3D-Welt Second Life: Hurra, wir leben noch!

Mit der Enterprise-Orientierung von Second Life wurde ein tiefgreifender Schwenk vollzogen: Firmen nutzen die 3D-Online-Welt nicht mehr in erster Linie, um sich dem breiten Publikum vorzustellen, wie das etwa die Dresdner Bank, die Discounterkette Plus, ein Jahr lang die Deutsche Post, die Verlagsgruppe Weltbild und wahrscheinlich am professionellsten und erfolgreichsten Mercedes-Benz zumindest vorübergehend getan haben – und nach Angaben von Linden Lab derzeit immer noch gut 1300 Unternehmen tun.

Der Schwerpunkt der Nutzung der neuen Firmen in Second Life liegt inzwischen auf der Verbesserung der internen Kommunikation – und den damit erzielbaren Kosteneinsparungen. Als einen deutschen Referenzkunden für diesen Einsatz hat Linden Lab den TÜV Nord gewinnen können.

Mit viel Rummel gestartet, sang und klanglos eingegangen: Die virtuelle Boulevard-Zeitung "The AvaStar" des Springer-Verlags (Screenshot: ZDNet).
Mit viel Rummel gestartet, sang und klanglos eingegangen: Die virtuelle Boulevard-Zeitung „The AvaStar“ des Springer-Verlags (Screenshot: ZDNet).

Für Hanno Tietgens, Geschäftsführer des Hamburger Dienstleisters Büro X, der die Einrichtung des Auftritts begleitet hat, haben Firmen in der Vergangenheit nicht verstanden, was Second Life überhaupt leisten kann. Die Idee, die virtuelle Welt lediglich als weitere Anlaufstelle zu nutzen, um potenzielle Neukunden anzusprechen oder bestehende auf einem neuen Kanal zu erreichen, sei gescheitert. Das gelte vor allem dann, wenn das Engagement von der Marketingabteilung betrieben worden sei.

TÜV Nord bei Second Life

Tietgens hat zu dem Termin in München daher mit Frank Boerger, Leiter Client Management beim TÜV Nord, auch einen eigentlich untypischen Repräsentanten für Second-Life-Projekte mitgebracht. Für ihn standen die auf Außenwirkung bedachten Aspekte im Hintergrund: „Zehn Sachverständige aus Polen, Kroatien, der Türkei, Brasilien, Hongkong, Thailand und Indien für eine einzige Schulung einzufliegen, kostet bis zu 27.000 Euro für Flugtickets, plus Spesen, Hotel und über 150 Reisestunden. In Second Life entfällt ein Großteil dieses Aufwands.“

Nicole Sohn, Leiterin der Zertifizierungsstelle für Druckgeräte beim TÜV Nord, bestätigt die Einschätzung des Technikers. „Die Zahl unserer Sachverständigen steigt weltweit. Wir haben deshalb schon lange nach einer preiswerteren und flexibleren Alternative für die Weiterbildung gesucht.“ Dazu hat die Organisation auch einige Möglichkeiten ausprobiert, unter anderem Videokonferenzen über WebEx.

Man habe aber die Erfahrung gemacht, dass die Aufmerksamkeit und damit der Lernerfolg in einer virtuellen Welt größer ist, als bei einer Videokonferenz. Außerdem würden die – bei beiden vorhandenen interaktiven Kommunikationswerkzeuge – bei Second Life intensiver genutzt. Weiter forderten Videokonferenzen oft hohe Investitionen und der Zugriff sei im Regelfall auf wenige Personen beschränkt. Dennoch wird auch dieser Kommunikationsweg noch häufig genutzt.

Der TÜV Nord setzt bei Second Life in einem geschützten Bereich Simulationen und 3D-Visualisierung ein. Darüber realisiert er etwa Ferntrainings und Weiterbildungsmaßnahmen. Der Aufwand für eine Reise der weltweit verteilten TÜV-Experten liege im Schnitt bei 2100 Euro. In den ersten zwölf Monaten der Nutzung seien 52 Reisen obsolet geworden. „Mit Einsparungen von 108.500 Euro wurden die Gesamtkosten für die Erstellung des 3D-Auditoriums in Second Life inklusive individueller Extras, Beratung und Schulung übertroffen“, so Boerger.

