ICANN lässt Porno-Domain .xxx endgültig zu

Davon profitiert hauptsächlich der Antragsteller: der Registrar ICM. Er will jährlich 200 Millionen Dollar umsetzen. Viele Firmen sind zur Registrierung gezwungen, um ihre Marke zu sichern. Generische TLDs könnten einen ähnlichen Effekt haben.

Logo ICM Registry

Die ICANN hat vergangene Woche die Top-Level-Domain .xxx offiziell zugelassen. Sie ist für Erotik- und Porno-Inhalte bestimmt. Wenige Tage nach der Entscheidung wirkt der Domain-Registrar ICM wie der einzige Profiteur der Genehmigung, der elf Jahre Diskussionen und Streit vorangegangen waren.

ICM Registry hatte die Domain-Endung 2000 erstmals vorgeschlagen und 2004 seinen Antrag erneuert. Von Anfang an gab es heftige Proteste aus Politik und konservativen Kreisen. Als 2005 der zweite Vorschlag akzeptiert wurde, kam es zu neuen Kampagnen. Selbst große Teile der etablierten Porno-Branche protestierten: Sie befürchteten Zensur, nur für .xxx-Domains geltende gesetzliche Einschränkungen – und wohl auch, in eine Nische abgeschoben zu werden.

ICM spricht von über einer Viertelmillion Vorregistrierungen. Multipliziert man dies mit der Gebühr von 75 Dollar, die ICM verlangt, wurden so schon vorab über 20 Millionen Dollar umgesetzt. Und gegenüber Bloomberg hat ICM-Manager Stuart Lawley jetzt angekündigt, man wolle mindestens 200 Millionen Dollar pro Jahr mit .xxx-Domains umsetzen.

Das Geschäftsmodell von ICM bezeichnen manche aber schlicht als Erpressung: Die meisten Firmen, die sich jetzt eine solche Domain sichern, tun dies, um zu verhindern, dass ein Fremder ihre Marke nutzt. Der Porno-Riese Kink.com beispielsweise hat sich aus einer Verteidigungshaltung heraus Tausende von .xxx-Domains gesichert – die Pendants seiner sämtlichen .com-Domains inklusive alternativer Schreibweisen und Varianten.

Der Run auf die viel kritisierten Adressen gibt außerdem einen Vorgeschmack auf das, was generische Top-Level-Domains bringen werden. Die ICANN will sie im Juni verabschieden. Dann könnte es beispielsweise Städtenamen als Domain-Endung geben, etwa .berlin – und jede in Berlin ansässige Marke wäre quasi gezwungen, ihrer umfangreichen Sammlung eine solche Domain hinzuzufügen – www.mcdonalds.berlin, www.prada.berlin und www.apple.berlin.

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