Kann die 100-GByte-Disc Blu-ray retten?

Eine marktreife Blu-ray-Disc mit 100 GByte Speicherplatz vorzustellen, ist eigentlich ein beachtlicher technischer Fortschritt. ZDNet-Autor Robin Harris fragt aber troztzdem: Wen interessiert das noch wirklich ?

Die Standard-Kapazität von Blu-ray-Discs beträgt derzeit 25 oder 50 GByte. Im Januar hatten Panasonic und Sony eine Disc vorgestellt, die 66,8 GByte an Daten fasst. Ende dieses Monats wird Sharp in Japan eine Blu-ray-Disc mit 100 GByte Speicherkapazität auf den Markt bringen. Das Modell VR-100BR1 unterstützt den BDXL-Standard (PDF). Es hat drei Schichten und ist einmal beschreibbar (BD-R). Zum Abspielen wird neue Hardware benötigt, die ein Joint Venture von Sharp und Pioneer entwickelt hat, und zeitgleich mit der verbesserten Blu-ray-Disc auf den Markt bringen will.

TDK entwickelt sogar eine Blu-ray-Disc, die über zehn Layer und 320 GByte Speicher verfügen und zu herkömmlichen Blu-ray-Rekordern kompatibel sein soll. Diese Kapazität wird derzeit allerdings nur unter Laborbedingungen erreicht. Eine marktreife 100-GByte-Triple-Layer-Blu-ray-Disc vorzustellen ist vor diesem Hintergrund also ein beachtlicher technischer Fortschritt. ZDNet-Autor Robin Harris fragt aber troztzdem: Wen interessiert´s?

Der dazu notwendige neue Player soll in Japan für den vernünftigen Preis von rund 60 Dollar verkauft werden. Da die neue Blu-ray-Disc auf einem BDXL-Standard basiert, werden auch andere Hersteller bald Abspielgeräte auf den Markt bringen können. Für die von Sharp angekündigten Recorder sind die Preise weniger vernünftig, sie fangen nämlich erst bei 2300 Dollar an.

Sharp erwartet, dass die Verbraucher zum Beispiel ganze Staffeln einer Fernsehserie auf dem neuen Medium erwerben. Technisch passen ohne Qualitätsverlust bis zu elf Sendungen auf eine der neuen Discs. Auf bisherigen Blu-ray-Discs haben etwa fünf Platz, auf DVD in geringerer Qualität drei. Auch 3D könnte sich als vorteilhaft für die 100-GByte-Disc erweisen – vorausgesetzt es setzt sich auf breiter Basis durch. Schafft es das, wäre BDXL zumindest darauf vorbereitet.

Wo Blu-ray punkten kann

Blu-ray ist dort beliebt, wo es seine Vorteile ausspielen kann: Bei den großen, teuren, effektüberladenen Hollywood-Produktionen wie Iron Man oder Dark Knight. Bei Komödien oder Filmen, die mehr von der Leistung der Schauspieler als den Spezialeffkten leben, hat es das Format dagegen schwer. Auch Besitzer von Blu-ray-Playern kaufen diese Streifen oft nicht in der teureren Blu-ray-Version – wohl weil sie den Mehrwert nicht erkennen.

Grundsätzlich ist mehr Speicherkapazität eigentlich immer eine gute Sache. Wie die Geschichte von Floppies, Zip- und Orb-Laufwerken zeigt, reicht „mehr Power“ jedoch nicht aus, um einen totgeweihten Markt wiederzubeleben. Auch die Verdopplung der Speicherkapazität bei BDXL im Vergleich zur 50-GByte-Blu-ray ändert die zugrundeliegende Dynamik nicht: Verbraucher sind einfach nicht in großer Zahl bereit, für Blu-ray mehr zu bezahlen. Dieses weltweit vorhandene Problem wird in Deutschland noch durch die umstrittenen, für Blu-ray besonders hohen Abgabenforderungen der GEMA verschärft.

Warum die Speicherkapazität unwesentlich ist

Der Wert von Blu-ray für die Film- und Fernsehbranche ist, dass es ihr erlaubt, auch künftig physische Kopien ihrer Werke zu verkaufen und den Erfolg von Download-Angeboten wie Netflix und dem iTunes-Store in Grenzen zu halten. Denn es wird immer Sammler und Enthusiasten geben, die ein physisches Medium einem Download vorziehen. Aber wahrscheinlich mit der Zeit immer weniger.

