HTML5: die nächste Web-Design-Generation

Die neueste HTML5-Spezifikation steht als Arbeits- und Vorentwurf zur Prüfung bereit. ZDNet präsentiert die Updates, vergleicht, wie sich die gängigen Browser bislang behaupten und schlägt zusätzliche HTML5-Ressourcen für Web-Entwickler vor.

Die neueste vom W3C klassifizierte Spezifikation für die HTML-Sprache steht als HTML5 Working Draft (Arbeitsentwurf) zur Prüfung bereit, sowie als HTML5 Editor’s Draft (Vorentwurf), der eine Reihe von interessanten Updates und Neuerungen für die HTML-Kodierungsverfahren umfasst. Wer sich nicht durch die langatmigen offiziellen Spezifikationen quälen will, kann eine alternative Ausgabe der Web Hypertext Application Technology Working Group (WHATWG) lesen (mit dem Titel „HTML5 – A technical specification for web developers“).


Eine alternative Ausgabe der Web Hypertext Application Technology Working Group mit dem Titel „HTML5 – A technical specification for web developers“.

Die Weiterentwicklung von HTML hin zur HTML5-Spezifikation begann 2004 mit ersten W3C-Workshops. Erst 2006 bekundete das W3C dann sein Interesse an der Fortsetzung der Entwicklung und 2007 begann dann die WHATWG Beiträge zu den Spezifikationen zu liefern. Wird die derzeitige Entwicklungsgeschwindigkeit beibehalten, dürfte die Spezifikation erst zwischen 2020 und 2022 fertig gestellt sein. Da verschiedene Abweichungen bei den Standards und Implementierungen in Bezug auf XHTML vorlagen, wurde die WHATWG zur Mitarbeit an der HTML5-Spezifikation gegründet. An der WHATWG wirken Vertreter von Apple, Mozilla Foundation sowie Opera Software mit. Sie bildet einen inoffiziellen Zusammenschluss von Web-Browser-Anbietern, die einen gemeinsamen Web-Standard anstreben.

Die WHATWG konzentriert sich bei der Entwicklung der HTML5-Spezifikationen auf die folgenden vier Aspekte:

  • Die Technologie muss abwärtskompatibel sein.
  • Neu implementierte Technologien, die sich als funktionierend bewährt haben, müssen ein Standard werden.
  • Spezifikationen müssen detailliert sein und ohne Reverse Engineering auskommen.
  • Das Document Object Model (DOM) muss zusammen mit den Standards funktionieren.

Obgleich die abschließende Spezifikation noch aussteht, enthält sie einige Funktionen, die bereits implementiert werden können. Als fünfte größere Überarbeitung der grundlegenden Sprache für das World Wide Web bietet sie vor allem für Web-Entwickler einen einfachen Ansatz zur Code-Auszeichnung. Dazu gehören aussagekräftige semantische Elemente zur Festlegung von Dokumententyp, Zeichensatz, Seitenstruktur, Multimedia einschließlich Audio und Video, abgestufte Anzeige sowie zusätzliche Möglichkeiten zum Erstellen eleganter Formulare und vieles mehr. Zu HTML5 gehört außerdem CSS3, das die Kodierung und Implementierung von Stilvorlagen revolutioniert. Die Unterschiede zwischen den Spezifikationen von W3C und WHATWG sind überwiegend redaktioneller Art; ihre Texte sind weitgehend identisch.

Tim Berners-Lee im Oktober 2006 zur Neuordnung von HTML:
„Manche Dinge sind im Nachhinein einfach klarer. HTML muss Schritt für Schritt weiterentwickelt werden. Der Versuch, die Welt auf einmal zum Wechsel zu XML zu bewegen, einschließlich Anführungszeichen um Attributwerte und Schrägstrichen in Non-Closing-Tags, ist fehlgeschlagen.“
In den letzten Jahren scheint mit zunehmender Reife von HTML5 die Verbreitungsgeschwindigkeit unter Web-Entwicklern allmählich zuzunehmen. Dennoch bestehen weiterhin Probleme, die viele von diesem Wechsel abhalten. Vor allem herrscht nach wie vor der Eindruck, dass sich die Anbieter nicht über alle Aspekte der Standards und Implementierungen über alle Plattformen hinweg einigen können. Die WHATWG hofft, dass ihre Bemühungen die Übernahme des HTML5-Standards und seine Implementierung beschleunigen werden.

Ein neuer Browser-Krieg?

