Der stille Vormarsch: ERP auf Open-Source-Basis

In der öffentlichen Diskussion um Software für Enterprise Resource Planning spielen Open-Source-Lösungen kaum eine Rolle. Für den Mittelstand sind sie aber eine interessante Alternative. ZDNet gibt einen Überblick.

Heimlich, still und leise haben sich Open-Source-Software-Lösungen für Enterprise Resource Planning (ERP) im Markt etabliert. Laut den Analysten von IDC setzen bereits neun Prozent der mittelständischen Unternehmen in Westeuropa ERP auf Open-Source-Basis ein.

Zwar muss dabei berücksichtigt werden, dass solch ein Einsatz oft nur auf eine Fachabteilung oder ein Projekt beschränkt ist, aber dennoch sind neun Prozent im stark fragmentierten ERP-Markt eine ordentliche Hausnummer – kommt doch selbst SAP nur auf einen Anteil von knapp unter 30 Prozent. Für die Kunden ist das eine gute Nachricht: Weil Open-Source-Lösungen kostengünstig sind, wächst der Preisdruck auf die anderen Hersteller.

Die quelloffenen Warenwirtschaftssysteme sind im Allgemeinen lizenzkostenfrei, üblicherweise wird nur der Support berechnet, wenn das Wissen der Community nicht mehr ausreicht. Auch die Implementierung sollte man normalerweise einem erfahrenen Systemhaus überlassen. Kleinere Firmen mit kompetenten IT-Mitarbeitern können sich aber auch für die komplett kostenlose Variante entscheiden.

Allerdings fehlt den Open-Source-ERP-Anbietern im Moment eines: ein starker Sponsor. Bei den Betriebssystemen wird Linux von IBM, Oracle und HP unterstützt, die Microsoft keine Lizenzgebühren zahlen wollen. In ähnlicher Weise finden sich auch bei OSS-Middleware und -Datenbanken Unterstützer, die ihren Konkurrenten eine lange Nase drehen wollen. Das ist bei den klassischen Unternehmensanwendungen, also ERP und CRM nicht der Fall, so der Gartner-Analyst Brian Prentice.

Auch darf nicht vergessen werden, dass ERP die Königsklasse der Anwendungen ist, das heißt, Komplexität und Breite der Anforderungen sind sehr groß. Dennoch versuchen viele Hersteller von quelloffener Software mehr oder weniger, SAP zu imitieren. Dabei stoßen sie oft an Grenzen. Klaus Röder, Geschäftsführender Gesellschafter der Novabit Informationssysteme GmbH, kritisiert das bisherige Vorgehen: „Bisher waren die meisten OSS-ERP-Systeme zu detailverliebt, zu komplex oder nicht passend.“ Mit seiner eigenen Software Nuclos propagiert Novabit jetzt einen anderen Ansatz, nämlich ein Baukastensystem, das sich schnell einrichten lässt.

Die aktuelle Version 2.5 des kostenlosen Open-Source-ERP-Baukastens kann auf nahezu beliebigen Betriebssystemen und SQL-Datenbanken betrieben werden. Es unterstützt die Integration in bestehende Systemlandschaften über generische Web-Services. Nuclos ist für kleine Unternehmen ab fünf Mitarbeitern geeignet, wird aber sogar in DAX-Konzernen eingesetzt. Beispielsweise verwenden die Telekommunikationsanbieter E-Plus, O2 und T-Mobile Nuclos für ihr Vertragsmanagement.

Eine Hauptsorge der Kunden, die sich den Einsatz von OSS ERP überlegen, ist die Qualität des Supports und die Zukunftssicherheit. Hier glaubt sich Röder auf der sicheren Seite: „Unsere 50 fest angestellten Mitarbeiter in Düsseldorf und München stehen für professionelle Arbeit.“

Themenseiten: ERP, IT-Business, Mittelstand, Open Source, Strategien

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1 Kommentar zu Der stille Vormarsch: ERP auf Open-Source-Basis

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  • Am 2. November 2010 um 20:58 von Holger Klemt

    AvERP Installationen
    Der Hersteller Synerpy spricht von etwa 500 bekannten produktiven Installationen. Wir kennen selbst als Vertriebspartner ca. 20 Installationen und über unsere Software IBExpert weit mehr als 200 AvERP Installationen.

    Keine Ahnung woher die geringe Anzahl von 12 Referenzkunden kommen, vielleicht sollte man sich vor so einem Artikel mal mit dem Hersteller sprechen. Unter den Anwendern sind keineswegs nur 5 Mann Buden und ein 200 Mann Maschinenbauer.

    Schöne Grüße aus dem Norden
    Holger Klemt
    http://www.ibexpert.com

    Hallo, danke für Ihren Hinweis. Der Absatz ist vielleicht etwas unglücklich formuliert: Aber nicht jeder Kunde lässt sich ja auch als Referenz anführen. Und mit den Firmenbeispielen wollte der Autor sicher die mögliche Einsatzbreite angeben – alles was dazwischen liegt ist dadurch nicht ausgeschlossen.
    Peter Marwan
    ZDNet-Redaktion

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