„Gepflegtes Auftreten“ – auch virtuell wichtig

Und das, obwohl sich die Nutzung derzeit noch in einem überschaubaren Rahmen bewegt. Von den über 8500 Mitarbeitern der TÜV-Nord-Gruppe in mehr als 70 Ländern haben derzeit lediglich knapp über einhundert einen Avatar zur Verfügung. Statt der vogelwilden Outfits der frühen Second-Life-Jahre bestanden die TÜV-Mitarbeiter auf einem „ordentlichen Aussehen“ ihres virtuellen Pendants: Anzug und Krawatte sollten schon sein, denn schließlich begegnen sie den meisten der virtuellen Gesprächspartner auch im realen Leben immer wieder. Zweite Anforderung war daher eine zumindest ähnliche Darstellung der Gesichtszüge, um so einen Widererkennungswert zu schaffen.

Mit dieser Forderung steht der TÜV Nord übrigens nicht alleine da. Auch bei IBM, einem der engagiertesten Firmennutzer von Second Life, wird von Anfang an Wert auf korrektes Aussehen und Auftreten gelegt.

Zusätzlich zur internen Nutzung hat der TÜV Nord zwei Projekte angestoßen, um Game Based Learning und Edutainment in der virtuellen Welt auszuprobieren. „Selbst komplexe Prozesse werden leicht verständlich, wenn man sie in 3D visualisiert oder als unterhaltsame Aktivität präsentiert“, sagt Boerger dazu. Eingerichtet wurde ein 3D-Lernparcours mit interaktiven Übungen und Prüfsituationen zum Verhalten im Verkehr, eine überdimensionale, virtuell begehbare Brennstoffzelle und ein Parcours mit einem Bodenradar, bei dem Besucher eine Teststrecke absolvieren und Aufgaben zu lösen haben, wie TÜV-Experte bei der Untersuchung von Gelände etwa auf Altlasten.

Damit soll aufgezeigt werden, dass der TÜV neben dem klassischen Geschäft der technischen Kontrolle von Autos auch noch andere Gebiete beherrscht. Die Kompetenz im Umweltsektor soll über eine begleitete Diplomarbeit zum Thema „Carbon Footprint – Energiebilanz eines Avatars“ unterstrichen werden. Das erworbene Wissen wird zudem weitergegeben. Die TÜV NORD Akademie bietet 2010 erstmals Seminare an, um Personalreferenten, Schulungsleiter und Qualitätsverantwortliche mit Web-3D-Schulungen und den Besonderheiten der jungen Medientechnik vertraut zu machen.

Das Goethe-Institut bei Second Life

Ein weiterer deutscher Referenzkunde für Second Life ist das Goethe-Institut. Die Bildungseinrichtung nutzt die virtuelle Welt einerseits, um ihrem Auftrag – der Information zu deutschen Kulturthemen – nachzukommen. Andererseits werden in virtuellen Klassenzimmern, Lernpfaden und 3D-Simulationen interaktive Lernumgebungen für kleine und größere Gruppen geschaffen. Dazu gehören Deutsch-Schnupperkurse und ein täglicher moderierter Deutsch-Lern-Treff in einem virtuellen Café. Ein Mehrwert für die Institution sind gegenüber anderen Onlinemedien die in Second Life möglichen Rollenspiele und Simulationen um Lerninhalte besser zu vermitteln – etwa das Gespräch an der Hotelrezeption oder im Flughafenterminal.

Mit dem von der Münchner Agentur Bokowsky + Laymann betreuten Projekt wollte das Goethe-Institut zunächst die Möglichkeiten ausloten, „die sich durch 3D-Communities für den interkulturellen Dialog und den Spracherwerb ergeben“, sagt Klaus Brehm, Leiter des Internet-Bereichs des Goethe-Instituts. „Aus den Erfahrungen wollen wir Nutzungskonzepte für die Zukunft entwickeln, die genau auf die Bedürfnisse der Second Life-Nutzer zugeschnitten sind.“

Nach einer eineinhalbjährigen Testphase wird es nun erweitert. Dabei soll die Art und Weise der Sprachvermittlung den Möglichkeiten und Bedürfnissen des Mediums angepasst werden. Einer der ersten Schritte war es, dass der Sprachlehrer das virtuelle Klassenzimmer in eine Hotellobby oder ein Flughafenterminal verwandeln kann, um den Sprachunterricht durch interaktive und realitätsnähere Elemente zu ergänzen.

