Status quo: Cloud Computing in Deutschland, Österreich und der Schweiz

Cloud-Sicht in Österreich
Laut einer aktuellen Studie von IMAS International steht der überwiegende Teil der österreichischen Unternehmen der Cloud skeptisch gegenüber. Zwei Drittel der befragten Firmen gehen davon aus, die Cloud in den kommenden ein bis zwei Jahren „eher nicht“ oder „sicher nicht“ zu nutzen. Lediglich 17 Prozent greifen derzeit auf externe Dienstleister zurück, um Daten in der Cloud zu speichern. Die Marktforscher befragten 600 österreichische Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mehr als 1,5 Millionen Euro.

In Österreich ist die Zahl der Cloud-Skeptiker nach wie vor hoch (Bild: IMAS).
In Österreich ist die Zahl der Cloud-Skeptiker nach wie vor hoch (Bild: IMAS).

Cloud-Sicht in Deutschland

In Deutschland schließen dagegen nur 6 Prozent der Unternehmen die Nutzung der Cloud kategorisch aus, wie aus einer im Frühjahr durchgeführten Umfrage von IDC hervorgeht. 30 Prozent der Befragten beschäftigen sich derzeit mit keiner „aktiven“ Cloud-Strategie; 17 Prozent haben den Marktforschern zufolge keine konkreten Pläne, sind aber durchaus offen für Cloud-Angebote.

Fast ein Drittel der von IDC befragten Firmen in Deutschland wollen Cloud-Dienste in so vielen Bereichen wie möglich nutzen. Sie beabsichtigen eine relativ breit angelegte Herangehensweise. Etwas zurückhaltender sind 41 Prozent: Diese Firmen möchten nur einen Teil ihrer IT in die Cloud verlagern. 7 Prozent haben sich noch gar nicht mit dem Thema befasst. Im Zusammenhang mit Public-Cloud-Services bestimmen nach wie vor Sicherheitsbedenken die Diskussion. Governance (34 Prozent) und Compliance (24 Prozent) sowie Zweifel an der Performance und Verfügbarkeit (24 Prozent) sind die hauptsächlichen und meist genannten Hürden für eine weitere Verbreitung von Public-Cloud-Services.

70 Prozent der deutschen Firmen möchten die Cloud umfassend oder zumindest in Teilbereichen einsetzen (Bild: IDC).
70 Prozent der deutschen Firmen möchten die Cloud umfassend oder zumindest in Teilbereichen einsetzen (Bild: IDC).

Größte Hürde sind in Deutschland wie Österreich die Sicherheitsbedenken der Unternehmen. Die Angst, die Kontrolle über die eigenen Daten zu verlieren, ist groß. Während sich diese in Österreich hauptsächlich in einer Cloud-Abstinenz äußert, zeigt sie sich in Deutschland in Form von privaten Clouds: Unternehmen fühlen sich offenbar wohler beim Betrieb im eigenen Rechenzentrum. „Wir gehen deshalb davon aus, dass zukünftig vor allem hybride IT-Umgebungen entstehen“, sagt IDC-Analystin Lynn Thorenz. „Die Befragten, die einen schrittweisen Ansatz vorziehen, wollen Teile ihrer IT in die Cloud verlagern oder eine Mischung aus Private und Public Cloud nutzen.“

Die Ziele, die Cloud-Interessenten in Deutschland, Östereich und der Schweiz verfolgen, unterscheiden sich leicht (Grafik: Experton Group).
Die Ziele, die Cloud-Interessenten in Deutschland, Östereich und der Schweiz verfolgen, unterscheiden sich leicht (Grafik: Experton Group).

Als die drei größten Hindernisse für den Aufbau einer privaten Cloud hat IDC fehlendes Wissen im Unternehmen (32 Prozent), mangelnde Reife der Unternehmens-IT (27 Prozent) und mangelnde Sicherheit des Rechenzentrums (26 Prozent) ausgemacht. Nach Ansicht von Matthias Kraus, Research Analyst bei IDC, sprechen aber genau diese Hemmfaktoren für einen externen Anbieter: „Um Dienste aus der Public Cloud zu nutzen, muss die interne IT-Infrastruktur nicht erst modernisiert, konsolidiert und virtualisiert werden.“ Unternehmen könnten Investitionen sparen und schneller neue Technologien einsetzen. IDC befragte für seine Studie zum Cloud-Computing 235 deutsche Firmen mit mehr als 250 Mitarbeitern.

