Hackerangriff auf Greenpeace: Energiekonzern EDF zu 1,5 Millionen Euro Strafe verurteilt

Zwei führende Mitarbeiter des französischen Energieriesen müssen mehrere Jahre ins Gefängnis. Eine Sicherheitsfirma führte in ihrem Auftrag die Bespitzelungsaktion durch. EDF ließ offenbar auch in anderen europäischen Ländern spionieren.

Ein französisches Gericht hat den französischen Energieriesen EDF wegen eines systematischen Hackerangriffs auf die Umweltorganisation Greenpeace zu einer Geldbuße von 1,5 Millionen Euro verurteilt. Zwei führende Mitarbeiter des Konzerns erhielten mehrjährige Gefängnisstrafen, die teilweise zur Bewährung ausgesetzt wurden.

„Es ist ein großartiges Signal, das die französische Justiz gesandt hat“, begrüßte Greenpeace-Sprecher Axel Renaudin das Urteil. „Es besagt, dass niemand über dem Gesetz steht, dass selbst eines der größten Unternehmen in Frankreich nicht über dem Gesetz steht.“

EDF hatte 2006 die private Sicherheitsfirma Kargus Consultants mit der Spitzelaktion beauftragt, deren Chef ein früherer Mitarbeiter des französischen Geheimdienstes war. Um die Pläne der Umweltorganisation in Erfahrung zu bringen, setzten die Schnüffler eine Spear-Fishing-Attacke ein. Sie ließen einem Greenpeace-Mitarbeiter eine präparierte E-Mail mit einer angehängten Datei zukommen, bei der es sich tatsächlich um einen Trojaner handelte. Die Schadsoftware öffnete eine Hintertür, über die 1400 Dokumente aus der Greenpeace-Zentrale in Paris entwendet wurden.

Nach nicht öffentlichen Aussagen vor Gericht, die von der französischen Website Mediapart veröffentlicht wurden, hatte EDF Greenpeace nicht nur in Frankreich ausspioniert, sondern schon seit 2004 auch in anderen europäischen Ländern. Électricité de France (EDF) ist der weltweit führende Anbieter von Atomkraft und betreibt 58 Kernkraftwerke. Der Energiekonzern ist in überwiegend staatlichem Besitz und nicht nur französischer Marktführer, sondern auch in zahlreichen anderen Ländern tätig. Bis Ende 2010 war er mit 45 Prozent am deutschen Energiekonzern EnBW beteiligt. Er beliefert fünf Millionen Kunden in Großbritannien und tritt als Hauptsponsor der Olympischen Spiele in London auf.

Die Beteiligung eines Ex-Geheimdienstlers löste in Frankreich Erinnerungen an das Greenpeace-Schiff Rainbow Warrior aus, das vor 26 Jahren durch einen Bombenanschlag des französischen Geheimdienstes versenkt wurde. Der britische Greenpeace-Geschäftsführer John Sauven sagte: „Die im Verfahren präsentierten Beweise haben gezeigt, dass die von EDF betriebene Spionage sowohl umfangreich als auch absolut illegal war. Das Unternehmen sollte jetzt vollständig Rechenschaft ablegen über die gegen seine Kritiker durchgeführte Bespitzelungsaktion.“

Themenseiten: Business, EDF, Gerichtsurteil, Greenpeace, Hacker

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