Vielleicht nicht ganz. Die meisten Browser arbeiten heute auf eine bessere HTML5- und CSS3-Unterstützung hin, und viele erzielen eine immer bessere Kompatibilität. Der Website HTML5 Accessibility zufolge ist in Hinblick auf die Umsetzung der Unterstützung von HTML5-Features für die Browserdarstellung Google Chrome führend, dicht gefolgt von Mozilla Firefox und dahinter Internet Explorer 9, Safari und Opera, worauf dann alle früheren Versionen des Internet Explorers folgen. Ein Bericht über die Barrierefreiheit für HTML5 kommt allerdings zu dem Schluss, dass die Browser auf ihrem Weg hin zu einer HTML5-kompatiblen Darstellung noch nicht allzu weit gekommen sind, wobei die beste Einstufung „Poor +“ für Chrome lautet.

Die Website HTML5 & CSS3 Readiness zeigt jedoch, dass Google Chrome auch in Bezug auf die HTML5- und CSS3-Bereitschaft mit seiner Unterstützung von HTML5-Features vorn liegt, verglichen mit sieben anderen Browsern in Hinblick auf 28 Features. Dieses Ranking weicht leicht von dem der Barrierefreiheit für HTML5 ab, mit Safari 5 an zweiter Stelle, dann Opera 11, dann Firefox 4.0 und 3.6, gefolgt von IE 9, IE 8 und zuletzt IE 7.

Die Infografik der Website mit dem Bereitschaftsranking.
Ein Screenshot der Infografik der Website mit dem Bereitschaftsranking.

Die Website When can I use… ist ebenfalls eine nützliche Ressource, um die Unterstützung und Kompatibilität von Desktop- und Mobil-Browsern unter anderem für HTML5, CSS3 oder SVG zu bestimmen. Diese Ressource bietet Kompatibilitätstabellen, Browser-Vergleiche und einen Index mit Matrixdarstellungen der Feature-Unterstützung für CSS, HTML5, SVG, JS API und andere. Aus jedem Tabellenvergleich ist ersichtlich, wie die einzelnen Browser in Bezug auf die Unterstützung abschneiden (pro Element/Feature: wird unterstützt, wird nicht unterstützt, wird teilweise unterstützt, Unterstützung nicht bekannt).

Beispiel für das Canvas-Element (grundlegende Unterstützung.
Beispiel für das Canvas-Element (grundlegende Unterstützung.

Was ändert sich mit HTML5?

Wie bereits erwähnt, gibt es grundlegende Änderungen bei der Deklaration von Dokumenttyp, Zeichensatz und Sprachwerten sowie in Aufbau und Unterteilung von HTML-Dokumenten, im Aufruf von Skripts und vielem mehr. Die Verlagerung hin zur semantischen Auszeichnung bedeutet, dass sich generell die Verwendung von IDs empfiehlt, wogegen der Einsatz von Klassen und Divs nun veraltet und unnötig ist. Ganz richtig: Divs gehören nun der Vergangenheit an! Mit den in HTML5 verfügbaren Elementen für Aufbau und Unterteilung sollte die Verwendung von Divs mit HTML-Code nur noch das letzte Mittel sein, wenn alle anderen Elementoptionen versagen. Kurz gesagt: HTML5 macht Schluss mit der wahllosen Verwendung von Divs und Klassen.

Was bedeutet die HTML5-Spezifikation für den einzelnen Entwickler?

Warum bis 2020 oder gar 2022 warten, bis die Spezifikation voraussichtlich fertiggestellt sein wird, wenn doch viele ihrer Feature-Elemente schon heute von Browsern und Benutzerschnittstellen genutzt werden? Das bedeutet, dass Web-Entwickler verschiedene Elemente von HTML5 und CSS3 bereits nutzen können, auch wenn die gesamte Spezifikation noch nicht fertiggestellt ist.

Zukünftige Posts zum Thema HTML5 werden sich mit neuen Kodierungsverfahren beschäftigen und näher auf die einzelnen Elemente und Features eingehen, die schon heute implementiert werden können, da die meisten Browser die Nutzung zur Darstellung von in der HTML5-Sprache geschriebenen Web-Dokumenten unterstützen werden.

Themenseiten: HTML 5, Software, Webentwicklung

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2 Kommentare zu HTML5: die nächste Web-Design-Generation

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  • Am 28. Juli 2011 um 8:09 von Zunkunft

    MathML
    Warum redet eigentlich niemand über MathML?

  • Am 28. Juli 2011 um 15:56 von Chris

    Tim Berners-Lee
    Fehlerteufel: Tim Burners-Lee

    Antwort der Red.: Danke für den Hinweis. Das sollte natürlich nicht passieren.

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