Open-Source statt Exchange: Zarafa Mailserver im Praxistest

Die virtuelle Website für den Webmail-Zugang legt das Debian-Installationsprogramm in der Datei /etc/apache2/sites-available/zarafa-webaccess an und setzt automatisch einen Link in /etc/apache2/sites-enabled, so dass die Site in der Regel sofort genutzt werden kann. In anderen Distributionen gelten andere Verzeichnisse. Die Site ist als virtuelles Unterverzeichnis /webaccess des Default-Servers realisiert. Auf einem frisch installierten Rechner lässt sich auf die Website daher mit http://<ip-Adresse>/webaccess zugreifen.

Die Einrichtung von Named Virtual Hosts oder die Aktivierung von SSL/TLS (HTTPS) ist nicht Sache von Zarafa. Das muss der Administrator mittels der Apache-Konfiguration erledigen. Solides Wissen über die Konfiguration von Apache ist dabei unerlässlich. Da das Webinterface anders als bei Exchange oder Communigate nicht in derselben virtuellen Website wie ActiveSync läuft, kann das Unterverzeichnis /webaccess nach Belieben umbenannt werden. Möglich ist auch die Konfiguration als Root-Verzeichnis eines Named Virtual Hosts.

Bei der Einrichtung einer Benutzerdatenbank ist einiges an Vorüberlegungen nötig. Die einfachste Form ist die interne Benutzerdatenbank von Zarafa. Um einen Benutzer anzulegen, verwendet man das Kommando zarafa-admin -c <Benutzername> -p <Passwort> -f „<Realname>“ -e <E-Mail-Adresse>, beispielsweise zarafa-admin -c mustermann -p geheim -f „Max Mustermann“ -e Max.Mustermann@example.com.

Die E-Mail-Adresse entspricht der Standard-E-Mail-Adresse in Microsoft Exchange. Bei Max.Mustermann@example.com handelt sich also um die Absenderadresse, die verwendet wird, wenn ein Benutzer E-Mails verschickt. Wenn ein Benutzer unter mehreren E-Mail-Adressen erreichbar sein soll, wird das im jeweiligen SMTP-MTA konfiguriert.

Es gibt zwar eine einfache Möglichkeit der Integration mit bestehenden lokalen Unix-Benutzerkonten, da sie aber direkt mit den Dateien /etc/passwd und /etc/shadow arbeitet, wird man sie meist nicht verwenden wollen. Trotzdem müssen die Benutzer mit zarafa-admin angelegt werden. Der einzige Unterschied ist, dass das Passwort in der Zarafa-Datenbank ignoriert und das Unix-Login-Passwort verwendet wird.

In der Standardkonfiguration weisen MTAs wie Sendmail und Postfix Mails ab, wenn der entsprechende Unix-Benutzer nicht existiert. Im obigen Beispiel muss daher in jedem Fall ein Unix-Benutzer mit dem Loginnamen mustermann angelegt werden, auch wenn die Unix-Integration von Zarafa nicht verwendet wird.

Der Benutzer sollte auch unter Max.Mustermann@example.com erreichbar sein, da dies seine konfigurierte Absenderadresse ist. Es ist daher sicherzustellen, dass example.com als Empfängerdomain akzeptiert ist. Bei Sendmail erreicht man das durch Aufnahme von example.com in die Datei /etc/mail/local-host-names. Um den Mailnamen Max.Mustermann auf den Loginnamen mustermann zu mappen, kann man die Datei /etc/mail/virtusertable oder /etc/mail/userdb nutzen. Damit diese Dateien auch verwendet werden, sind weitere Schritte erforderlich, etwa die Anpassung der Datei /etc/mail/sendmail.mc, die Erstellung von Hashmaps und die Generierung der Datei /etc/sendmail.cf. Näheres ist der Sendmail-Dokumentation zu entnehmen.

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2 Kommentare zu Open-Source statt Exchange: Zarafa Mailserver im Praxistest

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  • Am 21. April 2010 um 18:30 von Janos Kehl

    Zarafa und Kommunikation
    Ich habe die Möglichkeit gehabt auf der diesjährigen CeBIT ZARAFA live zu sehen und habe es auch schnell und einfach erklärt bekommen.
    Was in diesem Artikel meiner Meinung nach auch noch dazu gehört ist die Möglichkeit eine IP-Telefonanlage dahinter zu schalten.

    Zarafa hat es auf der CeBIT auch live präsentiert. Die Anlage war in diesem Fall eine NATJA. Die Möglichkeit direkt aus der Software von ZARAFA mit dem Bürotelefon zu telefonieren, per tastendruck bestimmte Nummern in emails, kontakten, kalendern etc anzurufen… grandios.

    Diese NATJA war im Prinzip eine Seitenleiste, die sogar auf ZARAFA getrimmt wurde, es wird die gesamte Telefonanlage mit Status aller Telefone angezeigt und zudem in einem eigenen Reiter, die Emails und wichtigen Termine/Daten aus ZARAFA, …

    Ich fand gerade die Kombination viel interessanter als ZARAFA alleine.

  • Am 18. Januar 2014 um 14:41 von TomKrausse

    In Sachen OpenSource basierender E-Mail und Kollaborationslösungen hat sich in der Zwischenzeit viel getan. Eine Lösung die 100%ig lizenzkostenfrei ist basiert auf der Software Kolab, welche dann flexibel mit Open Source Clients z.B. Thunderbird oder kommerziellen Clients z.B. MS Outlook kombiniert werden kann. Keine Lizenzkosten, egal wie viele User! das gesamte Spektrum der Lösung:
    http://www.cibex.net/losungen/software/groupware/

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