Software

Auf dem Samsung läuft die aktuelle Android-Version 2.3 mit allen Vorzügen, die das Google-Betriebssystem zu bieten hat – wie dem anpassbaren User-Interface oder dem gut gefüllten App Store namens Market, der im Gegensatz zu Apples App Store noch immer über eine beeindruckende Gratis-Quote bei Anwendungen und Spielen verfügt. 

Im Vergleich zum bekannten User-Interface von aktuellen Samsung-Androiden hat sich nicht viel getan. Es gibt einige Änderungen im Detail, darunter vor allem ein paar verschönerte Widgets für den Homescreen und ein paar neue Programme. Neben den üblichen Anwendungen wie dem guten Webbrowser, Google Maps und Google Mail hat Samsung eine Office-Lösung vorinstalliert, dazu einen E-Book-Reader und ein paar weitere Schmankerl. Allerdings müssen die Koreaner aufpassen. Denn beispielsweise Sony Ericsson und HTC haben mächtig Gas gegeben bei ihren Oberflächen, die einfach deutlich moderner und lebendiger wirken. Aktuell macht das S II im direkten Vergleich zum HTC Sensation oder zum Xperia Arc einen etwas altbackenen Eindruck. Auch das ist sicherlich Geschmackssache, aber der Trend ist eindeutig – und festigt sich beispielsweise beim Blick auf die Social-Network-Integration, die bei der Konkurrenz einfach besser gefällt. Und an anderen Stellen vermisst man ebenfalls die möglichen Feinheiten. Ein offensichtliches Beispiel ist die automatische Helligkeitsregelung des Displays, die beim Galaxy S II nicht stufenlos, sondern ruckelnd arbeitet. Das muss einfach nicht sein. Sicherlich, das ist kein großes Problem. Aber wenn es so etwas bei Apple oder HTC nicht gibt, sollte das Samsung auch können.

Der Hersteller setzt weiterhin auf seine Synchronisations-Software Kies, die wie gehabt nur für Windows zu haben ist. In der Vergangenheit hat sich das Programm vor allem aufgrund seiner vielen Fehler äußerst unbeliebt gemacht. In wie weit die aktuelle Version von Kies ein Fortschritt ist, wird noch ausführlich getestet. Bis dahin gibt es aber schon mal eine gute Nachricht, die auch Mac-Nutzer freuen dürfte: Der Hersteller hat eine neue App namens Kies Air auf dem Galaxy S II installiert. Wer die App startet, kann über jeden beliebigen Webbrowser im WLAN-Netzwerk auf das Smartphone zugreifen – egal, ob es sich um einen Mac oder um einen Windows-Rechner handelt. Darüber ist der Up- und Download von Fotos, Videos und Musik ebenso möglich wie das Verwalten von Browser-Bookmarks, Kontakten, Klingeltönen oder SMS-Nachrichten. Und auch ein Dateibrowser ist in das Web-Interface integriert. Das ist die Zukunft – und funktioniert im Test absolut problemlos. Da braucht es Kies schon fast nicht mehr. Wer gerade kein WLAN verfügbar hat, kann über das Smartphone auch direkt ein eigenes Netzwerk aufmachen.

Auch ansonsten gibt es einige nette Extras auf der Software-Seite, darunter WiFi Direct, das Dateiübertragungen zwischen kompatiblen Smartphones unterstützt. Über WLAN läuft das Kopieren von Filmen oder Fotos deutlich schneller ab als beispielsweise über Bluetooth. Dazu gesellen sich noch ein nettes Foto-Bearbeitungsprogramm, eine Videoschnittanwendung, ein E-Book-Reader und so weiter.

Die Konkurrenz geht übrigens noch einen Schritt weiter. So packt HTC beispielsweise eine eigene Karten-App mit aufs Gerät, die die kostenlose Offline-Nutzung von Kartenmaterial ermöglicht – das spart beispielsweise im Urlaub hohe Roaming-Kosten.

Leistung

Auf Anhieb lässt sich nur sagen: Das Galaxy S II ist extrem schnell – wobei das noch fast untertrieben ist. Das Galaxy S II ist das schnellste Android-Smartphone, das bis dato zum Test vorlag. Selbst umfangreiche Webseiten mit großen Bildern scrollen flüssig, Apps starten flott, Ruckler gibt es so gut wie nie. Und wenn, dann sind sie nicht sonderlich auffällig. Die Benchmarks bestätigen diesen subjektiven Eindruck mit objektiven Messwerten. Im Android-Testprogramm Quadrant erreicht das Galaxy S II mit über 3100 Punkten ein förmlich phänomenales Ergebnis. Zum Vergleich, der erste Dual-Core-Android LG Optimus Speed schaffte hier gut 2500 Punkte – und ein HTC Desire liegt mit um die 1300 Punkten weit abgeschlagen dahinter.

