Open-Source statt Exchange: Zarafa Mailserver im Praxistest

Normalerweise übergibt ein MTA wie Sendmail empfangene Mails an einen MDA wie Procmail oder Maildrop, die E-Mails in das Verzeichnis /var/spool/mail ausliefern. Von dort können sie mit einem Unix-Mailprogramm gelesen werden. Für die Nutzung mit Zarafa müssen entweder MTA oder MDA so konfiguriert werden, dass sie E-Mails an das Programm zarafa-dagent übergeben, welches die E-Mail in die Zarafa-Datenbank einstellt.

Im Falle von Procmail kann man dazu die folgende Datei /etc/procmailrc verwenden:

:0 w
| /usr/bin/zarafa-dagent $LOGNAME
EXITCODE=$?

Damit wird die Mail für alle Benutzer an Zarafa ausgeliefert. Soll das nur für bestimmte User gelten, ist stattdessen dieselbe Datei unter dem Namen .procmailrc in das Homeverzeichnis eines jeden Accounts zu schreiben, dessen E-Mail an Zarafa ausgeliefert werden soll.

Da die Verwendung der Zarafa-Benutzerdatenbank und die eventuelle Integration mit lokalen Unix-Accounts recht komplex ist, ist dieses Verfahren nur für sehr kleine Installationen im privaten oder SOHO-Bereich interessant. Schon ab einer Größe von etwa 20 E-Mailkonten, kommt man dagegen nicht umhin, eine Anbindung an ein LDAP-Verzeichnis vorzunehmen.

Für die Integration mit einer Standard-Unix-LDAP-Benutzerdatenbank reicht die Community-Edition aus. Will man eine Anbindung an eine Windows-Active-Directory-Domäne realisieren, ist mindestens die kostenpflichtige Standard-Edition erforderlich. Mit beiden Anbindungen erspart man sich die umständliche Mehrfachverwaltung der Benutzer. Nahezu alle MTAs beherrschen LDAP-Routing, so dass lediglich der MTA und Zarafa an das LDAP-Verzeichnis angebunden werden müssen.

Auch die Anbindung an eine Windows-Active-Directory-Domäne erfolgt über LDAP beziehungsweise verschlüsselt über LDAPS. Das Einrichten einer Kerberos-Authentifizierung zu Windows ist nicht erforderlich. Für die Administration unter Windows steht eine Active-Directory-Erweiterung zur Verfügung, mit der die zusätzlichen Felder wie E-Mail-Adressen und Mailboxquota der Active-Directory-Benutzer verwaltet werden – ähnlich wie bei der Active-Directory-Erweiterung von Exchange.

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2 Kommentare zu Open-Source statt Exchange: Zarafa Mailserver im Praxistest

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  • Am 21. April 2010 um 18:30 von Janos Kehl

    Zarafa und Kommunikation
    Ich habe die Möglichkeit gehabt auf der diesjährigen CeBIT ZARAFA live zu sehen und habe es auch schnell und einfach erklärt bekommen.
    Was in diesem Artikel meiner Meinung nach auch noch dazu gehört ist die Möglichkeit eine IP-Telefonanlage dahinter zu schalten.

    Zarafa hat es auf der CeBIT auch live präsentiert. Die Anlage war in diesem Fall eine NATJA. Die Möglichkeit direkt aus der Software von ZARAFA mit dem Bürotelefon zu telefonieren, per tastendruck bestimmte Nummern in emails, kontakten, kalendern etc anzurufen… grandios.

    Diese NATJA war im Prinzip eine Seitenleiste, die sogar auf ZARAFA getrimmt wurde, es wird die gesamte Telefonanlage mit Status aller Telefone angezeigt und zudem in einem eigenen Reiter, die Emails und wichtigen Termine/Daten aus ZARAFA, …

    Ich fand gerade die Kombination viel interessanter als ZARAFA alleine.

  • Am 18. Januar 2014 um 14:41 von TomKrausse

    In Sachen OpenSource basierender E-Mail und Kollaborationslösungen hat sich in der Zwischenzeit viel getan. Eine Lösung die 100%ig lizenzkostenfrei ist basiert auf der Software Kolab, welche dann flexibel mit Open Source Clients z.B. Thunderbird oder kommerziellen Clients z.B. MS Outlook kombiniert werden kann. Keine Lizenzkosten, egal wie viele User! das gesamte Spektrum der Lösung:
    http://www.cibex.net/losungen/software/groupware/

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