Wenn Hollywood und die anderen Studios auch in Zukunft Discs verkaufen wollen – was angesichts des voraussehbaren Aussterbens von Videotheken aus finanziellen Gründen wichtig wäre – müssen sie ihre bisherigen Ansichten über Blu-ray über Bord werfen. Es ist nicht mehr realistisch, darauf zu hoffen mit Blu-ray größere Gewinne einzustreichen. Das Ziel kann eigentlich nur lauten, das Geschäft mit physischen Kopien überhaupt am Leben zu erhalten – denn das ist schon schwer genug.

Themenseiten: Analysen & Kommentare, Blu-ray, IT-Business, Pioneer, Sharp, Sony Europe Limited; Zweigniederlassung Deutschland, Storage, TDK, Urheberrecht

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4 Kommentare zu Kann die 100-GByte-Disc Blu-ray retten?

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  • Am 22. Juli 2010 um 12:35 von IT-Expert

    Über was schreibt der Autor hier?
    Zumindest in Europa ist die BLU-RAY Disk doch sehr erfolgreich. Das liegt sicher auch an der mangelhaften Verbreitung von HDTV OTA. Attraktive Online-Angebote kann man hierzulande aber kaum finden; genausowenig wie ausreichend attraktive Pay-TV Anbieter, die in den USA sicherlich die Hauptkonkurrenten der BLU-RAY Disk sind.
    Aber jetzt zum x-ten mal den Untergang der BLU-RAY heraufbeschwören? Wo die Marktdurchdringung doch sehr gut ist? Und jetzt mit den 3D-Angeboten ein neuer Kaufanreiz besteht?

    • Am 20. August 2010 um 23:08 von ThiPh079

      AW: Über was schreibt der Autor hier?
      Schauen sie sich doch mal in den Läden um Blu-Rays werden nicht verkauft und sind deutlich teurer als DVDs. Sicherlich behaupten manche dass die Bildqualität zu wünschen übrig lasse aber ist dies einen Aufpreis von weit über 10 Euro pro Filmträger wert?? Zum Thema 3 D : Lassen sie heute die Finger davon diese Technik ist noch nicht ausgereift Player und Fernseher kosten weit über das doppelte als normale TV Geräte. Fazit die Blu-Ray ist ein Medium das die Filmindustrie nur dazu erfunden hat um mehr Geld in ihre Kassen zu spulen, doch erstmals macht der Verbraucher nicht mehr mit, die Zukunft wird Flash-Medien gehören die schon jetzt billiger und weit weniger klobig sind.

      • Am 23. August 2010 um 12:06 von Robert

        AW: AW: Über was schreibt der Autor hier?
        Was kann ich so aber auch nicht unterstützen. DVD war damals bahnbrechend, weil es die VHS abgelöst hat und einen äußerst deutlichen Mehrwert demgegenüber hatte (kein Zurückspulen mehr, digitale Filmqualität, usw).

        Die Bluray hat meiner Meinung nach nur in Punkte Video- und Audioauflösung Vorteile gegenüber einer DVD. Aber das reicht mir auch schon völlig aus. Ich würde die im Artikel erwähnten Blockbuster und Effektefilme nicht mehr in DVD-Auflösung anschauen wollen, sondern nur noch in HD. Und dies eben auf BluRay.
        Dabei sind mir auch diese komischen Spielereien mit dem Menü und den weiteren Features total egal.

        Deshalb würde ich nicht sagen, dass Bluray tot ist oder in einer Krise steckt. Es müsste vielleicht nur anders vermarktet werden. Jetzt schon wieder ein neues Format rauszubringen für das man neue Player braucht ist definitiv der falsche Schritt!! Die Leute wollen nicht jedes Jahr neue Hardware kaufen.

        • Am 27. September 2010 um 15:51 von ITBane

          AW: AW: AW: Über was schreibt der Autor hier?
          Dass die Blu-Ray Disk nur für Filme gedacht ist, wäre mir persönlich neu. Als Datenträger für langfristige Haltung von Sicherheitskopien ist sie durchaus Attraktiv. Aber vergleichen Sie einmal die Qualität von bspw dem Herrn der Ringe von der DVD auf einem 35″ TV und von der Blu-Ray. Das ist ein unterschied wie Tag und Nacht.

          Wer natürlich nur das PAL-Format gewöhnt ist, braucht keine BR. Wer aber hochauflösende FIlme einmal gesehen hat, will nie mehr zurück zu dem altem Kram.

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