Erst mit der dritten Version des Google-OS namens Honeycomb konnten sich Android-Tablets zu einer ernsthaften Alternative zu Apples iPad entwickeln. Die bis dahin auf den Geräten verwendete Version 2.3 war nämlich für kleinere Smartphone-Screens optimiert. Das erste Honeycomb-Tablet war das Anfang 2011 erschienene Motorola Xoom.

Mit dem Xoom 2 geht Motorola nun in die nächste Runde. ZDNet hat getestet, ob das Xoom 2 genauso wegweisend ist wie sein Vorgänger.

Hinweis: Der Artikel ist eine Übersetzung des Tests der ZDNet-Schwesterseite CNET.com. Die in den USA beim Provider Verizon angebotete Version mit LTE-Modul wird hierzulande voraussichtlich nicht auf den Markt kommen. Die Einführung in Deutschland erfolgt voraussichtlich Anfang 2012 zu einem noch nicht genannten Preis. Bekannt ist bislang lediglich, dass O2 das Tablet anbieten will. In Irland, wo das Xoom 2 bereits verkauft wird, kostet die 16-GByte-Version mit WLAN 599 Euro. Man kann davon ausgehen, dass sich der Preis hierzulande in ähnlichen Regionen einpendelt.

Design

Das erste, was am 599 Gramm schweren und 8,8 Millimeter flachen Xoom 2 auffällt, sind die abgeschrägten Ecken. Das gibt dem Gerät einen Look, der sich von der Masse der Tablets abhebt. Eine Patentklage von Apple solle hier deutlich weniger Chancen haben.

Wie die meisten Tablets mit Android 3.0 und höher hat das Xoom keine Tasten im Rahmen, da die Navigation auf dem Display erfolgt. Über dem Screen findet man links das Motorola-Logo sowie eine 1,3-Megapixel-Webcam in der Mitte.

Auf der Rückseite des Xoom 2 ist eine 5-Megapixel-Kamera samt LED-Blitz untergebracht. Beide Kameras nehmen 720p-Videos auf. Außerdem befinden sich hinten am Gehäuse zwei Lautsprecher, der Power-Button, die Tasten zur Regelung der Lautstärke sowie eine Klappe, hinter der sich SIM-Karten-Slot sowie microSD-Einschub verbergen.

An der rechten oberen Kante den Xoom 2 sitzt eine 3,5-Millimeter-Klinkenbuchse zum Anschluss von Kopfhörern sowie der Empfänger für den eingebauten Infrarotsender und –empfänger. Das Tablet lässt sich also auch als Fernbedienung nutzen. Auf der gegenüberliegenden Seite findet man eine Micro-USB-Buchse sowie einen Micro-HDMI-Port für die Ausgabe von Inhalten auf einem Fernseher. Das Xoom 2 lässt sich entweder per USB laden, was aber sehr lange dauert, oder schneller über das mitgelieferte Netzteil.

Insgesamt fühlt sich das Xoom 2 solide an, und das Design wirkt gut durchdacht. Man kann an dieser Stelle Motorola nur wünschen, dass nicht schon in wenigen Wochen das nächste revolutionäre Tablet auf den Markt drängt, das dem dem Xoom 2 den Garaus macht – siehe Xoom 1 und iPad 2. Sicher kann man sich aber nicht sein, schließlich steht die Consumer Electronics Show quasi vor der Tür.

Features

Im Xoom 2 arbeitet ein Dual-Core-Prozessor von Texas Instruments vom Typ OMAP 4430 mit einer Taktfrequenz von 1,2 GHz. Auf dem Papier erscheint der Chip gegenüber dem 1-GHz-Tegra-2, der in den meisten Android-Tablets zum Einsatz kommt, als Vorteil. In der Praxis, etwa bei der Navigation durch die Menüs und dem Antwortverhalten des Systems, lassen sich keine Verbesserung feststellen. Der Arbeitsspeicher ist 1 GByte groß. An Bord sind außerdem 16 GByte Speicher. Leider gab es einige Hänger der Software zu beklagen. Solche Probleme werden aber oft im Rahmen eines Updates beseitigt.

Der 10,1-Zoll-Screen löst 1280 mal 800 Pixel auf. Das ist sehr erfreulich, für ein Tablet in dieser Preisklasse aber keinesfalls außergewöhnlich. Nicht unerwähnt bleiben sollte an dieser Stelle, dass die Hardware des Xoom 2 ein Update auf die neueste Android-Version Ice Cream Sandwich erlaubt. Aufgrund der Zugehörigkeit von Motorola zu Google kann man sich berechtige Hoffnungen machen, dass dieses relativ zügig erscheint.

Im Tablet sind alle Features integriert, die man heute im Premium-Bereich erwarten kann, darunter A-GPS, Kompass, Bluetooth 2.1 +EDR, WLAN nach 802.11 a, b, g und n sowie sogar die Unterstützung für einen digitalen Stift à la HTC Flyer.

