Office Communications Server: das Ende der TK-Anlage?

Microsoft setzt mit dem „Office Communications Server“ auf eine integrierte Unified-Communications-Lösung, die auf den hauseigenen Grundlagen Active Directory und Exchange Server aufsetzt. Alle Funktionen sind aus einer Oberfläche heraus nutzbar und in das Office-System aber auch in SharePoint oder Microsofts CRM-Lösung integriert.

„Unified Communications ist ein Topthema bei den Kunden, denn Sie erwarten sich mit dem Einsatz der Lösung auf der einen Seite Effizienzsteigerungen und Prozessbeschleunigung, auf der anderen Seite auch Kosteneinsparungen etwa bei Hardware, Reisekosten und Telefonkosten“, so Microsoft-Sprecher Frank Mihm-Gebauer.

"Die Kommunikationslösung aus Redmond ist für 'Nicht-Großkonzerne" unattraktiv", sagt Swyx-Vorstand Ralf Ebbinghaus (Bild: Swyx).
„Die Kommunikationslösung aus Redmond ist für ‚Nicht-Großkonzerne“ unattraktiv“, sagt Swyx-Vorstand Ralf Ebbinghaus (Bild: Swyx).

Gurdeep Singh Pall, Vice President von Microsofts Office Communications Group, nennt das konkrete Ziel, das der Softwareriese mit der neuen Kommunikationslösung erreichen will: „Das Produkt ist jetzt soweit, als die einzige Telefonielösung für Unternehmen zu dienen“, so Pall.

Um größere Marktanteile zu erobern, wird der Konzern zweifelsohne viel Werbegeld investieren. Hierzulande verfügt das Unternehmen zudem über eine breite Basis bei Systemhäusern und Systemintegratoren, die vielfach Kunden aus dem Mittelstand betreuen. „Für die Einführung des neuen OCS-Releases werden die Microsoft Partner bereits heute auf den Betaversionen trainiert, um zur Produktverfügbarkeit jeden Kunden kompetent unterstützen zu können“, sagt Mihm-Gebauer.

Müssen die etablierten Telefonanlagenhersteller also mit einem Großangriff des Windows-Konzerns rechnen? „Wir sehen Microsoft sowohl als Partner, als auch als künftigen Wettbewerber“, sagt Andreas von Meyer zu Knonow, Geschäftsführer und Leiter des Geschäftsbereichs Mittelstand, Mietlösungen und Managed Services bei Avaya. Mit OCS 14 trete Microsoft an, die PBX-Telefonanlage abzulösen. „Inwieweit das realistisch, ist, wird sich zeigen.“ Aktuell bestünden die meisten UC-Projekte von Microsoft noch aus einer Kombination von UC-Plattformen klassischer Anbieter und dem OCS-Server aus dem eigenem Hause.

Dass Microsoft die etablierte Telefonanlagen-Konkurrenz technisch schnell überholt, stellt der Avaya-Mann in Abrede: „Viele heute gängige Kommunikationsfunktionen und ausgefeilte Contact-Center-Funktionalitäten haben sich über Jahre entwickelt. Dies lässt sich nicht in kurzer Zeit aufholen.“ Allerdings biete Microsofts Lösung interessante Presence-, Instant Messaging- und Collaboration-Funktionen. „Die können jedoch auch mit vorhandenen TK-Anlagen genutzt werden“, schränkt von Meyer zu Knonow ein.

Zudem bezweifelt man bei Avaya, dass Microsoft-Partner dem Thema technisch tatsächlich gewachsen sind. „Microsoft wird versuchen, die Lösungen über das vorhandene Partnernetzwerk zu vermarkten. Allerdings fokussieren sich aktuell nahezu alle Microsoft-Partner auf IT-Themen. Die Echtzeitkommunikation ist für viele ein vollkommen neues Terrain“, sagt von Meyer zu Knonow. Nach Einschätzung des Avaya-Geschäftsführers müssen Partner für Unified Communications-Projekte sowohl über klassische TK-Qualifikationen als auch IT-Kenntnisse verfügen, da beide Bereiche eng verzahnt sind.

Themenseiten: Avaya, Cisco, Funkwerk, IT-Business, Kommunikation, Microsoft, Mittelstand, Swyx, Technologien, VoIP

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1 Kommentar zu Office Communications Server: das Ende der TK-Anlage?

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  • Am 6. Mai 2010 um 10:39 von Johann Deutinger

    Ausfallsichere IP-Telefonie
    In dem Artikel ist viel die Rede davon, dass klassische Telefonanlagen durch ihre Zuverlässigkeit im Wettbewerbsvorteil bleiben. Bislang haben tatsächlich viele Unternehmen IT und Telekommunikation getrennt, damit Netzwerkausfälle die Telefonie nicht beeinträchtign. Übersehen wird offenbar, dass sich Microsoft mit dem Communication Server 14 genau dieses Problems angenommen hat, insbesondere was die Verfügbarket im WAN angeht: Es gibt sogenannte „Survivable Branch Appliances“ (SBAs), die automatisch auf die Rückfalllösung ISDN umschalten, sobald die IP-Verbindung zur Zentrale ausfällt. D.h. bei Einsatz einer SBA bleiben alle Telefonie-Funktionen in den Filialen benutzbar.

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