Jugendschutz.net: 2010 dreimal so viele Nazibeiträge wie 2009

Rechtsextremisten greifen immer häufiger auf Soziale Netze, Videoportale und Blogs zurück. Statt Hassparolen gibt es dort subtile Propaganda. "Die harte Ideologie wird später geliefert, wenn man die Jugendlichen am Haken hat."

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Deutsche Jugendschützer haben eine Zunahme von Naziparolen im Netz registriert. Rund 6000 rechtsextreme Beiträge dokumentieren sie für 2010 – etwa dreimal so viele wie im Jahr zuvor. Vor allem „Autonome Nationalisten“ seien mit modernen und professionellen Angeboten in der Lage, Jugendliche zu ködern, heißt es im Bericht Rechtsextremismus online (PDF) von Jugendschutz.net. Auch die NPD werbe ihren Nachwuchs nicht mehr nur auf eigenen Websites, sondern auch in Sozialen Netzen und auf Videoplattformen an.

„Neonazis werben in Sozialen Netzen, auf Videoportalen und Blogs um Jugendliche“, erklärt Stefan Glaser, Leiter des Bereichs Rechtsextremismus von Jugendschutz.net. „Es kann nicht angehen, dass Rechtsextreme solche Dienste für ihre Hasspropaganda missbrauchen. Betreiber wie YouTube und Facebook müssen mehr tun, um das zu verhindern.“

Auch immer mehr Clips auf Videoplattformen sind
Träger rechtsextremer Botschaften (Bild: Jugendschutz.net).
Auch immer mehr Clips auf Videoplattformen sind
Träger rechtsextremer Botschaften (Bild: Jugendschutz.net).

Bei strafrechtlich relevanten Inhalten erreiche Jugendschutz.net in vielen Fällen eine schnelle Entfernung. Es gebe jedoch zu wenige Vorkehrungen, damit dieselben oder ähnliche Beiträge nicht erneut hochgeladen würden. Kampagnen setzten häufig auf Multimedia und subtile Propaganda, heißt es im Bericht der Jugendschützer. „Vielfach wird auf massive Hassparolen verzichtet. Stattdessen locken Neonazis mit Elementen einer modernen Erlebniswelt. Symbolik, sprachliche Codes und multimediale Ästhetik orientieren sich an jugendgemäßen Ausdrucksformen.“

Oft gehe es um aktuelle Themen wie den Atomausstieg oder Facebook-Partys, zitiert Welt Online Martin Ziegenhagen, Projektleiter der Online-Beratungsstelle gegen Rechtsextremismus. „Die harte Ideologie wird später geliefert, wenn man die Jugendlichen am Haken hat.“

Die Revolutionen in den arabischen Staaten hätten gezeigt, welches demokratische Potenzial in Online-Plattformen stecke, sagte Thomas Krüger, Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb). Er fordert mehr soziale Verantwortung der Netzgemeinde. „Wir brauchen Nutzer, die unsere grundlegenden Werte verteidigen und Neonazis konsequent in die Schranken weisen.“

Seit 2000 analysiert Jugendschutz.net „jugendaffinen Rechtsextremismus“ im Internet. Bei unzulässigen Inhalten sorgt die Gruppe dafür, dass diese gelöscht werden. Zusätzlich fördert sie im Rahmen ihrer Präventionsarbeit die Auseinandersetzung mit Rassismus, Antisemitismus und anderweitig diskriminierenden Beiträgen. Die Arbeit der Jugendschützer wird seit 2007 von der Bundeszentrale für politische Bildung gefördert.

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