Zehn wichtige Dinge, die man über HTML5 unbedingt wissen sollte

HTML5 ist zwar noch kein vollständig finalisierter Standard, aber viel wird sich auch nicht mehr ändern. Immer mehr Anwender nutzen es bereits. ZDNet hat die wichtigsten Aspekte der neuen Spezifikation zusammengefasst.

Vor ein oder zwei Jahren erschien HTML5 noch wie eine vage Idee, die nur für ein paar Internet-Spezialisten interessant war. Nun scheint HTML5 überall zu sein. Dank der schnellen Releases von Mozilla und Chrome und dem Deployment von IE9 durch Microsoft (wobei sich IE10 bereits im Status „tech preview“ befindet) steht Browser-Unterstützung für HTML5 in beschränktem oder mehr als beschränktem Umfang fast jedem zur Verfügung. Entwickler beginnen die weitgehend implementierten Funktionen zu nutzen. Da vollständige Unterstützung für HTML5 wahrscheinlich in weniger als einem Jahr gegeben sein wird und die Spezifikation rasch einen endgültigen Status erreicht, hat ZDNet zehn wichtige Punkte zusammengefasst, die man über HTML5 wissen sollte.

1. XHTML gibt es nicht mehr, es lebe HTML5 mit XML-Syntax

XHTML war die Wahl von Anwendern, die Präzision wünschten, insbesondere beim Parsing. HTML war XML immer sehr ähnlich, aber eben nie genau gleich, deshalb konnte der Versuch, es auf die gleiche Weise wie XML zu parsen, nur fehlschlagen. Vor einiger Zeit entstand also die XHTML-Spezifikation, bei der die HTML-Sprache in XML-Lingo übersetzt wurde. Als mit HTML5 begonnen wurde, wurde auch an XHTML 2 gearbeitet. Diese Arbeiten wurden aber schließlich eingestellt. Stattdessen wurde die HTML5-Spezifikation verfasst, so dass HTML5 mit strikter XML-Syntax geschrieben werden kann und es funktioniert. Und wenn es mit einem XML-MIME-Typ gesendet wird, können es User Agents auch als XML-Dokument parsen. Dies bietet Entwicklern das Beste aus beiden Welten.

2. Der Mythos von 2022, die Realität von 2011

Eine der hartnäckigen Fehleinschätzungen in Bezug auf HTML5 ist die, dass „es erst 2022 fertig entwickelt sein wird“. Diese Einschätzung stützt sich auf ein Interview, das vor ein paar Jahren mit Ian Hickson, dem Herausgeber der HTML5-Spezifikation, geführt wurde. Ironischerweise erwähnte er in diesem Interview eindeutig das Jahr 2022. Viele Leute regten sich darüber richtig auf, und ihre ärgerlichen Artikel erhielten weit mehr Aufmerksamkeit als die Fakten selbst.

In Wahrheit erwartet Hickson für das Jahr 2022, dass die HTML5-Spezifikation eine volle W3C-Empfehlung erhält, was bedeutet, dass zwei zu 100 Prozent vollständige verifizierbare Implementierungen vorliegen. Um einen Eindruck davon zu erhalten, warum dies einerseits eher bedeutungslos ist und andererseits einen enormen Fortschritt darstellt, sollte man sich bewusst machen, dass keine andere Version der HTML-Spezifikation jemals diesen Status erreicht hat, vor allem, weil sie alle zu vage waren, als dass eine Implementierung verifizierbar gewesen wäre. Die HTML5-Spezifikation kommt dem soliden und unveränderlichen Zustand bereits sehr nahe – und dies schon jetzt im Jahr 2011.

3. Für viele Entwickler ist es ein „Killer“ für Flash und Silverlight

HTML5 macht zwar auch zahlreiche Fortschritte bei seiner Verwendbarkeit für das Auszeichnen von Dokumenten, der Schwerpunkt liegt aber auf Anwendungen. Die Anzahl der Funktionen, die HTML5 zur Unterstützung der Anwendungsentwicklung anbietet, ist atemberaubend. Das bedeutet nicht, dass Flash und Silverlight in nächster Zeit verschwinden werden. Doch Microsoft hat bereits angekündigt, dass es sich bei Silverlight mehr auf das Browser-unabhängige Erlebnis konzentrieren wird. Flash und Silverlight besitzen immer noch Funktionen, die HTML5 nicht hat, doch ist die Lücke für viele gängige Zwecke heute dank der neuen Funktionen von HTML5 nicht mehr von Bedeutung. Es macht wahrscheinlich keinen Sinn, bestehende Anwendungen umzuschreiben, doch kann man prüfen, ob HTML5 sich für neue Anwendungen eignet.

4. Es ist die Grundlage für viele neue Tools

Da HTML5 nun zu einem vollumfänglichen Anwendungsframework wird, verwenden es Tool-Entwickler als grundlegende Technologie für ihre Produkte, insbesondere für solche, die für die Bewältigung von Problemen bei der plattformübergreifenden Entwicklung konzipiert werden. Wenn man eine Anwendung schreiben möchte, die auf allen Plattformen läuft, und diese innerhalb der Möglichkeiten einer HTML5-Anwendung liegt, sollte man eines dieser Tools ins Auge fassen. Dies gilt besonders im mobilen Bereich, wo die Alternative darin besteht, für jede Handyplattform eine ganz andere Sprache lernen und eine andere API und ein anderes Framework verwenden zu müssen.

