IT in Schulen: Einfach nur Internetzugang reicht nicht

Laut der Bitkom-Umfrage setzt nur knapp ein Viertel (23 Prozent) der Lehrkräfte Computer häufig im Unterricht ein, sprich: täglich oder mehrmals wöchentlich. Dagegen nutzen 40 Prozent der Lehrer den Computer gar nicht oder sehr selten, also weniger als einmal pro Woche. Weitere 37 Prozent geben an, den PC im Durchschnitt einmal wöchentlich im Unterricht zu verwenden. „Die Lehrer sind keine Technikverweigerer, aber veraltete oder schlecht gepflegte Geräte und fehlende didaktische Konzepte machen ihnen das Leben schwer“, folgerte Bitkom-Präsident August-Wilhelm Scheer bei der Vorstellung der Studie in Berlin.

Dürfen Schüler am PC arbeiten, geht es vielfach um Grundkenntnisse, die ihnen die Lehrer vermitteln: Zu 88 Prozent wird die Internetrecherche mit Suchmaschinen geübt, 83 Prozent der Lehrer bringen ihren Schülern bei, Arbeitsergebnisse am PC zu präsentieren – 68 Prozent präsentieren selbst Inhalte mit dem Computer. Nur 45 Prozent der Lehrer nutzen spezielle Lernprogramme und lediglich ein Viertel produziert mit ihren Schulklassen multimediale Inhalte wie Videoclips oder Podcasts. Bescheidene Werte zur Vorbereitung auf das Arbeitsleben im 21. Jahrhundert.

Schulunterricht mit interaktivem Whiteboard: Obwohl die Tafel schon oft totgesagt wurde, ist sie in deutschen Klassenzimmern nach wie vor quicklebendig (Foto: Benq)
Schulunterricht mit interaktivem Whiteboard: Obwohl die Tafel schon oft totgesagt wurde, ist sie in deutschen Klassenzimmern nach wie vor quicklebendig (Foto: Benq)

Längst nicht allen Lehrern ist bekannt, dass zahlreiche IT-Hersteller, aber auch regionale Fachhändler und Systemhäuser bei Anfragen aus dem Bildungsbereich großzügig sind und oftmals ansehnliche Rabatte oder Sonderleistungen gewähren. So bietet beispielsweise Toshiba für alle Rechner aus seinem „Teach-IT-Programm“ drei Jahre Herstellergarantie und eine zwölfmonatige Displaybruchversicherung.

Zum Teil ist bei Rabatten auch etwas Verhandlungsgeschick und Engagement der Lehrer gefragt: Beispielsweise offeriert der Aachener Netzwerkhersteller Lancom im Rahmen des Programms „Zukunft: Bildung!“ (PDF) gemeinnützigen Einrichtungen aus Forschung und Lehre sowie staatlich anerkannten Schulen und Universitäten Vorzugskonditionen. Aber: Die Nachlässe werden individuell je Projekt vereinbart und erfolgen ausschließlich über offizielle Fachhandelspartner.

Angebote für Notebooks und Netbooks

Spezielle Hardware und Sonderkonditionen für Schulen bietet auch Hewlett-Packard an – zumindest auf den ersten Blick. Der Konzern hat dafür eine eigene Website eingerichtet, verfolgt das Engagement aber offenbar nicht mehr mit dem selben Nachdruck wie zum Start der Angebote. Die als Lehrerunterstützung wie ein eigenes Produkt angepriesene Lösung TeachWell stammt eigentlich von der Firma Ergotron. Und das Anfang Juni immer noch als „Angebot des Monats April“ beworbene Notebook HP Envy 14 geht etwas an der Zielgruppe vorbei: Die Preisreduzierung von 1299 auf 899 Euro ist zwar ordentlich – ob aber ein 900-Euro-Notebook dem Bedarf von Schulen nach günstiger und robuster Hardware entgegenkommt, darf bezweifelt werden.

Interessanter ist da schon das zwar auch bei HP wie eine eigene Entwicklung beworbene, aber vom Großhändler Actebis vertriebene EduCenter. Dabei handelt es sich um einen mit Notebooks, WLAN-Access-Point, Projektor und Infrastruktur ausgestatteten Computerwagen – sozusagen ein rollendes Klassenzimmer. Der Wagen ist in unterschiedlichen Konfigurationen und mit Notebooks für acht bis 25 Schüler erhältlich. Aktuell hat das Handelsunternehmen zusammen mit Fujitsu, Hewlett-Packard und Lenovo Paketangebote zu Sonderkonditionen geschnürt. Prinzipiell lassen sich die Wägen aber auch mit 15-Zoll-Notebooks anderer Hersteller bestücken – vorausgesetzt, Notebook und Dockingstation passen in die dafür vorgesehenen Einschübe.

