Microsoft Exchange 2003: Rauswerfen statt Upgraden

Eine interessante Alternative bietet ausgerechnet Microsoft mit seinem Dienst Windows Live Hotmail. Das Client-Server-Protokoll ist proprietär, so dass nur Outlook-Clients angebunden werden können. Für Mac OS und Linux bleibt nur Webmail oder eine POP3/SMTP-Anbindung. Dafür ist das Protokoll in HTTP getunnelt, so dass keine Firewall-Probleme auftreten. Ein kostenloses Hotmail-Konto hat 5 GByte Speicherplatz, der aber bei Bedarf ohne Kosten mitwächst. Microsoft nennt das Ever growing storage.

Der Outlook Connector für Hotmail ist schnell heruntergeladen und installiert. Damit werden Kalender und Kontakte in Outlook angezeigt, siehe Bild 2. Außerdem kann man den Kalender komfortabel für bestimmte Nutzer auf Office Live veröffentlichen, so dass man auch außerhalb des eigenen Unternehmens Terminabsprachen durchführen kann.

Um Backup und Umkopieren der Mailbox muss man sich bei Hotmail nicht kümmern. Das Problem ist, dass man seine Mitarbeiter nicht unbedingt mit E-Mail-Adressen wie Juergen_w_2003@hotmail.com ausstatten möchte. Dem begegnet man am besten mit einem Linux-Server und dem Mailer Sendmail. Man muss ihn nicht im Unternehmen betreiben. Ideal ist ein angemieteter virtueller Server. Kleine Varianten, die es bei Strato, 1&1 oder Hosteurope für etwa zehn Euro pro Monat gibt, reichen bis zu 500 Mitarbeiter aus.

Meist ist Traffic von mehreren Terabyte pro Monat im Tarif inklusive. Ein Upgrade auf leistungsfähigere Versionen mit mehr Hauptspeicher, CPU-Leistung und Plattenplatz ist üblicherweise jederzeit möglich, ohne den Server neu installieren zu müssen oder die feste IP-Adresse zu verlieren.

Mit ein wenig Linux-Erfahrung oder Lernbereitschaft lässt sich in Kombination mit Hotmail eine professionelle E-Mail-Infrastruktur aufbauen. Die meisten Linux-Distributionen haben heute Exim oder Postfix als SMTP-Mailer vorinstalliert. Ideal ist allerdings der Klassiker Sendmail, den openSuse 11.1 nunmehr wieder standardmäßig installiert. Eine einfache Textdatei reicht aus, um E-Mail-Adressen wie Vorname.Nachname@example.com auf Juergen_w_2003@hotmail.com umzuleiten. Sie lässt sich leicht mit einem Excel-Makro generieren. Idealerweise holt man sich die Mitarbeiterliste aus der HR-Verwaltungssoftware direkt ins Excel-Sheet.

Themenseiten: E-Mail, Kommunikation, Microsoft, Security-Praxis, Server, Servers, Storage, Storage & Server

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7 Kommentare zu Microsoft Exchange 2003: Rauswerfen statt Upgraden

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  • Am 15. Juli 2009 um 20:17 von pete

    SIcherheit
    Ich finde es bedenklich, wenn Firmenkorrespondenz über einen freemailer, der weiß weiß ich nicht was mit meinen Daten macht abgewickelt werden soll.
    Noch dazu hat man ggf. bei Ausfällen keinen direkten Ansprechpartner.
    Es muss ja nicht gleich Exchange sein. Es gibt aber genügend Open Source Alternativen.
    Wer nicht genügend Geld für einen eigenen email server aufbringt hat meistens auch nicht genügend Kapital für den restlichen Firmenbetrieb.

