1,6 Milliarden Euro Schaden durch Software-Piraterie in Deutschland

27 Prozent der hierzulande installierten Programme sind nicht rechtmäßig erworben. Der EU-Durchschnitt liegt bei 35 Prozent; weltweit sind es 42 Prozent. Die meisten Übeltäter sitzen in Georgien: Dort beträgt die Quote 93 Prozent.

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2010 ist der Software-Branche durch illegale Kopien und Installationen allein in Deutschland ein Schaden von 1,6 Milliarden Euro entstanden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Business Software Alliance (BSA).

27 Prozent der hierzulande verwendeten Programme seien nicht rechtmäßig erworben, schreiben die Autoren. Damit liegt Deutschland gleichauf mit Großbritannien und knapp vor Kanada. In Österreich liegt der Anteil bei 24 Prozent. Am niedrigsten ist die Quote in den USA, Japan und Luxemburg mit jeweils 20 Prozent.

Insgesamt sind der Branche laut BSA 2010 fast 59 Milliarden Dollar (41,4 Milliarden Euro) durch die Lappen gegangen. Im weltweiten Durchschnitt sind 42 Prozent der installierten Programme nicht rechtmäßig erworben – ein Prozentpunkt weniger als 2009. Mehr als die Hälfte des Schadens entstehe mittlerweile in Schwellenländern, wo der Software-Markt im Wachsen begriffen sei.

Innerhalb der EU stagniert der Anteil an illegal kopierten Programmen bei 35 Prozent, der Schaden ist jedoch gestiegen: von 12,5 Milliarden Dollar (8,8 Milliarden Euro) auf 13,5 Milliarden Dollar (9,5 Milliarden Euro). Der größte Übeltäter ist Frankreich: Hier liegt die Quote mit 39 Prozent etwas über dem europäischen Durchschnitt. Das entspricht einem Verlust von 1,9 Milliarden Euro.

Die meisten Software-Piraten weltweit sitzen jedoch in Georgien: Hier haben Nutzer 93 Prozent der installierten Programme nicht rechtmäßig erworben. Auf den Plätzen zwei und drei folgen Simbabwe (91 Prozent) und Bangladesch (90 Prozent).

Das Marktforschungsinstitut Ipsos hat zudem eine Befragung der deutschen Nutzer durchgeführt. Demnach sprechen sich Anwender in Deutschland zum überwiegenden Teil dafür aus, dass das Recht am geistigen Eigentum geschützt wird. 64 Prozent stimmten zu, dass Entwickler für ihre Arbeit bezahlt werden sollten. Zwar hätten Nutzer in Deutschland ein gutes Gefühl dafür, welche Bezugsquellen legal und welche illegal seien, weniger klar sei jedoch die Rechtmäßigkeit privater Mehrfachinstallationen. 70 Prozent der Befragten hielten das generell für zulässig. Tatsächlich hängt das aber von der Zustimmung des Herstellers und den Lizenzbedingungen ab.

„Diese Ergebnisse geben Grund zur Sorge“, sagte Georg Herrnleben, verantwortlich für die Region Europa, Naher Osten und Afrika (EMEA) bei der BSA. „Im wirtschaftlich erfolgreichen Jahr 2010 hat die illegale Verwendung von Software ebenso stark zugenommen wie der legale Software-Markt gewachsen ist, was zu einem Rekordvolumen an Raubkopien geführt hat.“ Die Herausforderung sei größer geworden.

Seit 2006 führt die BSA jährlich ihre Pirateriestudie durch. Sie arbeitet dafür mit den Forschungsinstituten Ipsos und IDC zusammen. Berücksichtigt werden alle Arten von Software, die auf Desktop-Rechnern, Laptops und Netbooks laufen. Dazu gehören Betriebssysteme, Anwendungen sowie Systemsoftware wie Datenbanken und Sicherheitslösungen.

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3 Kommentare zu 1,6 Milliarden Euro Schaden durch Software-Piraterie in Deutschland

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  • Am 13. Mai 2011 um 7:17 von Walter Bernhard

    Der Blick in die Glaskugel
    1.6 Milliarden Euro Verlust durch Raubkopien. Das ist ein tiefer Blick in die Glaskugel und genauso falsch wie die nervigen Prognosen der Firma Gartner.

    Illegale Kopien sind deshalb illegal weil man sie nicht offiziell anmeldet. Woher weiss man also wie viele nicht angemeldet sind. Man kann nur raten. Viele illegale Programme auf den Computern werden nicht oder nur selten benutzt und würden nie gekauft werden, wenn man sie bezahlen müsste. Mehrfach Lizenzen sollten allg. üblich sein, denn wenn ein Programm kaufe will ich es auch nutzen wie ich will. Wenn ich eine Festplatte mit OS ausstatte und alles sichere habe ich schon eine zweite Anwendung. das Gleiche gilt für meinen Laptop wenn ich eine größere Festplatte einbaue und die Alte behalte. Wer prof. mit dem Computer arbeitet wird normalerweise keine Raubkopien verwenden. Der Ausfall des Rechners weil er nicht upgedatet werden kann ist teuer. Apple geht den richtigen Weg, die Programme im Appstor sind so billig, dass es sich nicht lohnt eine Raubkopie zu verwenden. 16 Euro für pages oder 5 Euro für Garageband kann jeder bezahlen.

  • Am 13. Mai 2011 um 11:33 von TimeTraveler

    Gestreckte Zahlen
    Ich hätte mir von dem Artikelschreiber etwas mehr Reflektion erwartet:
    Die Zahlen zum Schaden, soweit mir bekannt, beruhen auf der Annahme, dass die raubkoppierte Software auch gekauft werden würde. Was in diesem Fall wohl eher eine Utopische Annahme ist. Meiner Erfahrung nach, würde vermutlich der größte Teil dieser Software gar nicht zum Einsatz kommen, da die meist viel zu teuer ist.
    Somit ist der entstandene Schaden hier vermutlich viel geringer, als von der Firma angegeben. Doch das würde natürlich sich bei dem Bericht nicht schön machen.

    Anm. d. Red.: Dieser Bericht gibt die Zahlen der BSA wider und nicht die Meinung der Redaktion. Freilich handelt es sich dabei um Hochrechnungen, weil sich schwerlich sagen lässt, wie viel Software tatsächlich illegal kopiert wird. Dasselbe gilt im Übrigen auch für die Musikbranche.

  • Am 13. Mai 2011 um 11:56 von TimeTraveler

    Nachtrag
    Hier mal ein Auszug aus einem anderen Artikel:
    „IDC ermittelt, wie viele Computer in einem Land verkauft wurden und rechnet dann den geschätzten Wert an potenziell nötiger Software hoch. Der Verband vertritt Unternehmen wie Microsoft, Adobe, Hewlett-Packard, Symantec, Intel und Apple.“
    Na wie verlässlich kann so eine Schätzung sein? Adobe Writer muss nicht jeder haben. Nicht jeder PC muss mit Windoff laufen. Wie kann man da nur schätzen, wie viele Raubkopien sich im Umlauf befinden? Wie kann man das verhalten der Menschen überprüfen? Immerhin wird die OpenSource Gemeinde immer größer…

    Anm. d. Red.: Ihre Kritik ist durchaus berechtigt. Ein erklärender Absatz hätte dem Artikel nicht geschadet. Dennoch: Die Zahlen stammen von der BSA und nicht von ZDNet.

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