Cloud-Sicht in der Schweiz

Auch wenn die Swisscom unter dem Namen Dynamic Computing gerade erst ein Cloud-Angebot lanciert hat, sind die meisten Eidgenossen noch kritischer als ihre deutsch sprechenden Nachbarn. Einer Ende vergangenen Jahres veröffentlichten Studie der Experton Group zufolge hatten sich von allen in Deutschland, der Schweiz und Österreich befragten Firmen ein Drittel bereits intensiv mit dem Thema Cloud Computing auseinandergesetzt.

Bei den befragten Schweizer Unternehmen haben 70 Prozent das Thema Cloud bisher kaum beachtet. Wie in den Nachbarländern haben sich 30 Prozent schon damit auseinandergesetzt. Von diesem Drittel nutzen 19 Prozent derzeit Cloud-Services. Lediglich 9 Prozent planen in den nächsten zwei Jahren Cloud zu nutzen. 17 Prozent haben sich dagegen entschieden und 55 Prozent haben noch keine Entscheidung getroffen.

In Österreich vertrauen 23 Prozent der von Experton befragten Unternehmen bereits Services der Cloud an, in Deutschland 21 Prozent. Am häufigsten nutzen die von Experton befragten Unternehmen Private Clouds. Die Planungen lassen jedoch für die Public Cloud und die Hybrid Cloud deutliche Zuwächse erwarten.

In Deutschland nennen die Unternehmen als wichtigste Zielsetzung den Aspekt „Skalierung der Ressourcen bei Bedarf“. Diese Anforderungen können durch die Cloud Computing-Ausprägungen Platform-as-a-Service und Infrastructure-as-a-Service unterstützt werden, wenn zusätzliche Ressourcen für Storage und CPU benötigt werden oder virtuelle Appliances aufgesetzt werden sollen. Kostenaspekte bei Hardware, Wartung und Prozessen werden ebenfalls als wichtige Themen genannt. Darin spiegelt sich vor allem die Sicht von Unternehmen mit eigenen Rechenzentren.

Die Cloud-Strategien von Firmen in Deustchland, Österreich und der Schweiz (Grafik: Experton Group).
Die Cloud-Strategien von Firmen in Deustchland, Österreich und der Schweiz (Grafik: Experton Group).

Für Unternehmen in Österreich und der Schweiz ist dagegen eine Effizienzsteigerung die wichtigste Zielsetzung. Das ist laut Experton-Analyst Matthias Zacher aber eine eher allgemeine Anforderung, die nicht spezifisch an Cloud Computing gebunden ist. An zweiter Stelle folgt bei den Schweizern unter den Befragten der Aspekt „Skalierung der Ressourcen bei Bedarf“. Auch hier bieten sich die allmählich Marktreife erreichenden PaaS und IaaS-Dienste an.

Uwe Heck und Willy Müller sind in einer Vorstudie zu Cloud Computing in Schweizer Behörden zu dem Schluss gekommen, dass in geeigneten Nischen öffentliche Cloud-Angebote bereits jetzt erfolgreich einsetzbar sind. „Darüber hinaus könnte Cloud Computing als Katalysator für die Verwaltungsmodernisierung wirken, indem es dereinst Architekturen und Bausteine für eine bessere Nutzung der IT-Ressourcen bereit stellt. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass Cloud Angebote im Schweizer Rechtsraum aufgebaut werden, über welche die Behörden die Kontrolle behalten.“ Oder anders gesagt: Es braucht eine Bundes-Cloud, an der sich nur Schweizer Behörden beteiligen.

Damit steht die Schweiz wiederum nicht alleine da. Auch die USA denkt über ein ähnliches Konzept nach. Es gibt jedoch einen wichtigen Unterschied: In der Neuen Welt lassen sich die Behörden „ihre“ Cloud von Amazon bauen, in der Schweiz läuft es – so wie wahrscheinlich auch in Deutschland oder Österreich – darauf hinaus, dass eine eigene Abteilung die Behörden-Cloud aufbaut und betreibt.

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