Das erste Handy mit Huawei-Logo auf dem deutschen Markt war extrem erfolgreich. Kein Wunder: Das Ideos X3 hat den Preis für gute Einsteiger-Smartphones kräftig gedrückt. Android ohne große Haken für 99 Euro – das kam an.

Jetzt bringt der Konzern hierzulande auch ein Tablet auf den Markt. Mit einem Preis von um die 380 Euro ist es zwar nicht ganz so ein Schnäppchen wie der Handy-Bruder – denn ordentliche Einsteiger-Touchrechner gibt es schon für deutlich unter 200 Euro. Aber denen sieht man eben schon auf den ersten Blick an, aus welcher Preiskategorie sie kommen. Das MediaPad hingegen könnte auch von Apple stammen.

Design

Auf den ersten Blick wird klar: Das hier ist kein Billigheimer. Und wenn man es berührt, wird dieser Eindruck unterstrichen. Solides Alu, Unibody-Gehäuse, perfekte Verarbeitung – so muss es sein. Aber der Reihe nach.

Das Gerät ist mit einem 7-Zoll-Touchscreen ausgestattet. Damit hat es fast exakt die halbe Bildschirmfläche wie ein iPad und passt gerade noch in die Innentasche von Sakko, Jacke oder Weste – und ist für den wirklich mobilen Einsatz geeigneter als das deutlich größere Apple-Tablet, das sich dafür aber eben besser als bessere Video- oder Fotoplayer schlägt.

Die Oberseite des MediaPad ist komplett mit Glas überzogen. Das Material hinterlässt einen hochwertigen und stabilen Eindruck, gemeinsam mit Schlüssel oder Kleingeld würden man es aber wohl nicht in die Tasche stecken – wobei da wohl eher die Rückseite aus eloxiertem Aluminium Kratzer abbekommen würde als das Touchpanel auf der Front. Oben und unten (im Hochformat gehalten) zieht sich ein 1,8 Zentimeter breiter Rahmen, links und rechts ist der schwarze Rand mit 1,3 Zentimetern etwas schmaler. Das Glas wird eingefasst von einem dünnen Kunststoffstreifen, der das Tablet – sollte es mal auf dem Display liegen – leicht von der Oberfläche abhebt und so vor Kratzern schützt. Danach folgt ein dünner Rand aus Alu, der direkt in die Seiten und in den Rücken übergeht. In der oberen rechten Ecke sitzt die Linse der Frontkamera, ansonsten gibt es auf der Vorderseite keinerlei Elemente.

In der Höhe misst das Huawei gut einen Zentimeter. Lediglich die Linse der rückwärtigen Kamera steht noch gut 1,5 Millimeter weiter hervor. Die Rückseite besteht fast vollkommen aus eloxiertem Aluminium. Nur oben und unten gibt es jeweils einen kleinen, dreieckig zulaufenden Bereich aus Kunststoff. Das Material ist schwarz und gummiert und fühlt sich dementsprechend nicht billig an. In der oberen Abdeckung hat die Linse der Kamera ihren Platz gefunden, die untere lässt sich abnehmen. Darunter befinden sich die Slots für SIM- und microSD-Karte.

Hält man das Gerät im Hochformat, gibt es auf der linken Seite keine Elemente. Oben sind zwei etwa einen Zentimeter breite Aussparungen ins Metall gefräst, hinter denen sich die Lautsprecher befinden. Neben dem rechten sitzt die Klinkenbuchse zum Anschluss des mitgelieferten Headsets. Auch Standard-Kopfhörer kann man hier anstecken. Die Oberseite ist links und rechts von einem dünnen, schwarzen Steg von den Seiten getrennt – das sieht so aus wie beim Rahmen von iPhone 4 und iPhone 4S.

Die rechte Seite beherbert den Power-Button sowie den Wippschalter zur Regelung der Lautstärke. Die Tasten sind – wie das Gehäuse – aus Alu gefertigt und hinterlassen einen sehr wertigen Eindruck. Auch der Druckpunkt ist ordentlich. Auf der Unterseite befinden sich die übrigen Elemente, also Ladebuchse, Micro-HDMI-Ausgang und Micro-USB-Buchse. Schade: Wie die meisten Tablets lässt sich auch das MediaPad nicht über USB laden oder zumindest mit Energie versorgen. Unterwegs ist man also immer auf das mitgelieferte Netzteil angewiesen.