Seit bereits zwei Jahren hat Dell – zunächst mit dem Latitude 2100 und jetzt mit dem Nachfolgemodell Latitude 2120 – ein auf den Einsatz in Bildungeinrichtingen ausgelegtes Netbook im Programm. Zu den Sonderfeatures gehören ein dickeres und damit robusteres Chassis als üblich, eine gummierte Abdeckung, Vorrichtungen für ein Kensingtron-Schloss und eine optional erhältliche mikrobakterielle Beschichtung der Tastatur. Es ist mit vorinstalliertem Windows Vista, Windows 7 oder Ubuntu Linux erhältlich und kostet je nach Konfiguration etwas über 400 Euro.

Zu den besonders fürs Klassenzimmer interessanten Merkmalen gehört eine kleine Leuchte auf der Abdeckung namens „Network Activity Lid“: Sie kann zum Beispiel anzeigen, ob ein Schüler im Internet surft, statt die gestellte Aufgabe zu bearbeiten. Auch andere Anzeigen sind möglich. Für Schulen ist auch die von Ergotron entwickelte, ansatzweise mit dem EduCenter von Actebis vergleichbare „Mobile Computing Station“ gedacht, die bis zu 24 Netbooks fasst. Über sie lassen sich die Netbooks nach Unterrichtsende aufladen, sie gewährt gesammelt administrativen Zugriff und ist abschließbar. Allerdings sind trotz enthaltenem WLAN-Access-Point und Ethernet-Switch etwas über 4000 Euro ein stolzer Preis.

Im Microsoft-Video über den Besuch von Kanzlerin Angela Merkel zum Auftakt einer Kampagne für das digitale Klassenzimmer auf der CeBIT 2010 sieht alles ganz einfach aus. Im Schulalltag gibt es dagegen zahlreiche Hürden – etwa die Kosten des gezeigten interaktiven Surface-Tisches (Video: Microsoft).

Themenseiten: Actebis, D-Link, Dell, Fujitsu, HP, IT-Business, IT-Jobs, Ingram Micro, Lancom Systems, Lenovo, Mittelstand, Strategien, Toshiba

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2 Kommentare zu IT in Schulen: Einfach nur Internetzugang reicht nicht

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  • Am 14. Juni 2011 um 15:26 von Falk Wenzel

    IT in Schulen. Einfach nur Internetzugang reicht nicht.
    Privatschulische Einrichtungen wie die Euro-Schulen Organisation (ESO) lösen das Problem mit eigenen Ansätzen. So wird jeder Beginner im Bereich der kaufmännischen Ausbildung mit einem eigenen MAC-Book ausgestattet. Finanziert werden diese Geräte über die Schulgebühren. Eine Garantieverlängerung und eine Schadensversicherung ist inklusive.
    Die Geräte werden in der Regel über drei Jahre geleast. Der Vorteil für für Dozenten und Lerner gleichermaßen ist die homogene Technikausstattung. Kommuniziert wird über WLAN. Darüber erfolgt auch der Internetzugang von jedem Platz in der Schule. Besonders die Unabhängigkeit von fest installierten PC-Räumen und die gewünschte Nutzung im Unterricht und zu Hause ermöglichen ganz neue Unterrichtsszenarien. Wir haben mit dieser Art zu unterrichten mittlerweile 3 Jahre Erfahrung mit weit mehr als 1000 Usern. An den Euro-Schulen Dresden lernen zum Beispiel über 100 User mit diesen neuen Technologien.

  • Am 28. Juni 2011 um 14:37 von Dirk Küpper

    Kann einige Beispiele aufzeigen wie man es macht
    Ich habe mehrere Schulen ans Netz gebracht und Lehrer sowie Schüler fit für das 21. Jahrhundert gemacht. Wenn Ihr mehr wissen wollt: http://www.dirkkuepper.de/page11/page11.html Auf der Seite habe ich einiges an fertigen Dokumentation über meine Arbeiten zum Download bereit gestellt. Berichte, Fernsehbeiträge, PDF Dateien usw.

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