Telefonieren über das Internet: Voice over IP im Praxistest

Nun zum Voice-Setup: Die von 1&1 gelieferte AVM 7570 hängt am VDSL-50.000-Anschluss. Über das eingebaute DECT-Funkmodul der AVM 7570 sind folgende „Hand-Apparate“ schnurlos verbunden: Ein zehn Jahre altes DECT-Telefon Siemens Gigaset Comfort 3000, das DECT-Telefon-Handset Siemens Gigaset S68H, ein Siemens Gigaset SL37H und das schnurlose VoIP-DECT-Telefon AVM FRITZ!Fon MT-C. Alle lassen sich per Browser schnell und elegant in die AVM-Box 7570 einbinden. Die DECT-Telefon-Anlage Siemens Gigaset 3075 ISDN wird für diesen Test komplett abgeschaltet, damit deren starker DECT-Funk das neue AVM-Setup nicht stören kann.

Ein DLP-Chip von Texas Instruments (Bild: TI).
Anrufbeantworter, Faxempfang und sogar uralte DECT-Handsets „Siemens Gigaset Comfort 3000“ sind ruckzuck konfiguriert (Screenshot: Harald Karcher).

Entnervende VoIP-DECT-Qualität

Ein Voice-over-IP-Gespräch braucht mit dem Codec G.711 brutto circa 80 bis 128 Kilobit, in beide Richtungen. Auf einer 50.000 Kilobit schnellen VDSL-Leitung sollte Voice over IP theoretisch in hervorragender Qualität möglich sein – was in der Praxis aber nicht der Fall ist. Die neue DECT-Telefonie zischt, hallt und kreischt ganz fürchterlich.

Einige Reaktionen der Gesprächspartner sollen die extrem schlechte Qualität dokumentieren: „Wo treibst du dich denn gerade herum? Das hallt ja wie bei einem Satelliten-Telefonat“, „Was ist denn mit deinem Telefon passiert, ich höre es nur noch Zischen und Krachen“ oder „Das klingt ja sehr schlecht, ich höre mich selber mit einem Hall wie in einer Kathedrale“. Tatsächlich tönt aus diesem Voice-over-VDSL-50.000-Anschluss mal Dauer-Geratter, dann wieder ein fein zirpendes Kreischen und schrilles Rauschen.

Schwache DECT-Funk-Reichweite

Zu der schlechten Gesprächsqualität kommt ein weiteres Problem: Die Sprachqualität sinkt hausintern zusätzlich mit der Entfernung der DECT-Handys zur DECT-Basis-Station. Ist das Telefon gerade mal zwei Meter neben der AVM-Basis-Station 7570, schwankt die Sprach-Verbindungs-Qualität zwar auch gewaltig, aber befindet sich das Test-Handy ein Stockwerk tiefer, dann wird das Gespräch immer unverständlicher und am ungünstigsten Ende der Testumgebung absolut unzumutbar.

Ein DLP-Chip von Texas Instruments (Bild: TI).
Der schöne DECT-Monitor der „AVM FRITZ!Box Fon WLAN 7570 vDSL“ liefert Infos zu DECT-Basis-Stationen, DECT-Handys und laufenden DECT-Verbindungen (Screenshot: Harald Karcher).

Das heißt, in der AVM 7570 schaukeln sich offenbar zwei Probleme gegenseitig hoch: Die extrem schwankende VoIP-Qualität aus dem externen 1&1-Netz und eine gewisse Reichweiten-Schwäche eines offenbar sehr mittelmäßigen DECT-Funk-Moduls in der AVM 7570.

Bei einer kleinen Wohnung fällt die geringe DECT-Reichweite kaum auf. Bei einer größeren Wohnung jedoch reicht die DECT-Leistung aber nicht aus. Erst recht nicht in einem großen Haus. Hier müsste man zusätzliche AVM-Funk-Repeater oder mehrere AVM-Boxen installieren, um alle Räume zu versorgen.

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Neueste Kommentare 

9 Kommentare zu Telefonieren über das Internet: Voice over IP im Praxistest

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  • Am 18. Mai 2010 um 19:04 von miac

    Wohl eher ein Routertest
    Die Überschrift paßt wohl nicht ganz zum Test oder der Autor ist das Problem.

