Studie: vernetztes Arbeiten in den nächsten fünf Jahren

Vor dem Einstieg in die „Life 2“-Studie zunächst in paar Hintergrunddaten aus anderen Erhebungen: Laut Eurostat belegt Deutschland bei der beruflichen Computernutzung im Vergleich der EU-Länder Platz sechs – Tendenz steigend: Im Jahr 2003 war es noch Rang zwölf. Besonders stark verbreitet sind Computer-Arbeitsplätze in den skandinavischen Ländern. Spitzenreiter ist Finnland (71 Prozent der Beschäftigten), gefolgt von Schweden (68 Prozent) und Norwegen (66 Prozent). Die schlechteste Ausstattung haben Bulgarien (20 Prozent), Rumänien (26 Prozent), Lettland (27 Prozent) und Litauen (30 Prozent).

Wer fast ausschließlich am Computer arbeitet, ärgert sich oft über den Weg zur Arbeit – könnte er die Aufgaben doch zumindest tageweise bei einer Tasse Kaffee und im Schlafanzug auch von zu Hause erledigen – so zumindest die Selbsteinschätzung. Arbeitgeber sehen das oft anders.

Laut einer Bitkom-Umfrage würden 57 Prozent der an PC-Arbeitsplätzen beschäftigten Deutschen zumindest einige Tage pro Woche gerne von daheim aus arbeiten (Grafik: Bitkom).
Laut einer Bitkom-Umfrage würden 57 Prozent der an PC-Arbeitsplätzen beschäftigten Deutschen zumindest einige Tage pro Woche gerne von daheim aus arbeiten (Grafik: Bitkom).

Einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des Bitkom zufolge arbeiten zehn Prozent der Berufstätigen in Deutschland ganz oder zeitweise von zu Hause aus, anstatt ins Büro zu gehen. 37 Prozent der Berufstätigen möchten gerne an einigen Tagen in der Woche zu Hause arbeiten und weitere 20 Prozent sogar täglich. 30 Prozent der befragten Arbeitnehmer gehen dagegen am liebsten jeden Tag ins Büro.

Frauen sind etwas stärker an Telearbeit interessiert als Männer: 73 Prozent der berufstätigen Frauen möchten am liebsten ganz oder teilweise von zu Hause aus arbeiten, bei den Männern sind es 65 Prozent. In der mittleren Altersgruppe ist der Wunsch nach dem Home Office bei beiden Geschlechtern am stärksten ausgeprägt. Drei Viertel der 30- bis 49-Jährigen will regelmäßig zu Hause arbeiten oder tut dies bereits.

Meta-Trends Flexibilität, Mobilität und Kooperation

Mit diesen Zahlen sind Kernaussagen der Telekom-Studie auch von anderer Seite her untermauert: Die „digitale Wertschöpfung“ durch Informations- und Kommunikationstechnologien (ICT) gewinnt im Wirtschafts- und Arbeitsleben an Bedeutung. Dieser Ansicht sind 64 Prozent der ICT-Entscheider in Deutschland. Für Unternehmen ist ICT schon jetzt ein wesentlicher Faktor um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Die befragten Entscheider erwarten binnen der kommenden fünf Jahre in einigen Branchen ICT-induzierte Wachstumsimpulse von bis zu 11 Prozent und Kostensenkungspotenziale von bis zu 17 Prozent. Kein Wunder, dass 79 Prozent ICT bereits heute sehr hohe oder hohe strategische Relevanz für ihr Unternehmen beimessen.

Trends wie Cloud Computing, virtuelle Kooperation, dezentrales Arbeiten oder Green IT werden die Bedeutung noch erhöhen. Und nicht zuletzt werden intelligente ICT-Lösungen auch bisher nicht von der Computerisierung erfasste Bereiche durchdringen – und da in den kommenden drei bis fünf Jahren wesentlich revolutionärere Veränderungen bewirken als in Segmenten, die schon weitgehend von Computern beherrscht werden und mit dem Internet verknüpft sind.

Die drei wichtigsten Meta-Trends sind Flexibilität, Mobilität und Kooperation. Sie lassen sich aber nur schwer voneinander trennen und bedingen sich teilweise gegenseitig. Dass sich Cloud Computing innerhalb der nächsten Jahre am Markt etablieren wird, erwarten 81 Prozent. Knapp über die Hälfte von ihnen rechnet sogar damit, dass es sich als dominierende Variante des ICT-Bezugs etablieren wird.

Zwei Drittel der ICT-Entscheider gehen davon aus, dass die Bedeutung dezentralen Arbeitens in ihrem Unternehmen in den kommenden fünf Jahren zunimmt. Daher finden ungefähr ebenso viele Lösungen für rollenbasierten Zugriff „sehr interessant“ oder „interessant“ und sind davon überzeugt, dass sich der Einsatz virtueller Kooperation für ihr Unternehmen durch niedrigere Kosten und schnellere Reaktionszeiten lohnen kann.

Hohes Interesse an Green-IT

Einigermaßen überraschend: Green-IT ist für fast jeden Dritten ebenfalls eines der wichtigsten Themen. 70 Prozent der ICT-Entscheider erwarten sogar, dass Green-IT in fünf Jahren eine hohe oder sehr hohe Bedeutung für ihr Unternehmen haben wird.

International gibt mehr als jeder zweite ICT-Entscheider an, dass Green-IT in seinem Unternehmen heute hohen oder sehr hohen Stellenwert hat. Besonders populär ist das Thema in Großbritannien und den USA (jeweils 71 Prozent), die geringste Bedeutung hat es in Frankreich (30 Prozent). Die größte Bedeutungszunahme für Green-IT lässt die Studie in Deutschland erwarten: Während das Thema heute nur für 47 Prozent der Entscheider hohe oder sehr hohe Bedeutung hat, rechnen für die Zukunft jedoch 70 Prozent der Befragten mit einer entsprechenden Wichtigkeit.

Die meisten (57 Prozent) finden Green-IT derzeit vor allem wegen der möglichen Kosteneinsparung interessant. Immerhin 43 Prozent hoffen auf positive Auswirkungen für das Image des Unternehmens, 42 Prozent geben an, dass ihr Unternehmen sich aus Gründen der allgemeinen gesellschaftlichen Verantwortung für Green-IT interessiert.

Angesichts dieser Werte ist es allerdings erstaunlich, wie wenig verbreitet konkretes Wissen und ernsthafte Beschäftigung mit dem Thema sind. Nur jeder fünfte ICT-Entscheider kann die Stromkosten für IT in seinem Unternehmen abschätzen. Und erst jedes vierte Unternehmen mit mehr als 1000 Mitarbeitern hat schon einmal einen Business Case zu den Einsparmöglichkeiten durch Green-IT erstellt.

Dementsprechend unklar sind auch die Vorstellungen über das Sparpotenzial. 58 Prozent der ICT-Entscheider vermuten die größte Energieverschwendung bei Desktops und Laptops und fast genauso viele bei IT-Netzen. 54 Prozent sehen bei Rechenzentren sehr hohes Einsparpotenzial. Das durch ICT bei Prozessen – etwa Lieferketten zu erschließende Sparpotenzial folgt erst auf Platz vier. In Wirklichkeit dürfte es nahezu fast genau umgekehrt sein.

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