Die Bayerische Staatsbibliothek bei Second Life

Eine weitere Einrichtung, die Second Life intensiv nutzt, ist die Bayerische Staatsbibliothek. Deren Auftritt ist stark an das in München tatsächlich stehende Gebäude angelehnt. Wichtigste Ausnahme: Der Innenhof kann ganzjährig für Veranstaltungen genutzt werden. Und das wird er auch – allerdings weniger für Publikumsereignisse, als vielmehr für Präsentationen und Vorträge die weltweit nur eine geringe Zahl anderer Bibliotheksspezialisten interessieren. Auch dabei ist die Vermeidung von Reisekosten- und zeit ein wichtiges Argument.

Darüber hinaus ist Second Life für Klaus Ceynowa, Stellvertretender Generaldirektor der Bayerischen Staatsbibliothek, „nicht Selbstzweck, sondern die im Augenblick maßgebliche und komfortabelste Plattform, um im Bereich dreidimensionaler Internet-Technologie zu experimentieren. Wir glauben, dass das 3D-Web in fünf bis zehn Jahren die Zukunft des Internets darstellt und wollen deshalb einfach frühzeitig experimentell erproben, welche unserer digitalen Services geeignet sind, in ein Metaversum transformiert zu werden.“

Ebenfalls gefloppt und derzeit auf Eis gelegt: Einen Hinweis auf die einst groß aufgezogene Second-Life-Präsenz der Weltbild-Verlagsgruppe findet sich nur noch ganz versteckt auf der Website, in Second Life selbst ist die Weltbild-Insel derzeit verschwunden (Screenshot: ZDNet).
Ebenfalls gefloppt und derzeit auf Eis gelegt: Einen Hinweis auf die einst groß aufgezogene Second-Life-Präsenz der Weltbild-Verlagsgruppe findet sich nur noch ganz versteckt auf der Website, in Second Life selbst ist die Weltbild-Insel derzeit verschwunden (Screenshot: ZDNet).

Themenseiten: IBM, IT-Business, Linden Lab, Marktforschung, Mittelstand, Strategien

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10 Kommentare zu 3D-Welt Second Life: Hurra, wir leben noch!

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  • Am 15. März 2010 um 12:07 von Sascha Davi

    Für Deutsche gefährlich
    Hat von Ihnen jemals jemand die Welt wirklich besucht? Dort wird Hadcore Pornographie angeboten und das ohne einen Schutz gegen Minderjährige. Jedes Kind ist fähig das Altersverifikationssystem welches auf einer Simplen Ausweisnummer beruht zu umgehen und sie so Zutritt zu diversen Hardcore Filmen zu verschaffen.

    Weiterhin scheuen sich viele User und Firmen dort ein zu steigen da die Regeln sagen das Lindenlab jederzeit ohne Angabe von Gründen !! den Vertrag zu kündigen damit währen viele viele Dollar/Euro einfach verpulvert.

    • Am 15. März 2010 um 13:31 von internetfuzzi

      AW: Für Deutsche gefährlich
      LOL, Herr Davi!

      Ich bin seit 7 Jahren in „der Welt“ unterwegs und wüsste jetzt nicht, daß ich dort (nicht mal) als Erwachsener gewollt oder zufällig über Hadcore Filme gestolpert wäre.

      Firmen wissen nicht, was sie mit Second Life anfangen sollen, deswegen sind sie auch wieder rausgegangen.
      User haben weiterhin ihren Spass, viele verdienen auch weiterhin Geld, heute mehr als noch vor 3 Jahren.

      Und zum Artikel : Second Life ist mit offiziellen bald 7 Jahren sicherlich kein Dinosaurier im Bereich der 3D-Chat-Welten, Active Worlds z.B. wird dieses Jahr doppelt so alt und wird von den Medien weiterhin nicht beachtet.
      There.com hat ebenfalls nach 7 Jahren trotz vielen einzigartigen Features in diesem Bereich das Handtuch geworfen, gleichzeitig stehen viele neue Welten in den Startlöcheern.

      Komme was wolle, das Internet wird 3D – mit oder ohne Hype seitens der Medien, und mit oder ohne noobs wie Herrn Davi ;)

    • Am 15. März 2010 um 13:56 von MiBe

      AW: Für Deutsche (gefährlich) spannend
      Hat von Ihnen jemals jemand die Welt WIRKLICH besucht? Denn dort passieren hauptsächlich spannende und GUTE Dinge. Ich persönlich bewege mich bereits ca. 3 Jahre auf dieser Plattform und verstehe sie mittlerweile als eine Art 3D Internet und 3D Facebook auf der man (in seiner Freizeit aber auch beruflich) schöne Projekte realisieren kann. Natürlich gibt es Angebote, die für Minderjährige nicht geeignet sind und an der Stelle muss sich natürlich jeder selbst die Frage stellen, ob er Konsument dieser Angebote sein möchte oder lieber die Finger davon lässt und wieviel Zeit man dort investiert – nicht wahr?