    Ich habe selber mehrere VOIP Anschlüsse eingerichtet, teilweise mit 384 kBit/sec Anschluß.

    Bei allen funktioniert VOIP einwandfrei. Teilweise mit besserer Sprachqualität als im Festnetz, wenn zwei VOIP Anschlüsse untereinander telefonieren.

    Übrigens auch mit DECT Telefonen direkt angemeldet an 7270 Boxen (AVM MT-F und zwei ältere Siemens Dinger). Es gibt keine Reichweitenprobleme, selbst mit ECO DECT.

    Nur bei den langsamen DSL Anschlüssen kommt es bei gleichzeitigem Download zu Problemen und auch nur auf der langsamen Seite.

    Ich selber benutze einen 6000er Anschluß von 1&1 mit einer 7141. Auch bei vollem Download über Downloadmanager gibt es keine Probleme. Das Traffic Shaping funktioniert einwandfrei.

    Im Test hätte ich erwartet, das man die Telefone bzw. die Basisstation mal direkt an die Box anschließt, um DECT Fehler auszuschließen. Deswegen VOIP madig zu machen, finde ich nicht korrekt.
    Auch kein Wort darüber, das man eventuell einen weiteren PPPOE Kanal aufmachen kann.

    Ziemlich schlechter Test.

    • Am 19. Mai 2010 um 16:03 von Harald Karcher

      AW: Wohl eher ein Routertest
      Hallo MIAC, in Sachen 7270 haben Sie doch völlig recht: Die von Ihnen erwähnte AVM 7270 erbringt auch in meinem Praxis-Test an Kabel 32.000-VOIP weitaus mehr DECT-Reichweite UND weit mehr DECT-Voice-Qualität als die VDSL-Box (!) AVM 7570 an 1&1 VDSL 50.000-VOIP. Im echten Praxis-Leben sah das bis vor kurzem so aus: Wenn Gespräche auf der VDSL-Box (!) AVM 7570 herein kamen, rief ich meist auf der AVM 7270 via Kabel 32.000-VOIP zurück, weil VOIP-DECT über die AVM 7270 eben wie gesagt viel besser klingt als über die VDSL-Box (!) AVM 7570. Allerdings klangen beide VOIP-Setups, mit der 7270 und mit der 7570, nie ganz so gut wie über ISDN. Inzwischen hat 1&1 die VDSL-Box (!) AVM 7570 sogar ganz regulär eingezogen und gegen die monatelang nicht lieferbare, höherwertige VDSL-Box AVM 7390 umgetauscht. Zum Verständnis: Ich bin bei beiden Providern ein ganz regulärer, echter, zahlender End-Kunde, daher der Einzug der AVM 7570 und kostenlose Umtausch auf die neue AVM-Super-Box 7390. Keine Ahnung, was mit den zurück gezogenen AVM 7570 Boxen jetzt passiert?

  • Am 18. Mai 2010 um 23:45 von Kehl

    es geht auch anders
    beispielsweise mit NATJA.

    klar, man kann nicht alles kennen und auch nicht alles testen. Schade jedoch dass man auch im Fazit die VoIP Telefonie auf keinem guten Stand lässt. Internet Provider, die Internet und Telefon gleichzeitig anbieten und sich nicht auf eines der beiden konzentrieren. Das man hier keine Qualität erwarten kann, versteht sich für den gewieften Endverbraucher schon fast von selbst. Aber gerade Lösungen wie hier ( http://www.natja.info ) beweisen, dass VoIP auch anders gehen kann.
    Abschließend würde ich sagen, dass VoIP für den/die Einzel- oder Privatmann/frau zur Zeit keine perfekte Sprachqualität zu einem Consumer Preis erwarten kann. Änderung schaffen neue Codecs, die nun auch HDvoice ermöglichen…. to be continued!?

  • Am 19. Mai 2010 um 7:30 von Schwartz

    IP-Telephonie
    Sehr guter Beitrag, nachvollziehbar, nützlich und plastisch!

  • Am 19. Mai 2010 um 8:49 von Amigaman

    1&1 Voip
    Das testergebnis kann ich NICHT bestätigen! ich nutze den reine 1und1 Voip Anschluss OHNE Festnetz und habe mit einem DECT Telefon keinerlei Qualitätsprobleme in beiden Richtungen.