Ausstattung

Unter der Haube kommt nicht der bei Android-3-Tablets so verbreitete Tegra-2-Prozessor von Nvidia zum Einsatz – Huawei setzt stattdessen auf einen Dual-Core-Snapdragon von Qualcomm, so wie er in den meisten Smartphones sitzt. Er hat eine Taktfrequenz von 1,2 GHz und Zugriff auf insgesamt 1 GByte Arbeitsspeicher. Dazu gibt es 8 GByte internen Speicher (ROM), der ausreichend Platz für Betriebssystem, Apps, Musik und Dokumente mitbringt. Wer eine komplette Staffel seine Lieblingsserie in Full-HD dabei haben möchte, kann einfach eine zusätzliche Speicherkarte mit maximal 32 GByte Kapazität einschieben.

Das Display ist ein echtes Highlight: Obwohl es mit einer Diagonalen von 7 Zoll eben nur halb so groß ist wie das des iPad, löst es deutlich höher auf – und das resultiert in einer schärferen Darstellung. Zum Vergleich: Während das Apple-Tablet 1024 mal 768 Pixel darstellt, hat das Huawei 1280 mal 800 Bildpunkte zur Verfügung. Anders gesagt: Wenn man die Android-3-typische Menüleiste im unteren Bildbereich, die die Tasten für Zurück, Home und die zuletzt geöffneten Apps abzieht, bleiben noch 1280 mal 720 Pixel übrig – und damit genug für HD-ready-Videofilme. Dank hochwertigem IPS- statt billigem TN-Panel stimmen auch Farbwiedergabe und Blickwinkel. Bei der Anzeige können sich die teureren Konkurrenten eine Scheibe abschneiden – und dieser Punkt setzt das Huawei auch über das inzwischen etwa gleich teure HTC Flyer, das zwar einen Stift mitbringt, aber dafür nur Android 2.4 und einen 7-Zoll-Screen mit nur 1024 mal 600 Pixeln. Die hohe Pixelzahl hat aber auch einen Nachteil: Icons und Schriften werden teilweise sehr klein. Wer Probleme hat, noch alles lesen und die Buttons treffen zu können, kann im Menü auch eine geringere Pixelzahl – nämlich 1076 mal 600 – auswählen. Zum Wechseln muss das Gerät allerdings neu starten.

Der Touchscreen ist in der Lage, auf Eingaben von bis zu fünf Fingern gleichzeitig zu reagieren. In den meisten Fällen macht er das auch sehr gut – nur gelegentlich hakt es etwas, wobei der Grund dafür wohl eher bei der Software, und nicht bei der Hardware zu suchen ist. Bleibt zu hoffen, dass der Hersteller hier noch etwas nachlegt. Die leichten Schwächen bei der Reaktion sind allerdings nicht so gravierend, als das man nicht damit leben könnte. Nur besonders ungeduldige Zeitgenossen sollten das vor dem Kauf selbst ausprobieren.

Insgesamt zwei Kameras ermöglichen Selbstporträts, Fotos und Videotelefonie. Die Frontkamera mit ihren 1,3 Megapixeln reicht für einen schnellen Schnappschuss sowie für ein Bildtelefonat unterwegs aus – für viel mehr aber auch nicht. Von der 5-Megapixel-Cam auf der Rückseite erwartet man da schon mehr, aber leider entpuppt sie sich als eine der größten Schwächen des ansonsten so ausgeglichenen MediaPad – doch dazu später mehr.

Softwareseitig läuft Android 3.2 alias Honeycomb auf dem Tablet. Wie bei dieser Version des Google-Betriebssystems typisch gibt es keine großartigen Anpassungen seitens Huawei. Untypisch ist lediglich die Möglichkeit, die Display-Auflösung im Menü verändern zu können. Daran gibt es nichts auszusetzen – man muss sich kurz mit der Bedienung auseinandersetzen, kommt dann aber gut damit klar. Wer es wirklich simpel haben möchte, ist aber zumindest in diesem Punkt mit dem iPad besser bedient.

Mit an Bord sind die üblichen Android-Apps inklusive Browser, Mail, Youtube und Maps, dazu gibt es selbstverständlich über den Market Zugriff auf zigtausend weitere Anwendungen. Neben dem Standard hat Huawei noch einen hauseigenen, recht anständigen Dateimanager vorinstalliert. Dazu gibt es von Drittanbietern noch eine handvoll Spiele sowie eine uns unbekannte, aber ansonsten grundsolide Offie-Anwendung namens Yozo.

