Erneut Suizid wegen Arbeitsbedingungen bei France Télécom

Vor einem Jahr hatte der Konzern wegen einer Selbstmordserie das Management umstrukturiert. Gewerkschaften machen den hohen Druck durch Entlassungen und Versetzungen verantwortlich.

Bei France Télécom (Orange) ist es erneut zum Selbstmord eines Angestellten gekommen. Ein Mitarbeiter der Filiale in Mérignac – in der Nähe von Bordeaux – hat sich auf dem Firmenparkplatz selbst verbrannt. Französischen Medienberichten zufolge lässt sich eine Verbindung zwischen der Tat und dem Arbeitsumfeld herstellen.

France Telecom war im vergangenen Jahr europaweit stark in die Kritik geraten, als bekannt wurde, dass es 2008 und 2009 zu über 30 Selbsttötungen von Angestellten gekommen war. Die Gewerkschaften führten diese zum großen Teil auf die Arbeitsbedingungen und das Arbeitsumfeld zurück: In dem fraglichen Zeitraum waren 22.000 Stellen abgebaut und 7000 Mitarbeiter versetzt worden.

Mit einem Führungswechsel und einem neuen Sozialvertrag versprach der Konzern die Ursachen für die psychische Belastung seiner Mitarbeiter zu verringern. Beobachter werten den aktuellen Suizid als Zeichen dafür, dass diese Bemühungen nicht so erfolgreich waren wie bisher angenommen.

Wie viele seiner Kollegen musste der Angestellte eine nicht seinen Vorstellungen entsprechende Versetzung in einen anderen Arbeitsbereich und eine andere Region zustimmen. Laut Gewerkschaftsangaben war er zuvor ohne großes Aufsehen aufs berufliche Abstellgleis geschoben worden. Diese Methode wurde bei France Télécom unter der Ägidie des ehemaligen Chefs Didier Lombard vielfach praktiziert.

Der jetzt ums Leben gekommene Angestellte war bei dem Konzern für Arbeitsbedingungen, Hygiene und Sicherheit zuständig. Er gehöre zu den „Leuten, die in der Epoche Lombard gebrochen wurden“, so Sébastien Crozier von der Gewerkschaft CFE-CGC/Unsa.

„Wir haben im vergangenen Jahr sichtbare Fortschritte erzielt, und das soziale Klima hat sich deutlich verbessert“, sagte der aktuelle Konzernchef Stéphane Richard am Mittwoch gegenüber dem Wall Street Journal. Noch sei aber nichts gewonnen, es seien weitere Anstrengungen notwendig.

Delphine Ernotte, CEO von Orange France, und Personalchef Bruno Metling haben inzwischen die Niederlassung in Mérignac aufgesucht. Sie kündigten eine umfassende Untersuchung an. Ernotte kündigte zudem an, dass das Unternehmen das Drama zum Anlass nehmen werde, den unter Stéphane Richard eingeschlagenen Weg der Neuorgansiation mit zusätzlichem Nachdruck zu verfolgen und die Reform zügiger umzusetzen.

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