    Können Sie das mal bitte gegenprüfen?!!

  • Am 19. Mai 2010 um 11:13 von JVe

    1&1 VOIP
    Das Testergebnis ist für mich sehr sehr verwunderlich.

    Ich habe einen 1&1 Voip Anschluss ohne Festnetz aber nur DSL 2000.
    (ca. 2000 Downstream 264 Upstream)
    Das funktioniert (ohne Rauschen, ohne Hall) einwandfrei, und das auch bei laufenden Download einer 4 GB OpenSource-DVD.

    Im Test VDSL 50.000 und DSL 32.000 per Kabel.
    Wenn man damit kein Voip mit guter Qualität schafft, liegt das vielleicht auch an Einstellungen.
    Die Leitungs-Kapazität reicht dafür dicke aus.

    mfg
    JVe

  • Am 19. Mai 2010 um 11:50 von Marc

    schlechte qualität meist einseitig
    Man möge beachten das man leicht dem Glauben verfallen kann, seine Leitung hat eine einwandfreie Qualität, nur weil man nichts Schlechtes bemerkt.
    Das der Gesprächspartner beim Telefonat damit zu tun hat das er sich doppelt/verzöger/verzert hört oder fast nichts verstehen kann, findet oft genug unbemerkt statt.
    Ich würde den Anbietern da fast schon unterstellen das der Fokus ganz klar auf die Qualität des Leitungsinhabers liegt, denn nur ein kleiner Teil der Gesprächspartner kommt auf die Idee, oder sieht es als sinnvoll an, anzumerken, dass die Gesprächsqualität im Augenblick doch ziemlich bescheiden ist.

    • Am 20. Mai 2010 um 10:12 von Peter

      AW: schlechte qualität meist einseitig
      Das habe ich mit KD 32.000 auch schon festgestellt: als Anrufer über VOIP hört man den Gesprächspartner verlustfrei, die Angerufenen beschweren sich aber des öfteren über die schlechte Übertragungsqualität (Hall, Rauschen, Verzögerungen etc.).

      Auch habe ich die VOIP-Daten aus der Fritbox 7270 per Telnet ausgelesen und in eine Auerswald 5020 VOIP eingelesen: auch dort dieselben Probleme.

      Kann jemand mir mal technisch erklären, warum man als Anrufer den anderen problemlos hört, der Angerufene (ob nun mit ISDN oder auch VOIP ist egal) die o.g. Probleme „hört“?

  • Am 20. Mai 2010 um 13:09 von Tom_S

    Testergebnisse nicht bestätigt
    Auch ich nutze seit Jahren VoIP von 1&1, inzwischen mit DSL 16.000 und möchte hier mal meine Erfahrungen beisteuern.

    Meine Konfiguration: 1&1 DSL 16.000 (3 genutzte Voip-Nummern), Telekom ISDN (2 genutzte ISDN-Nummern), AVM 7270 mit Siemens Gigaset SL1, 1x T-plus und hagenuk-Billigmodell direkt über DECT verbunden, T-Europa (über S0 an 7270) mit 1x T-plus über DECT verbunden.

    In der Anfangszeit von VoIP (mit 1&1 DSL 2000) gab es öfters Hall oder Echos bei der Internet-Telefonie, welches aber schon damals durch verschiedene Einstellungen in der Fritz!Box auf ein recht erträgliches Maß reduziert werden konnte.

    In der aktuellen Konfiguration steht die Qualität der VoIP-Gespräche der der ISDN-Gespräche in nichts nach, weshalb bei mir auch überwiegend VoiP genutzt wird (auch geschäftlich) und über kurz oder lang wohl ISDN wegfallen wird.

    Auch die DECT-Anbindung an der Fritz!Box funktioniert trotz direkter Nachbarscheft (ca. 50 cm) zur auch aktiven T-Europa-Basisstation einwandfrei.

    Daher kann ich die Test-Ergebnisse so nicht wirklich nachvollziehen (evtl. lag es doch an der Konfiguration?).

    Es ist übrigens auch bekannt, daß manche Telefone an Fritz!Boxen bessere Ergebnisse bringen als andere, und das unabhängig von grundsätzlicher Qualität oder Preis des Telefons!

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