Auch bei der vorinstallierten Software hat Motorola einiges zu bieten: Man findet beispielsweise bereits Citrix, Fuze Meeting, GoToMeeting, Polycom und Quickoffice HD ab Werk auf dem Tablet vor. Wer es etwas unterhaltsamer mag, wird sich über Netflix, Blockbuster, Slingbox und Madden NFL 12 freuen. Hierzulande wird das Xoom 2 in puncto Software allerdings etwas anders aufgestellt sein – der Dienst Netflix steht in Deutschland beispielsweise nicht zur Verfügung.

Erfreulicherweise haben Motorola (und Verizon) die Android-3.2-Nutzererfahrung kaum verwässert. Die einzige gebrandete Software auf dem Homescreen ist Motocast, eine App, die den drahtlosen Download von Medieninhalten vom heimischen PC erlaubt. Auf dem Testgerät befinden sich zudem der Verizon App Store, der bei der hiesigen Version ebenfalls fehlen wird, sowie eine Navigationssoftware.

Das Tablet bietet ansonsten den von Android gewohnten Funktionsumfang: Gmail, Google Talk (inklusive Videochat), Android Market, Google Maps und Google Places, Navigation, YouTube, Googles Online-Videothek, Google Book, Kalender und Kontakte.

Eine Besonderheit des Xoom 2 ist eine Reihe von Notepad-Applikationen zum Erfassen von handgeschriebene Notizen. Die Möglichkeiten mit dem digitalen Stift sind hier allerdings nicht so vielfältig wie die, die wir beim HTC Flyer und beim Lenovo ThinkPad Tablet gesehen haben. Dennoch handelt es sich um eine erfreuliche Erweiterung, die der Masse der Tablets fehlt.

Die größte Enttäuschung der Xoom-2-Software ist, dass es uns im Test nicht gelingt, das Gerät an einem PC als generisches USB-Device anzuschließen. Stattdessen wird man bei jeder Verbindung aufgefordert, die MotoCast-Software von Motorola zu installieren. Diese ermöglicht die automatische Synchronisation von Musik, Fotos, Videos und Podcasts mit einem iTunes-ähnlichen Interface.

Vielleicht gewöhnen man sich mit der Zeit an die Software – und vielleicht lernt man sie auch zu schätzen. Die fehlende Möglichkeit, direkt auf den Speicher zuzugreifen, wird echte Android-Fans aber verärgern. Denn die mögen gerade den Gegenentwurf zur geschlossenen Plattform von Apple.

Wie das Samsung Galaxy Tab 7.0 Plus hat das Xoom 2 einen Infrarotsensor und eine App zu bieten, die das Gerät zu einer Universalfernbedienung macht. Gegenüber der Peel-App des Samsung ist die Dijit-Software des Motorola aber weniger umfangreich. Da könnte sich mit zukünftigen Updates noch ändern – vielleicht öffnet Motorola die IR-Schnittstelle auch für Drittentwickler.

Performance und Akkulaufzeit

Für den Preis von 599 Euro kann man ein superschnelles und supergeschmeidiges Tablet erwarten. Das ist das Xoom 2 aber nicht. In Sachen flotte Navigation und flüssige Überblendungen zeigt das Eee Pad Transformer Prime mit seinem Quad-Core-Prozessor deutliche Vorteile.

Das Gleiche gilt für die Spieleleistung. Die Framerate von Riptide GP bewegt sich auf dem Niveau, das die meisten Tablets mit Tegra 2 bieten. Echte Gamer sollen sich das iPad 2 oder das Transformer Prime ansehen. Immerhin: Die Fotoqualität des Xoom 2 ist überdurchschnittlich. Das ist zwar erfreulich, aber ein 10-Zoll-Tablet eignet sich eher nicht als Kameraersatz.

Motorola gibt für das Xoom 2 beim Surfen per WLAN im Web und bei der Wiedergabe von Videos eine Akkulaufzeit von zehn Stunden an. Der erste Eindruck ist, dass sich der Akku schneller leert als bei andern 4G-Tablets. Die Tests laufen aber noch.

Fazit

2011 war mit der Einführung von Android Honeycomb ein wichtiges Jahr für die Android-Tablets. Dabei gebührt dem Hersteller Motorola Lob, der mit dem im Februar eingeführten Xoom ganz vorne mit dabei war. Nun, zum Ende des Jahres, bringt der Hersteller mit dem Xoom 2 eines der letzten Tablets dieser Ära, bevor sich der Markt in Richtung Android 4.0 und Billig-Tablets verschiebt.

Aber vor eben diesem Hintergrund wirkt das Xoom 2 etwas deplatziert. Denn bessere Alternativen stehen bereits vor der Tür: Auf der CES ist eine Flut neuer Geräte zu erwarten. Und zwischen Februar und April bringt Apple voraussichtlich sein iPad 3.

Damit kein falscher Eindruck entsteht: Das Xoom 2 ist kein schlechtes Tablet. Angesichts vieler leistungsstarker und gleichzeitig günstigerer Alternativen auf dem Markt fällt eine Empfehlung aber schwer. Es gibt einfach nichts, was das Motorola wirklich besser kann als die oftmals preiswertere Konkurrenz.

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