Ein neuer Anlauf für die digitale Schiefertafel

Seit Wochen überschlagen sich die Medien mit spekulativen Vorberichten zu Apples neuem Wundergerät - dem Tablet der neuesten Generation. Jetzt ist es da, das iPad. Der Traum von der digitalen Schiefertafel ist jedoch nicht neu - und war bisher eine Geschichte voller Flops.

Microsoft-Chef Steve Ballmer glaubte, der Ankündigung von Apple-Chef Steve Jobs zuvorkommen zu müssen. Also brach er Anfang Januar, am Vorabend der Consumer Electronic Show (CES) in Las Vegas, wieder einmal eine Lanze für Tablet-PCs. Das hat der Mitgründer von Microsoft, Bill Gates, schon 2001 auf der damals noch existierenden PC-Messe Comdex – ebenfalls in Las Vegas – versucht.

Ging es bei Gates‘ Tablet-PC noch um einen besonderen PC ohne Tastatur – um einen Bildschirm-PC mit elektronischer Stifteingabe – scheint es sich bei den Tablets der CES 2010 eher um multimdeial begabte Konkurrenten von Amazons E-Book „Kindle“ zu handeln. Diese Geräte gehören zur Gruppe digitaler Lesegeräte und nicht zu elektronischen Schreibgeräten. Das gilt auch, wenn Steve Jobs bei der Vorstellung des iPad als Beispielanwendungen unter anderem E-Mail und Facebook zeigte: Geschrieben werden darf, aber lesen beziehungsweise betrachten steht im Vordergrund.

Mobiles, digitales Lesen scheint die Hoffnung der Stunde zu sein, auf die Gerätehersteller, Softwarehäuser und die Zeitschriften- und Buchverlage gleichermaßen setzten. Der Stift oder Finger wird hier auf einem Berührbildschirm anstelle der Maus als Zeigegerät benutzt, aber kaum als Schreibgerät.

Der nach langem Rätselraten jetzt endlich bekannte – und wenig überraschende – Name „iPad“ ist eigentlich genau so falsch wie der lange kursierende Name für Apples neues Wundergerät, „iSlate“. „Pad“ heißt im Englischen Notizbuch, „Slate“ ist die Schiefertafel. Damit stehen beide eher für ein Schreibgerät. Das zeigt auch die ebenfalls heute von Jobs angekündigte neue App namens iBook. Sie ist auf dem Display als Bücherregal dargestellt und macht das iPad zum E-Book-Reader. Mit zahlreichen Verlagen wurden bereits Verträge geschlossen.

Das Feuilleton der Süddeutschen Zeitung vom 26. Januar 2010 über die Geschichte der Schiefertafel schreibt zwar „die Schiefertafel funktioniert wie ein Arbeitsspeicher, den man immer neu überschreiben kann“, doch damit ist die Tafel immer noch ein Eingabespeicher, und kein Lesegerät eines externen Inhaltsspeichers. Und bei der neuen Generation der Tablets geht es eindeutig mehr um Ausgabe als um Eingabe. Was auch die Hoffnungen der Verlage in das Produkt erklärt.

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