Leistung

Im praktischen Einsatz überzeugt das MediaPad meist mit flotten Reaktionen auf Nutzereingaben. Meist heißt: Gelegentlich hakt es etwas und reagiert nur schleppend auf Fingertapser und Wischbewegungen. Hoffentlich legt der Hersteller hier noch ein Update nach. Dass genügend Leistung vorhanden ist, beweist beispielsweise der Media-Player, der Full-HD-Videos ruckelfrei wieder- und über HDMI an einen angeschlossenen Fernseher ausgibt. Im Benchmarktest erreicht das Gerät beim Android-Benchmark Quadrant knapp 1900 Punkte. Damit ist es etwa auf dem gleichen Niveau wie das ebenfalls mit 7-Zoll-Display ausgestattete HTC Flyer, das zwar mit 1,5 GHz eine schnellere Taktrate, dafür aber nur einen Single-Core-Prozessor hat. Entlastend kommt für den Grafikbereich hinzu, dass das MediaPad bei den Grafik-Tests aufgrund der höheren Auflösung mehr Pixel berechnen muss. So schnell wie beispielsweise das Samsung Galaxy S2, das im Test gute 3000 Punkte erreicht, ist es allerdings nicht.

Die Kamera überzeugt nicht. Nur bei wirklich perfekten Bedingungen – also Sonnenschein im Freien – schießt sie ansehnliche Bilder. Sobald Wolken aufziehen oder der Nutzer gar in Gebäude oder – noch schlimmer – in schummrige Bars geht, leidet die Bildqualität. Es mangelt nicht nur an einer Foto-LED, sondern auch an den Details und die Fotos rauschen stark. Das könnte besser gehen, ist aber in der Praxis gar nicht so ein großes Problem. Denn schließlich rennt man wohl kaum im Urlaub mit dem Tablet statt mit der Digicam in der Hand durch die Gegend, um die wichtigsten Sehenswürdigkeiten fotografisch festzuhalten. Und für einen schnellen Schnappschuss im Notfall reicht die Bildqualität aus.

Im Gegensatz zu vielen anderen Geräten sind die zwei Aussparungen beim Huawei-Tablet keine Täuschung: Hier befinden sich wirklich zwei Lautsprecher. Aufgrund ihrer Position kann man einen Stereo-Effekt – wenn überhaupt – aber nur im Hochformat feststellen. Vielleicht geht es eher darum, dass der Sound nicht komplett verschwindet – denn viel zu leicht deckt man mindestens eines der Löcher mit den Fingern ab, wenn man das MediaPad im Querformat hält. Solange wir das nicht machen, sind Klang und Lautstärke gut. Gut genug, um in kleineren Gruppen mal ein Youtube-Video oder einen aktuellen Song vorzustellen.

Mit einer Kapazität von 4100 mAh hat das MediaPad einen minimal kräftigeren Akku als die 7-Zoll-Konkurrenz (HTC Flyer: 4000 mAh). Laut Hersteller gibt das Gerät mit einer vollen Ladung 6 Stunden am Stück Videos in Full-HD-Auflösung wieder. Deutlich energieeffizienter ist es natürlich, niedriger auflösende Clips zu betrachten. Dabei sowie beim Surfen erreicht man Werte in der Größenordnung von 6 Stunden, bei der Full-HD-Wiedergabe geht der Strom schon deutlich früher zur Neige. In der Praxis kommt man aber bei intensiver Nutzung problemlos über den Tag – und wer nur selten zum Tablet greift, schafft auch ein paar Tage am Stück.

Fazit

Gute Ausstattung, qualitativ hochwertig, keine Experimente – und ein fairer Preis. So präsentiert sich das Huawei MediaPad im Praxistest. Die größten Schwächen sind das gelegentliche Hakeln bei der Bedienung sowie die mäßige Kamera. Ansonsten überzeugt das Tablet rundum.

Die Konkurrenz hat nur wenig dagegenzusetzen. Zu den Alternativen im 7-Zoll-Format gehört vor allem das HTC Flyer, das einen Stift für Nutzereingaben mitbringt, allerdings nur die Smartphone-Version 2.4 von Android vorinstalliert hat.

Neueste Kommentare 

1 Kommentar zu Huawei MediaPad: schickes 7-Zoll-Tablet im Praxistest

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  • Am 6. Januar 2012 um 14:32 von Ich

    Fehlerhafter Produkttest !
    Hallo,

    mal wieder ein Test der völlig daneben ging.
    1.) Wie wäre es, wenn Ihr das Gerät mit der neusten Firmware testet ? Mit dieser läd das Pad über USB.

    2.) Wenn Ihr Vergleiche zu anderen Geräten zieht (HTC Flyer) dann bitte auch richtig. Der Fyler hat zur Zeit HC 3.2.1 ausgerollt bekommen.

    Nehmt den Test am besten nochmal in die Nachkontrolle.

    Gruß

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