Im Gegensatz zu den Konkurrenten Google und Apple hat es Palm schwer, Programmierer an Land zu ziehen und den App Store zu füllen. Ein paar Größen sind zwar bereits vertreten – etwa Facebook. Aber es gibt immer noch viele Löcher, und beispielsweise keine offizielle Twitter-App. Außerdem ist die Auswahl an kostenlosen Programmen sehr gering. Die meisten hochwertigen Anwendungen lassen sich deren Macher bezahlen. Selbst BlackBerrys App World scheint im Vergleich zu Palms virtuellem Softwareladen gut gefüllt zu sein. Sicherlich gibt es auch hier den einen oder anderen Diamanten, aber man muss eben viel länger danach suchen.

Palm will dieser Knappheit mit ein paar verschiedenen Strategien zu Leibe rücken. So gibt es beispielsweise ein „PDK“, das das Portieren von Software auf das Palm-Betriebssystem zum Kinderspiel machen soll. Angeblich lernten die Angry Birds binnen 48 Stunden auch auf WebOS das Fliegen. Mit Palms kürzlicher Hochzeit mit HP dürfte sich das Budget außerdem deutlich gesteigert haben. Wir hoffen, dass der App Catalog zeitig davon profitiert. Denn wer sich heute eine Palm-Smartphone kauft, muss für gute Apps noch zahlen – oder findet gleich gar keine passende Anwendung.

Dank WLAN-Funk und einem großartigen Browser macht das Surfen richtig Spaß. Der Palm Pre 2 stellt im Test die Seiten zügig und korrekt dar. Wer für seinen Zweck die gewünschte App nicht findet, kann also immer noch auf den Browser ausweichen, um seinen Aufgaben zu erledigen.

Flash gibt es jetzt übrigens auch – und es funktioniert sogar. Ganz so flüssig wie unter Android fühlt sich das allerdings noch nicht an. So gibt es beispielsweise Probleme damit, von den Steuerelementen eines Videoplayers wieder zurück zur Rahmenseite zu wechseln und sich hier durchzuklicken. Außerdem ist es nicht gelungen, ein Flash-Video auf Vollbild zu bringen. Unter Android ist das kein Problem.

Das 3,1-Zoll-Display ist gestochen scharf und lässt sich gut ablesen. Selbst nach dem Test des HTC Desire HD mit seinem großen 4,3-Zoll-Bildschirm, bekommt man auf der Pre-2-Anzeige keine Platzangst. Wer kein großes Smartphone mit sich herumtragen möchte, ist mit dem handlichen Palm-Handy sicherlich gut beraten. Das gilt insbesondere für Vielschreiber: Die ausziehbare Tastatur macht einen hervorragenden Eindruck.

Einer der größten Kritikpunkte am Palm Pre war die schwache Akkulaufzeit. In diesem Punkt hat der Pre 2 anscheinend ordentlich Boden gut gemacht. Auch bei intensiver Nutzung, sprich mit zahlreichen geöffneten Karten und aktivierter automatischer Synchronisierung von Facebook und Twitter, kommt man eineinhalb Tage mit einer Ladung aus. Erfreulich ist hier auch, dass das Rückteil, das für das Touchstone-Induktionsladegerät erforderlich ist, bereits im Karton liegt. Die Ladestation muss man allerdings immer noch separat kaufen.

Die gekrümmte Plastikscheibe über dem Bildschirm gehört nun der Vergangenheit an. Stattdessen verbaut Palm eine flache Glasscheibe. Das rundlichere Design war ansprechend, aber mit dem flachen Bildschirm kommt man ebenfalls gut zurecht, zudem er deutlich mehr aushalten dürfte als die Kunststoffscheibe. Der Slide-Mechanismus der Tastatur macht einen besseren Eindruck als beim Vorgänger, wirkt aber immer noch nicht ganz so solide, wie man es sich wünschen würde. Die Kamera löst nun 5 Megapixel auf und bringt einen LED-Blitz mit.

Fazit

Der Palm Pre 2 ist seinem Vorgänger Pre relativ ähnlich – was nicht unbedingt ein negativ ist. Wie die vorherigen Pre-Smartphones ist auch Palms neuestes Modell schnell und gut zu bedienen. Das fingerfreundliche und ansprechende Interface hat eine Reihe von kleinen erfreulichen Verbesserungen erfahren. Das große Problem ist jedoch, dass andere Hersteller fast schon im Tagesrhythmus gigantische Android-Boliden in allen Formen und Farben auf den Markt bringen. Daneben steht Apples iPhone-Gigant. Dann ist da noch Windows-Phone-7 und ein schrumpfendes Symbian. Sich hier als Betriebssystem-Einzelkämpfer zu behaupten dürfte keine leichte Aufgabe sein, wenn man nicht gerade Apple heißt.

Trotzdem hat es Palm geschafft, mit dem Pre 2 ein sehr schickes und toll zu bedienendes Gerät auf den Markt zu bringen. Wer mit der eingeschränkten App-Auswahl leben kann, sollte sich das Smartphone durchaus näher ansehen. Wer skeptisch ist und kein Risiko eingehen möchte, sollte zu einem anderen Gerät greifen und abwarten, wie sich Palm App Catalog entwickelt. Dieser Testbericht konzentriert sich vornehmlich auf die Neuerungen des Pre 2. Zusätzliche Details zu Palms Smartphones bietet der Einzeltest vom Palm Pre.

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2 Kommentare zu Schnelles Smartphone mit WebOS 2.0: Palm Pre 2 im Test

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  • Am 15. Dezember 2010 um 22:43 von CineKie

    Qwertz-Tastatur
    Hallo,

    gibt es denn inzwischen ein Pre 2 mit Qwertz-Tastatur? Meinen Informationen nach existiert bislang lediglich eine Qwerty-Version …

  • Am 16. Dezember 2010 um 10:14 von Nico

    Apps
    Also ich halte die Bewertung des Appstore für zu einseitig, es gibt bereits eine beachtliche Community, die sogenannte "homebrewed" Apps anbietet – gebündelt wird alles auf der Seite http://www.precentral.net/homebrew-apps/.

    Nach der Installation einer App wie z.B. preware lässt sich, bequem vom Palm Pre (2) aus, auf alle Apps (offiziel, inoffiziel) zugreifen, inklusive unzählige patches um das OS zusätzlich anzupassen…

    Beste Grüße
    Nico

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