      Aber viel viel spannender sind die kleinen und großen kreativen Prozesse, die auf dieser Plattform ablaufen. So konnten einige Agenturen und Labels dort Fundraiser & Charity-Events für die Haiti- oder Krebshilfe organisieren, die über das Rote Kreuz und anderen Organisationen verifiziert und bestätigt wurden. Auch wenn es im Verhältnis zur ‚realen‘ Welt vielleicht nicht viel ist, konnte dennoch mit einigen tsd. EUR geholfen werden.

      Oder spannend – was diese Platform für Designer und speziell auch Architekten bieten kann. Denn das Tool um Gegenstände zu erzeugen, ähnelt ganz stark professionellen CAD und 3D-Design-Programmen und bieten dabei auch noch eine Realzeit Umgebung an. So gibt es bereits Architekten, die ihre Entwürfe und Kundengespräche dort abwickeln, sparen dabei die Reisezeit und enorme Reisekosten nach Ägypten, wo die Auftraggeber des realen Projektes sitzen http://www.daviddenton.com/contentSL.htm. Oh und ja.. dabei wird auch noch die Umwelt geschont.

      Besonders schön finde ich auch, dass eine Freundin, die kaum noch gehen kann und immer mehr ans Bett gebunden ist, dennoch weltweit mit Menschen in Verbindung treten und ihre Kreativität dort ausleben kann. Stellen Sie sich vor, Sie wären querschnittsgelähmt. Aber dort können Sie laufen, tanzen und sogar fliegen?

      Ich persönlich konnte über diese Plattform mein Englisch so deutlich verbessern, sodass ich heute ohne Mühe verhandlungssicheres Englisch sprechen kann. Und das hat mir die Möglichkeit eröffnet an einer deutschen Bildungsinstitution international zusammengesetzte Studentengruppen zu betreuen.

      Ich ermutige jeden Menschen, sich diese Plattform mal WIRKLICH anzuschauen und zu erforschen und nicht nur der Meinung negativer Kritiker hinterher zu laufen. Und ich ermutige Sie auch Medienkritik zu üben und auch mal solche Hypes, wie wir sie über Second Life lesen konnten, zu hinterfragen. Denn das was Ihnen in solchen virtuellen Welten nicht gut tut, können Sie ja auch gerne beiseite schieben. Aber eines steht fest – das Ganze hat viele spannende Facetten. Es stellt sich die Frage, was Sie für sich daraus machen.

    • Am 19. März 2010 um 14:23 von Kai-Michael Schmuck

      AW: Für Deutsche gefährlich
      Wieder mal ein Beitrag, bei dem es deutlich wird, dass gut gemeint und gut gemacht zwei unüberbrückbare Gegensätze sind.

      Auch ich bin seit mehreren Jahren Resident in Second Life. Um pornographische Inhalte zu konsumieren, scheint mir diese virtuelle Welt nun nicht gerade geeignet. Da gibt es dann doch wohl eher andere Wege, lustvoll zu konsumieren ? wenn es denn unbedingt sein muss. Und Linden Lab (der Betreiber von Second Life) hat in der Zwischenzeit und von den Medien natürlich unbeachtet eine ganze Menge getan, um den Zugang zu diesen Inhalten zu steuern. Da ist die Age Verification nur ein ganz kleiner Teil. Um ehrlich zu sein, wäre ich froh, wenn das Internet ähnlich reagieren würde, um den Zugang zu Porn-Stuff zu verhindern. Von da allerdings höre ich nur, was alles nicht geht. In Second Life geht es.

      Auch scheint mir die nach dem übertriebenen Hype in 2007 einsetzende negative Medienschelte (ein typisch deutsches Problem überdies) völlig uninspiriert und einseitig. Jeder der einen Kopf hat zum Denken und den Willen, kreativ und innovativ mit neuen Medien umzugehen, wird erkennen können, dass eine virtuelle Umgebung wie Second Life weitaus mehr zu bieten hat, als nackte Haut und Pixelsex. Und glücklicherweise wissen dass die meisten der dort »lebenden« Bewohner auch.

      Aber ich gebe zu: Einfach auf ein Vorurteil aufzuspringen, ist natürlich wesentlich bequemer.

