Streit um Nano-SIM-Standard: Entscheidung vertagt

Nach einer Versammlung vertagt das Standardisierungsgremium die Abstimmung. Sie wird frühestens in 30 Tagen stattfinden. Kurz vor der Abstimmung war der Streit zwischen Apple und anderen Herstellern eskaliert.

Netzbetreiber und Handyhersteller haben sich nicht über den neuen Nano-SIM-Standard einigen können. Nach einer offenbar stürmisch verlaufenen Versammlung hat das Standardisierungsgremium ETSI die Abstimmung vertagt, die für Ende dieser Woche vorgesehen war. Wie die französische Tageszeitung Les Echos berichtet, kann die Abstimmung nach den Regularien von ETSI frühestens in 30 Tagen wieder angesetzt werden.

Zuvor war der Streit um die Standardisierung von Nano-SIM eskaliert. Research In Motion warf Apple sogar vor, die anstehende Abstimmung manipulieren zu wollen. In einem Brief an das Europäische Institut für Telekommunikationsnormen (ETSI) als zuständigem Standardisierungsgremium monierte der Blackberry-Hersteller, Apple habe drei eigene Mitarbeiter als Vertreter für Bell Mobility, KT Corp. und SK Telekom registriert. Nach den ETSI-Regeln sei aber nicht erlaubt, ein Stimmrecht stellvertretend auszuüben.

Micro-SIM

Apple hat sich mit seinem Vorschlag gegen einen Antrag der Hersteller Motorola, RIM und Nokia gestellt. Damit stehen zwei grundlegend verschiedene Designs der Nano-SIM-Karte zur Wahl. Sie soll als kleinere Version von Micro-SIM zugleich mehr Speicher und Funktionalität bringen. Apples Nano-SIM scheint allerdings eine Art Schutzschublade erforderlich zu machen und könnte die anderen Hersteller zwingen, ihre Mobiltelefone unter diesem Aspekt neu zu konstruieren.

Nach einem Bericht der Financial Times hatte Apple zuvor schon sechs europäische Tochtergesellschaften bei ETSI angemeldet, um seine Stimmrechte zu erhöhen. Das zumindest scheint zulässig zu sein, und Tochterfirmen mit mehr als 8 Milliarden Euro Umsatz stehen theoretisch bis zu 45 Stimmen zu. Apple könnte es daher durchaus gelingen, die starke Position Nokias zu brechen, das über 92 Stimmen verfügt.

Die übrigen Hersteller befürchten offenbar einen zu starken Einfluss von Apple. Berichten zufolge soll es zwar eine kostenlose Lizenzierung seiner Patente für die Nano-SIM zugesagt, im Gegenzug aber das gleiche Vorgehen der Lizenznehmer gefordert haben. Genau das aber will Nokia verweigern und hat angekündigt, seine eigenen SIM-Schutzrechte nicht für das von Apple eingereichte Design freizugeben und es damit zu blockieren. Nokia argumentiert weiterhin, nur das zusammen mit RIM und Motorola vorgeschlagene Format entspreche allen vereinbarten ETSI-Anforderungen und lasse mehr Spielraum beim Bau der Geräte.

The Verge hat Abbildungen aus den bei ETSI eingereichten Vorschlägen veröffentlicht, aus denen die Unterschiede ersichtlich sind. Apple schlägt als Standard für Nano-SIM praktisch eine Micro-SIM-Karte vor, die von ihrer Plastikhülle befreit wurde. Damit ließe sich eine Nano-SIM-Karte über einen Adapter theoretisch auch in heute verkauften Geräten nutzen. Während der iPhone-Hersteller offenbar so viel wie möglich vom herkömmlichen SIM-Format erhalten will, drängen Nokia, RIM und Motorola zu einem grundlegend neuen Design des 20 Jahre alten „Subscriber Identity Module“ (SIM).

[mit Material von Steven Musil, News.com]

Themenseiten: Apple, Business, ETSI, Hardware, Mobil, Mobile, Motorola, Nokia, RIM, Research In Motion, Smartphone

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