  • Am 16. Juli 2009 um 13:13 von windowsfan

    Unterschied zwischen Service und Technik
    Der Artikel zeigt eindrucksvoll, dass eine bisher kommerzielle Lösung durch ein kostenloses Angebot ersetzt werden kann, rein technisch gesehen. Aber wie sieht es mit dem Service dahiner aus ? Die kostenlosen Dienste haben z. Bsp. stark eingeschränkte Service Levels und können sehr kurzfristig so geändert werden, dass sie nicht mehr den gewünschten Zweck erfüllen:

    Aus den Live/Bing/Hotmail-AGBs:

    19. How We May Change the Contract.
    If we change this contract, then we will tell you at least 30 days before the change takes place. If you do not agree to these changes, then you must cancel and stop using the service before the change takes place. If you do not stop using the service, then your use of the service will continue under the changed contract.

    D.h. Microsoft kann innerhalb 30 Tagen die Vertragsgrundlagen einseitig ändern.

    22. Changes to the Service; If We Cancel the Service.
    We may change the service or delete features at any time and for any reason. We may cancel or suspend your service at any time. Our cancellation or suspension may be without cause and/or without notice. Upon service cancellation, your right to use the service stops right away. Once the service is cancelled or suspended, any data you have stored on the service may not be retrieved later.

    D.h. sollte sich Microsoft entscheiden, den Dienst einzustellen, steht man sofort im Regen und hat keine Ansprüche.

    Auf dieser Basis kann kein Unternehmen eine wesentliche Infrastruktur wie E-Mail betreiben.

    • Am 16. Juli 2009 um 14:37 von Christoph H. Hochstätter

      AW: Unterschied zwischen Service und Technik
      Da gebe ich Ihnen natürlich Recht. Man muss grundsätzlich bereit sein, seine Mailinfrastruktur einer Fremdfirma anzuvertrauen.

      Ob das allerdings ein Free-Provider wie GMX, web.de oder Hotmail ist, oder ein Pay-Anbieter wie 1&1-MailXchange, ist wiederum relativ egal. Auch 1&1 kann jederzeit entscheiden, den Service einzustellen oder auslaufen zu lassen. Nach der Mindestvertragslaufzeit hat 1&1 ein Kündigungsrecht.

      Und dass Microsoft Hotmail einstellt oder Features wie Calendering, Kontakte und Replikation wieder entfernt, halte ich, ehrlich gesagt für unwahrscheinlich. Rechtssicherheit über einen lägeren Zeitraum besteht jedoch wie bei den Pay-Proidern nicht.

      • Am 16. Juli 2009 um 15:23 von windowsfan

        AW: AW: Unterschied zwischen Service und Technik
        … es ist eben nicht das einzige Problem bei der Sache, "dass Firmen ihren Mitarbeitern ungern Visitenkarten mit E-Mail-Adressen wie juergen_w_2003@hotmail.com drucken". Je nach Branche und Auftraggeber (Konzerne, öffentliche Hand) muss ein Unternehmen gewisse Standards einhalten, was die betrieblichen Abläufe angeht, sonst findet keine Auftragserteilung statt. Wer nur einen wichtigen Auftrag verliert, weil da nicht mithalten kann, hat sich schnell billig pleite gespart.

        • Am 16. Juli 2009 um 16:03 von Christoph H. Hochstätter

          AW: AW: AW: Unterschied zwischen Service und Technik
          Darauf habe ich im Artikel hingewiesen (Seite 2, Absatz 3). Wer Compliance-Anforderungen zu erfüllen hat, wie Aufbewahrung aller E-Mails oder dass E-Mails ausschließlich auf Firmenservern gespeichert werden dürfen, für den kommt eine gehostete Lösung grundsätzlich nicht in Frage.

        • Am 20. Juli 2009 um 10:47 von Christoph

          AW: AW: AW: Unterschied zwischen Service und Technik
          Hotmail, jetzt Windows Live Mail erlaubt die Verwendung einer eigenen Domäne.

  • Am 22. Juli 2009 um 9:15 von Niemeier

    Gesetzliche Anforderungen
    Und was ist mit den gesetzlichen Anforderungen an die dauerhafte und unveränderliche Speicherung aller elektronischen Geschäftsdokumente (inklusive e-Mails!) für 10 Jahre?

    Gerade dazu einen Artikel in der c’t gelesen.

    Ich denke, Ihr Artikel über Firmen-e-Mails mit Webmailern ist damit Makulatur.

    VG

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