      Auch ich kann nur wirklich dringend raten, diese Welt einmal zu besuchen. Die technischen Neuerungen, der neue Viewer 2.0 erleichtern den Einstieg auch für Mesnchen, die enfach mal reinschnuppern wollen. Und reinschnuppern hilft immer, denn nur dann riecht man auch, ob es stinkt oder nicht.

      Beste Grüße

      Kai-Michael Schmuck
      makemyworlds.com

    • Am 21. März 2010 um 10:33 von bigjr Slade

      AW: Für Deutsche gefährlich
      Man kann es ja nicht verschweigen es gibt noch Pixelsex in Sl… Und über den Sinn und Unsinn der Alterskontrolle sach ich mal auch nix.. Aber ich denke alles was es in Sl geben tut, gibts im Internet an anderer Stelle bestimmt noch einfacher… Und wen Kinder in SL kommen.. Dann sollte man nicht unbedingt Linden die Schuld geben.. sondern eher mal die Eltern befragen wie Sie Ihre Kinder erziehen.. und ohne Aufsicht im Netz surfen lassen.. der Weg zu Pixelsex ist aufjedenfall weiter als zu youpXXX und die haben nun wirklich keine Kontrolle dadrüber wer ihre Seiten besucht..

      MfG

      bigjr Slade
      3 jahre – Second Life :)

    • Am 31. März 2010 um 15:41 von atair Sirbu

      AW: Für Deutsche gefährlich
      Hallo,
      ich finde das Geschrei um Jugendschutz, sexuelle Exzesse und Kinderpronografie total übertrieben – bin mir nicht mal sicher ob da die juristische Definition überhaupt korrekt ist. Es geht hier um Abbildungen von virtuellen Püppchen, genausogut könnte man Ken und Barbie oder Playmobilfiguren aus Kinderzimmern verbannen, weil man die auch aufeinender rumruckeln lassen könnte. Das was da als „Sex“ bezeichnet wird, find ich einfach nur albern und nicht im weitesten anregend.
      Egal ob Privatmensch oder Firma, man sollte vorher wissen: was erwartet mich da, was mache ich da, welches Resultat will ich erreichen, wie viel Geld und Arbeit will ich da investieren. Egal in welchen Medium, wenn man kein Konzept hat gehts überall in die Hose. Wenn man so hört was ein paar Sekunden Werbespot im Fernsehen kostet, ist eine Präsenz in Second Life praktisch geschenkt. Fertighausbauer könnten da z.B. sehr gut virtuelle Häuschen aufstellen, einem der Treppenlifte für Senioren herstellt würde ich eher abraten ;-)
      Seit mehreren Jahren nehme und gestalte ich diese Gemeinschaft mit, mein Avatar hat es inzwischen auch zu einer eigenen Website geschaft.
      http://www.atair-sirbu.de

  • Am 15. März 2010 um 14:59 von Hanno Tietgens

    Zwei Hinweise, drei Gedanken
    Vielen Dank für einen umfassenden und ausgewogenen Artikel.

    Ein Hinweis zum letzten Zitat im Fazit und dem Link zu Gartner: Die 3D Entwicklung wird im Gartner Hype Cycle unter dem Stichwort „Public Virtual Worlds“ verfolgt und wurde im August letzten Jahres kurz vor dem Tiefpunkt verortet, dem „Trough of Disillusionment“. Unmittelbar danach setzte die Wende zum Positiven ein; erste Anwender wie die TÜV NORD Gruppe haben inzwischen sogar bereits das sogenannte „Plateau der Produktivität“ erreicht und schreiben schwarze Zahlen.

    Mit Frank Boerger vom TÜV NORD haben wir am Samstag auf der internationalen Webkonferenz VWBPE 2010 „Virtual Worlds Best Practices in Education“ in Second Life über das „TÜV NORD IN 3D“-Projekt berichtet. Eine Videoaufzeichnung stellen die Kollegen von Avameo hier bereit: http://www.avameo.de/index.php/2010/03/13/vwbpe-2010-?-live-auf-sltalk-?-tag-2/

    Drei Gedanken seien abschließend noch erlaubt zu den vermeintlichen „Gefahren für Deutsche“, vor denen Sascha Davi warnt.

