Oracle-Prozess: Googles Java-Chef spricht über Fragmentierung von Java

Google wollte eine Zersplitterung von Java und damit Ärger mit Sun vermeiden. Gemeint war damit laut Andy Rubin eine "Inkompatibilität zu Suns Java". Davon wusste neben dem Java-Chef auch der damalige CEO Eric Schmidt.

Oracles Chefanwalt David Boies hat sich am siebten Verhandlungstag im Java-Prozess erneut Googles Android-Chef Andy Rubin vorgenommen. Er legte dem Gericht rund 40 Dokumente vor, die belegen sollen, dass Rubin und Google wussten, dass sie eine Lizenz für Java benötigten.

Andy Rubin (Bild: News.com)
Andy Rubin (Bild: News.com)

Boies versuchte, Rubins Aussagen vom Montag zu rekapitulieren. Anfang der Woche hatte der Oracle-Anwalt Googles Android-Chef zu E-Mails aus den Jahren 2005 und 2006 befragt. Darin räumt Google angeblich ein, dass es eine Partnerschaft mit Sun oder eine TCK-Lizenz (Technical Compatibility Kit) braucht. Es soll zudem eingestanden haben, dass es wohl kaum eine saubere Version der Java Virtual Machine für Android entwickeln kann.

Seine Argumente stützte Boies mit Nachrichten, aus denen hervorgeht, dass Rubin eine „Fragmentierung“ oder eine Inkompatibilität zur Java-Spezifikation befürchtete. „Wenn wir uns nicht sehr bemühen, eine Fragmentierung zu vermeiden, dann werden wir mehr Ärger mit Sun haben“, heißt es in einer E-Mail an Rubin von Tim Lindholm, Java-Guru und ehemaliger Ingenieur bei Sun, der bei Google an der Android-Plattform arbeitet.

„Sie wussten im Oktober 2005, dass Sun eine Fragmentierung verhindern wollte“, sagte Boies. Rubin erwiderte, er sei sich nicht sicher, ob Lindholm und Sun „Fragmentierung“ gleich definierten. „Ich war zurückhaltend bei der Verwendung des Worts ‚Fragmentierung‘. Meine Definition von Fragmentierung war ‚inkompatibel zur Implementierung von Java'“, so Rubin weiter.

Boies bezog sich auch auf ein im November 2007 geführtes Interview von News.com mit Rich Green, damals Software-Chef bei Sun, das auch dem früheren Google-CEO Eric Schmidt bekannt war. Darin kritisierte Green, dass eine Zersplitterung von Java nicht im Interesse der Software-Entwickler sei. Sun wolle mit Google zusammenarbeiten, um eine fragmentierte Java-Umgebung zu vermeiden.

Rubin sagte darauf, er habe die von Sun benutzte Definition von Fragmentierung nicht gekannt. „Haben Sie jemals jemanden gefragt?“, erwiderte Boies. „Nein“, lautete Rubins Antwort.

Google wird voraussichtlich am heutigen Verhandlungstag mit der Befragung seiner Zeugen beginnen. Dann wird auch Rubin erneut vor Gericht erscheinen.

Der Java-Prozess zwischen Oracle und Google befindet sich noch immer in seiner ersten Phase, in der urheberrechtliche Fragen im Mittelpunkt stehen. Laut Oracle verwendet Google in Android unerlaubt 37 geschützte APIs. Google hält dagegen, dass das Copyright nicht auf Programmierschnittstellen anwendbar sei. In späteren Prozessphasen soll es um Patente und Schadenersatz gehen.

[mit Material von Dan Farber, News.com]

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