5. Das <video>-Tag ist wichtig, wird aber kontrovers diskutiert

Eine gute Wahl für die „beste neue HTML5-Funktion“ ist das <video>-Tag. Vor <video> (es gibt auch ein <audio>-Tag) musste man Flash oder Silverlight einsetzen, um einen Medienplayer auf seiner Site bereitzustellen. Mit diesen neuen Tags ist diese Zeit – theoretisch – vorbei. Warum nur „theoretisch“? Leider können sich die verschiedenen Browser-Anbieter wegen Patentüberlegungen noch nicht entscheiden, welche Formate sie unterstützen sollen. Wenn sich hier die Lage klärt, werden Flash und Silverlight den besten Grund für ihre Verwendung verlieren.

6. Google war Vorreiter

Wenn es so aussieht, als ob der Browser Chrome im Hinblick auf HTML5 weit vorne liegt, so gibt es dafür einen guten Grund. Der HTML5-Spezifikationsprozess legt einen Schwerpunkt auf geschriebenen und implementierten Code. Das soll nicht heißen, dass alles unbesehen übernommen wird, was Browser-Anbieter so veröffentlichen. Doch waren die Beteiligten nur schwer davon zu überzeugen, Spezifikationen für nicht implementierte Features zu schreiben, und implementierte Features wurden eher als Grundlage für neue Elemente der Spezifikation verwendet. Da es von Chrome alle paar Wochen eine neue Version zu geben scheint, hatten Features von Google eine hervorragende Chance, in die HTML5-Spezifikation aufgenommen zu werden.

7. „Standardkonformität“ lässt sich endlich nachweisen

Wann immer jemand behauptet, dass ein Browser „standardkonform“ ist oder auch nicht, erscheint das eher lächerlich. Vor HTML5 war es einfach unmöglich, nachweislich standardkonform zu sein. In vielen Fällen sind die aktuellen Spezifikationen zu vage oder äußern sich einfach nicht zu wichtigen Fragen (wie die Handhabung von Parsing-Fehlern), was dazu führt, dass unterschiedliche Browser ganz unterschiedliche Dinge tun können und dennoch entweder standardkonform sind oder man ihnen das Gegenteil nicht nachweisen kann. Sogar der berühmte ACID-Test beweist nicht allzu viel, da er nur einen Teil der HTML-Spezifikation testet. Mit HTML5 wurde die Messlatte um einiges höher gelegt, und es wird endlich möglich sein nachzuweisen, ob ein User Agent standardkonform ist. Tatsächlich ist einer der Gründe für die Nennung von 2022 als Jahr der Erreichung des Empfehlungsstatus die Notwendigkeit, vollständige Testsuites zu schreiben.

8. „Standardkonformität“ garantiert immer noch kein bestimmtes Erscheinungsbild

Standardkonformität bei Webbrowsern bedeutet nicht das, was viele Leute davon erwarten, und HTML5 ändert diese Tatsache nicht. Eine verwirrende Annahme bei HTML besteht darin, dass viele Web-Designer und -Entwickler glauben, dass die HTML-Spezifikation das Erscheinungsbild von Elementen auf dem Bildschirm kontrolliert, was sie aber nicht tut. Beispielsweise kann ein Webbrowser mit dem Tag <strong> eine größere oder andersfarbige Schriftart anstelle einer stärkeren Schriftart verwenden und dennoch konform sein. Wenn Designer sagen, dass ein Browser nicht standardkonform ist, meinen sie damit oft das Ergebnis der Flexibilität, die User Agents beim Rendern von Tags anwenden können. HTML5 ändert nichts daran. Wenn ein Tag unbedingt in einer präzisen Art und Weise gerendert werden muss, sollte man sich nicht auf das standardmäßige Verhalten des Browsers verlassen, sondern dies entsprechend in CSS angeben.

9. Das Parsen ist präziser

Die HTML5-Spezifikation führt endlich präzise Parsing-Regeln ein und definiert beispielsweise, was der User Agent tun soll, wenn er auf einen Parsing-Fehler trifft. Daher kann man erwarten, dass einige Dinge, die früher als akzeptables oder sogar „gültiges“ HTML galten, nun nicht mehr durchgehen. Man muss sich mit den Parsing-Regeln von HTML5 vertraut machen und sicherstellen, dass das Coding sie einhält.

10. HTML5 geht weit über den Browser hinaus

Bei früheren Versionen von HTML galt die implizite Annahme, dass ein herkömmlicher Webbrowser der User Agent der Wahl war. Andere User Agents und Inhaltsarten wurden zwar unterstützt, doch wurde angenommen, dass diese nicht so wichtig waren. HTML5 dagegen führt eine ganze Reihe von Änderungen ein, die User Agents, die keine Browser sind und die nicht die Größe von Desktop-Bildschirmen haben, auf eine Stufe mit traditionellen Webbrowsern stellen. Es gibt viele Fortschritte darin, wie gut HTML5 mit Screenreadern und Handys funktioniert. Daher kann gut geschriebenes HTML5 ein Framework sein, das es Entwicklern, die dies benötigen, erlaubt, Code nur einmal zu schreiben und überall anzuzeigen. Und es kann Anwender (insbesondere solche mit verschiedenen Behinderungen) erreichen, die sonst Probleme mit dem Web hätten.

Weitere Informationen zu HTML5:

HTML5: Die nächste Generation von Webdesign

Themenseiten: Mobile, Software, Webentwicklung, Windows Phone

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