    Erstens, hat nicht jedes Unternehmen das Recht, eine Geschäftsbeziehung zu beenden, und warum sollte ein kommerziell erfolgreiches Unternehmen dies mit einem zahlenden Kunden unbegründet tun? Zweitens, abgesehen davon, dass der Jugendschutz vor Pixelsex in Second Life deutlich besser ist als sein Ruf: Ist ist nicht allemal besser als der Schutz vor ganz anderen Angeboten im Internet, an jedem öffentlichen Kiosk und im deutschen Fernsehen? Und drittens, liegt nicht die wahre Gefahr für den Standort Deutschland darin, innovative Entwicklungen wie die zum Web 3D unter Verweis auf derart verkürzte Betrachtungsweisen auszubremsen ? und dabei den internationalen Anschluss zu verpassen?

    Mit freundlichen Grüßen
    Hanno Tietgens, Büro X Media Lab

    • Am 25. März 2011 um 8:11 von Mechthild Schmidt

      AW: Zwei Hinweise, drei Gedanken
      Vielen Dank für den Kommentar. Mögliche Nachteile in der Nutzung der Medien sind meist auf ethische Defizite zurückzuführen (von jeder Form von Ausbeutung bis Spam). Film in jeder seiner Formen ist ein gutes Beispiel. Es ist also keine gute Zukunftsstrategie das Medium selbst zu verurteilen.

      Ich habe seit 2006 Second Life in meinen Hochschulunterricht eingebaut, und nur an einem Tag (Halloween in den USA) haben harmlose Streiche unseren Unterricht gestört. Pornografie ist wesentlich seltener als die sensationalistischen Berichte vermuten lassen. Nur scheinen wirtschaftliche und akademische Nutzung nicht so auflagenförderlich zu sein. Also erst mal vielen Dank für einen der wenigen Berichte, der andere Nutzung beschreibt.

      Teenager können sich theoretisch mit falschen Angaben in SL einloggen, nicht aber kleine Kinder. Ich sehe viel grössere Gefahr bei gewalttätigen Games, Filmen etc., die viel leichter zugänglich von jungen Kindern benutzt werden.

      Second Life ist kein ‚Game‘, es ist eine äusserst kreative Umgebung, eine leere Bühne, auf der gebaut, aufgeführt und Erfahrung ausgetauscht wird. Ich gehe davon aus, dass Virtuelle Kommunikation eine Selbstverständlichkeit werden wird. Um die Medienwelt zu gestalten, zu analysieren und nicht nur zu konsumieren oder Opfer billiger Propaganda zu werden, ist es unumgänglich, den bewussten, kritischen und kreativen Umgang mit partizipatorischen Medium in die Ausbildung aller Altersgruppen mit einzubeziehen.

      Beste Grüsse,
      Mechthild Schmidt, Associate Professor Digital Communications and Media, New York University (SL Tilla Kronos)

  • Am 18. März 2010 um 21:04 von Benedetto Burger

    Gartner Hype Cycle
    Ein wohltuender Beitrag! Es scheint so, als wendet sich das Blatt: Nach eineinhalb Jahren „Second-Life-ist-tot“-Artikeln wird Second Life in einigen Medien inzwischen doch wieder positiv wahrgenommen.
    Nur eine kleine Anmerkung zum Gartner Hype Cycle: „Slope of enlightment“ sollte man nicht mit „Pfad der Erleuchtung“ übersetzen, sondern eher mit „wachsende Aufklärung“ o.ä.

  • Am 20. März 2010 um 17:45 von Bernhard Drax

    wohltuend :)
    Als Bayer im US Exil freue ich mich natuerlich, dass auch in deutschen Medien differenziert ueber das polarisierende Thema Second Life [virtuelle Welten] berichtet werden kann. Hut ab!
    Seit drei Jahren veroeffentliche ich regelmaessig Machinima Reportagen als Avatar Blogger Draxtor Despres.
    Die Kreativitaet der SL residents ist so enorm, dass ich mir wuenschte taeglich einen Beitrag oder gar eine ganze Sendung machen zu koennen. Aber dann waere das mit dem „First Life“ wohl ganz im Eimer [oje, Klischee…].
    Im Moment dokumentiere ich wie das US Department of State Second Life fuer Public Diplomacy nutzt und Studenten aus Kairo und Los Angeles miteinander kollaborieren.
    Sehr spannend und in der Tat nur auf einer user-creation focused platform wie SL ueberhaupt moeglich.
    Vielleicht will die Bundesregierung ja auch mal ein bischen experimentieren? Stehe gerne fuer ein Tutorial zur Verfuegung: Frau Merkel? Herr Westerwelle? Sie kennen meinen Avatar! Senden Sie mir eine IM :)

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