Von sparsamen Chefs und verschwenderischen Mitarbeitern

Verschwendung in deutschen Unternehmen, wohin man schaut. Dieses Bild zumindest zeichnen zahlreiche Umfragen und Studien. IT und verwandte Bereiche sind ganz vorne mit dabei. Zeit also, den Gürtel enger zu schnallen - oder doch nicht?

Studien die zeigen, womit Mitarbeiter Zeit und somit auch Geld verschwenden, können viele Hersteller vorweisen – um gleich im Anschluss dann darüber aufzuklären, wie sich mit Hilfe ihrer Kollaborations-, Videokonferenz-, Druckmanagement– oder Sonst-noch-irgendwas-Lösung dieser Verschwendung Einhalt gebieten lässt. Diese Argumentation funktioniert aber auch bei E-Mail-Bearbeitung, Suche nach Informationen, unerwünschter Nutzung sozialer Netzwerke und zig anderen Beispielen.

Ressourcenverschwendung droht zudem durch sportbegeisterte Angestellte: Die Universität Hohenheim hat ermittelt, dass in Deutschland während der Fußball-WM bis zu 15 Minuten Arbeitszeit täglich für Radiohören, Abrufen von Ergebnissen im Web oder durch Tippspiele draufgehen werden. Dadurch könnten in den kommenden Wochen insgesamt 0,27 Prozent des Bruttoinlandsproduktes verloren gehen, so die Betriebswirtschaftler.

Ausnahmezustand zur Weltmeisterschaft

Während rund zwei Drittel der befragten Chefs und Arbeitgeber für die WM in Südafrika schon mal ein Auge zudrücken wollen, sind sie bei anderen, offensichtlich unproduktiven Aktivitäten wesentlich weniger tolerant. So gab es kürzlich vor Gericht sogar einen Streit darüber, wie oft und wie lange man sich auf der Toilette aufhalten darf.

Der Chef schlug Krach, da sich der Angestellte vom 8. bis zum 26. Mai 2009 insgesamt 384 Minuten auf dem stillen Örtchen befand. Die Begründung, Verdauungsprobleme zwängen ihn dazu, wollte der Chef nicht im Detail untersuchen, sondern zog einfach eine angenommene Summe vom Gehalt ab – zu Unrecht übrigens, wie das Gericht festgestellt hat.

Vielleicht hätte sich der Arbeitgeber vor dieser Aktion erst einmal mit einer vom IT-Sicherheitsdienstleister Retarus vorgenommenen Beispielrechnung beschäftigen sollen. Darin geht es um einen Nebenaspekt des Toilettenbesuchs: Die Nutzung des dort bereitgestellten Papiers. Was kostet das eigentlich?

18,75 Euro pro Jahr oder rund 1,50 Euro pro Monat und Mitarbeiter

Zur Beantwortung dieser Frage hat Retarus auf Daten der Toilettenpapier-Enzyklopädie zurückgegriffen. Demnach benötigt ein Mensch in einem Industrieland pro Jahr 20.805 Blätter Toilettenpapier. Bei 150 Blatt auf einer Rolle macht das 138,7 Rollen pro Jahr. Nehmen wir an, es handelt sich um ein großzügiges Unternehmen, dass es seinen Mitarbeitern auch diesbezüglich an nichts fehlen lassen will, dann kosten 24 Rollen einer bekannten Marke im Einzelhandel 6,49 Euro, der Gesamtbedarf also 37,50 Euro pro Jahr. Wird die Hälfte des Gesamtbedarfs während der Arbeitszeit verbraucht, schlägt die Sauberkeit seiner Mitarbeiter dem Arbeitgeber mit 18,75 Euro pro Jahr oder rund 1,50 Euro pro Monat zu Buche.

Wozu das Ganze? Retarus hat sich wohl über die Behauptung des ein oder anderen potenziellen Kunden geärgert, der vom Dienstleister angebotene Managed Service für E-Mail-Sicherheit sei zu teuer. Der kostet (ohne Archivierung) in Deutschland pro User und Monat nämlich zwischen 1 und 1,30 Euro – also weniger als das Unternehmen für den Verbrauch desselben Angestellten an Toilettenpapier ausgibt, so das Gegenargument.

Was folgt daraus? Eine Möglichkeit ist natürlich, sich einmal die Rechnung für das Toilettenpapier anzuschauen und von der eventuell noch verwendeten, teuren Premium-Marke auf ein günstigeres Produkt umzustellen. Die Ersparnis könnte man dann in E-Mail-Sicherheit investieren – muss man aber nicht.

Eine zweite Möglichkeit ist, das Ganze mit etwas Humor zu sehen. Aber: Wie eine schöne Perle, setzt auch guter Humor immer eine kleine Wunde voraus. In diesem Fall dürfte die Wunde die Tatsache sein, dass viele Unternehmen, die den Rotstift in der IT ansetzen, in der Tat am falschen Ende sparen. Denken Sie doch mal kurz drüber nach, wenn Sie das nächste Mal eine Rolle Toilettenpapier in der Hand halten.

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