlichkeit führen zum gewünschten Ergebnis.

Mit einem erfahrenen Dienstleister als Partner können Skaleneffekte realisiert werden. In jedem Fall bringt dieser eine klare Perspektive und frischen Wind von Außen mit. Durch die Einbeziehung Dritter lassen sich außerdem Fehler vermeiden, die andere bereits gemacht haben.

AUTOR

Uwe Becker ...

ist Head of Global Services Germany bei Orange Business Services. Der weltweit agierende Service Provider für IT und Kommunikation unterstützt Firmen, indem er Standorte, Menschen und Maschinen sicher und zuverlässig vernetzt.

Themenseiten: Gastbeiträge, IT-Business, Mittelstand, Orange Business Services

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