Original1: Die Fälschungsfahnder nehmen den Betrieb auf

Weltweite Beschaffungsketten erfordern weltweite Lösungen zur Kontrolle. Denn die Zahl gefälschter oder zumindest unautorisiert in Umlauf gebrachter Produkte nimmt ständig zu. Original1, ein Joint Venture von Nokia und SAP, tritt mit einer SaaS-Plattform an, um das Problem zu lösen.

Das von Giesecke und Devrient, Nokia und SAP im Oktober vergangenen Jahres gegründete Gemeinschaftsunternehmen Original1 hat jetzt seinen Betrieb aufgenommen. Ziel der Firma mit Sitz in Frankfurt am Main ist es, einen weltweit nutzbaren Dienst zur Bekämpfung von Produktpiraterie in unterschiedlichen Branchen bereitzustellen.

In einem ersten Schritt werden dazu SAPs Logistik-Lösungen und eine mobile Authentifizierung von Nokia kombiniert. Das Angebot können Dritte als Software as a Service nutzen. Das können in einem ersten Schritt etwa Kunden von leicht fälschbaren, massenhaft vertriebenen aber teuren Produkten wie Arzneimitteln, Autoteilen, Unterhaltungselektronik und Software sein.

Für den Dienst werden die Produkte mit laut Anbieterangaben fälschungssicheren, zweidimensionalen Barcodes versehen. An unterschiedlichen Stellen in der Lieferkette lassen sich diese zunächst mittels Nokia-Telefonen aufnehmen und die ausgelesenen Produktinformationen anschließend mit einer Datenbank abgleichen. Später sollen alle gängigen Mobilfunkplattformen dafür nutzbar sein. Außerdem soll der Dienst auf die Erkennung und Verfolgung von herkömmlichen Barcodes, RFID-Chips und Hologrammen ausgedehnt werden.

Finanzierung durch die großen Markenhersteller

Vom Start an arbeitet Original1 für Nokia und BASF. Mittelfristig soll das Unternehmen aber keine geschlossene Veranstaltung bleiben. Beispielsweise seien nach Aussagen von SAP auch Zollverwaltungen an dem Dienst interessiert. Für sie sei der Software-as-a-Service-Ansatz interessant. Schließlich könnten sie nicht selbst für jeden Hersteller eigene Dienste und Portale einrichten, hätten aber ein großes Interesse daran, Fälschungen aufzuspüren um zu verhindern, dass dem Staat Zollabgaben entgehen.

Finanziert werden soll der Betrieb des Dienstes letztendlich durch die großen Markenhersteller. Bei Bekleidung und ähnlichen Produkten ist deren hauptsächliche Motivation, Fälschungen vom Markt fernzuhalten, um das eigene Geschäft nicht zu gefährden.

Bei technischen Produkten geht es aber auch darum, im Garantiefall angemessen reagieren zu können. Entweder indem irgendwann einmal Besitzern gefälschter Produkte technischer Support verwehrt wird, oder um bei Haftungsfällen nachweisen zu können, dass es sich eventuell gar nicht um ein Produkt des Herstellers gehandelt habe, er daher auch nicht in Anspruch genommen werden kann.

Ein Nutzungsszenario für Endkunden

Funktioniert der Dienst einmal so, wie die Gründer sich das vorstellen, ist geplant, ihn auch für Endkunden zugänglich zu machen. Die könnten dann beispielsweise auf dem Markt im Urlaubsland rasch, kostenlos und unkompliziert mittels einer Anfrage über ihr Mobiltelefon nachprüfen, ob sie gerade dabei sind, ein echtes Schnäppchen zu erwerben, oder ob sie einer Fälschung aufzusitzen drohen.

Bis es soweit ist, dauert es aber noch eine Weile. Jetzt rührt Origninal1 erst einmal auf dem Mobile World Congress in Barcelona und kurz darauf auf der CeBIT die Werbetrommel. Zudem wird SAP sein Renommee bei den großen Konzernen in die Waagschale werfen und sicher auch mit der einen oder anderen eleganten Möglichkeit werben, die Plattform von Original1 mit SAP-Lösungen zu verknüpfen. Ob das Werbeversprechen von Original1 – „eine Welt ohne Produktfälschungen“ – jemals eingelöst werden kann, darf jedoch bezweifelt werden.

Themenseiten: Compliance, IT-Business, Nokia, SAP, Technologien

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