Der Lautsprecher kann sich durchaus sehen – beziehungsweise hören – lassen, denn das S II ist auf Wunsch extrem laut. Mit den üblichen Einschränkungen eines Handys, natürlich. Es mangelt also an Bass, denn ist Volumen – und somit Platz – im Gehäuse erforderlich. Aber um Bekannten schnell ein Lied vorzuführen oder einer Gruppe einen Youtube-Clip, reicht es absolut aus.

Positiv überrascht auch die Kamera, die äußerst ansehnliche Fotos schießt. Man kann fast schon behaupten, dass die Fotos des Galaxy S II auf dem Niveau von (extrem günstigen) Einsteiger-Digicams liegen. Im Vergleich zur Durchschnittskamera ist das natürlich immer noch nicht überragend, aber im Vergleich zum großen Teil der Konkurrenz-Smartphones ein hervorragendes Ergebnis. Im Einzelnen freut die gute Detailwiedergabe bis in die Bildecken, über den – für ein Handy – ausgeprägten Dynamikbereich, über ein relativ farbneutrales Rauschen in dunklen Umgebungen und den hellen LED-Blitz, der für überraschend wenig Farbverfälschungen im Bild sorgt. Wer die Kritik sucht, entdeckt gelegentlich Moiree-Effekte in Fotos, sieht grüne bis rosafarbene Hautverfärbungen bei Fotos in dunklen Umgebungen ohne Blitz, vermisst ein wenig die Details bei 100-prozentiger Vergrößerung und bemerkt leichte Artefaktbildungen und Rauschen auch im Hellen. Aber wie gesagt – im Vergleich zu anderen Smartphone-Digicams liegt das Galaxy S II ganz weit vorne.

Ein ähnliches Bild zeigt sich auch bei Videoaufnahmen. Sie sind auf hohem Niveau, reichen aber natürlich nicht an die Qualität von dedizierten Videokameras heran. Für Youtube und Facebook reicht es aber dennoch problemlos aus. Wer Full-HD, also 1920 mal 1080 Pixel, aufnimmt, muss mit Rolling-Shutter-Effekten leben, die beim schnellen Schwenken der Kamera zum Vorschein kommen. Wird die Auflösung reduziert, verringert sich dieser Effekt und die Brennweite nimmt ab, da sich der auf dem Bildsensor ausgelesene Bereich verändert. Full-HD-Videos wirken dann so, als wäre ein verhältnismäßig starker Zoom aktiv.

Der Akku des Samsung hat eine etwas überdurchschnittliche Kapazität von 1650 mAh. Aktuell ist in diesem Umfeld eine Kapazität von um die 1500 mAh üblich. Die tatsächliche Akkulaufzeit variiert stark nach der Nutzung. Wer E-Mail-Konten und Social-Network-Accounts synchronisiert, zwischendurch im Internet surft, SMS verschickt und telefoniert, muss das Gerät täglich an das Ladegerät hängen. Für Gelegenheitsnutzer reicht eine Akkuladung auch zwei Tage.

Fazit

Allein das riesige, beeindruckende Display könnte ein Kaufgrund sein. Dazu kommen noch die überzeugende Kamera und der schnelle Prozessor. Damit gehört das Samsung Galaxy S II klar zu den absoluten Highlights, die der Markt zu bieten hat. Die bemängelte Materialauswahl ist sicherlich ein Kompromiss, den Käufer eingehen müssen, dafür bietet das Samsung als Gegenleistung ein geringes Gewicht und eine niedrige Bauhöhe. Kein Kompromiss ist hingegen das überarbeitungsbedürftige User-Interface. Hier ist die Konkurrenz ganz eindeutig auf dem Vormarsch – doch auch Samsung arbeitet an der Software, was man beispielsweise am vorbildlichen Kies Air sehen kann.

Neueste Kommentare 

1 Kommentar zu Galaxy S II: Samsungs neues Android-Flaggschiff im Test

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  • Am 11. Juli 2011 um 16:15 von Steeck

    zu teuer
    wenn da nur der Preis nicht wäre.. So langsam ist das alles jenseits von gut und böse. Gilt auch für die anderen Hersteller. Alles über 400€ ist echt ein Witz für das bischen Elektronik.

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