Das Ende der Internet-Blase für ARD und ZDF

Es geht dabei nicht nur um die Sorgen und Nöte der Privatsender, die sich ebenfalls immer mehr im Internet breit machen. Beispielsweise könnte auch ein privater Anbieter eine Urteilsdatenbank anbieten. Da er keine Gelder aus dem GEZ-Topf erhält, müsste er sich andere Arten der Finanzierung erschließen, etwa durch Werbung, Abonnements oder kostenpflichtige Downloads. Durch das parallel verfügbare Gratis-Angebot der öffentlich-rechtlichen wäre er aber nicht konkurrenzfähig, sein Geschäftsmodell somit gefährdet.

Der 12. Rundfunkänderungsstaatsvertrag definiert daher über eine Negativliste unerwünschte Internetaktivitäten der Öffentlich-Rechtlichen. Auf ihr finden sich Spiele ohne Sendungsbezug, Berechnungsprogramme, Partnerschaftsbörsen, Ratgeberportale sowie Anzeigen und Branchenverzeichnisse. „Zuletzt stand vor allem die Umsetzung der Negativliste im Mittelpunkt, da hier mit dem 1. Juni eine klare zeitliche Frist vorgegeben war“, so Stefan Moll, Leiter des WDR-Programmbereichs Internet, in einer Pressemitteilung.

In den kommenden Wochen stehen weitere Punkte an. Der wichtigste dürfte für die Internetverantwortlichen der Sender die Umsetzung des Verweildauerkonzepts sein. Denn Online-Inhalte dürfen nur noch für eine bestimmte, publizistisch begründete Frist im Netz bleiben.

Grundsätzlich sollen öffentlich-rechtliche Online-Angebote nur noch bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung auf Abruf bereit gehalten werden. Sendungen bezüglich bestimmter sportlicher Großereignisse, etwa WM-Spiele oder Spiele der 1. oder 2. Bundesliga, sogar nur 24 Stunden danach.

Magazine, Dokumentationen und Reportagen dürfen wegen ihrer publizistischen Bedeutung bis zu zwölf Monate im Netz bleiben, Serien und Mehrteiler müssen sechs Monate nach Ausstrahlung der letzten Folge vom Netz genommen werden. Inhalte aus dem Bereich Bildung dürfen fünf Jahre online sein. Nur für Archive, im Sinne des Rundfunkstaatsvertrag sind das zeit- und kulturgeschichtliche Inhalte, erlaubt das Gesetz eine unbefristete Einstellung ins Netz.

Das sei erstens unfair und zweitens auch nicht mehr zeitgemäß, bemängeln die Betroffenen. Obwohl die Inhalte von den Nutzern bereits über die Gebühren finanziert worden seien und unbefristet eingestellt werden könnten, dürfen sie künftig nur noch für eine begrenzte Zeit im Netz bleiben.

„Dabei hat sich das Mediennutzungsverhalten der Gesellschaft gerade in diesem Punkt in den vergangenen Jahren wesentlich verändert“, sagt Moll. „Viele Nutzer, insbesondere die jüngere Zielgruppe, erwarten, Videos, Audios und Online-Beiträge abrufen zu können, wann immer sie möchten.“ Viele Inhalte fänden zudem erst über einen längeren Zeitraum ihr Publikum, darunter gerade besonders viele anspruchsvolle Beiträge.

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5 Kommentare zu Das Ende der Internet-Blase für ARD und ZDF

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  • Am 4. Juni 2009 um 12:37 von Florian Mann

    Zurückrudern für den Untergang
    Das Zurückrudern der Öffentlich-Rechtlichen und die Einschränkung der ersten gut funktionierenden Web Angebote von TV Anstalten (egal ob OR oder privat) ist nicht nur bedenklich, sondern eine Bankrotterklärung gegenüber der veränderten Medienlandschaft, die sich (a) durch den technischen Fortschritt und (b) durch die veränderten Konsumentenbedürfnisse ergibt. Damit die gesamte TV- und Filmbranche nicht ebenso drastische Einbußen wie die Musikindustrie der letzten Jahre hinnehmen muss, werden Zukunftskonzepte und neue Angebote gebraucht! Und nicht ein Festhalten am Status Quo mit einer Einschränkung derer, die innovative Konzepte und Angebote liefern.

    Aus meiner Sicht ist die Verwendung der Rundfunkgebühren für nutzerorientierte Online-Angebot der einzig richtige und zukunftsorientierte Weg!

    Es ist mir ein Rätsel, wie die Verantwortlichen so die Augen vor den veränderten Konsumentenbedürfnissen verschließen können.

    • Am 5. Juni 2009 um 13:33 von haraldberg

      AW: Zurückrudern für den Untergang
      Diesem Kommentar kann ich nur zustimmen.

      Natürlich muss ein Autor einer privaten Onlineseite ´kritisch schreiben.
      Aber ich als GEZ zahlender Bürger möchte auch etwas anderes als old fashioned TV bekommen. Als Nutzer der Internetangebote der öRechtlichen möchte für meine Gebühren auch etwas bekommen.

      Leider hat die Lobbyseite der privaten es geschafft die Interessen der Verbraucher aus den Köpfen der Entscheidungsträger zu löschen..

      • Am 7. Juni 2009 um 14:59 von Berta

        AW: AW: Zurückrudern für den Untergang?? NEIN
        Als 60-Plus-angehöriger INTERNET-Fan unterstütze ich die kritischen Kommentare zur Einschränkung des Internet-Angebots von ARD und ZDF uneingeschränkt.

        Bei ARD und ZDF bot sich bislang auch für die 60-Plus-Internutzer mal die Möglichkeit, die Angebote der Tele-Medien möglichst kostengünstig zu nutzen. Wir zahlen "für unser Gutes Recht" schließlich auch regelmäßig GEZ.
        Das alles soll nun vorbei sein? Ich sage: NEIN!
        Wir wollen nicht überall nur mit werbe-gesponsorten Informationen zugemüllt werden.

        Wann machen die 60-Plus-Leute mal mehr Stunk, wenn sie von derartigen Entscheidungen mit betroffen sind?
        Hat es die einschlägige Wirtschafts-Lobby nun doch geschafft, die politischen Entscheider zu bequatschen?

    • Am 5. Juni 2009 um 21:41 von Oliver

      AW: Zurückrudern für den Untergang
      …dazu kann ich nur sagen TYPISCH GEZ…. Sender und Programme die, die heutige GENERATION garnicht anschaltet oder interesiert. Überaltet und den ZEITZUG verpasst. ….

    • Am 7. Juni 2009 um 19:40 von Jürgen S.

      AW: Zurückrudern für den Untergang
      [Zitat]
      Aus meiner Sicht ist die Verwendung der Rundfunkgebühren für nutzerorientierte Online-Angebot der einzig richtige und zukunftsorientierte Weg!

      Es ist mir ein Rätsel, wie die Verantwortlichen so die Augen vor den veränderten Konsumentenbedürfnissen verschließen können.
      [Zitat Ende]

      Ich habe sicherlich dafür Verständnis, dass es um ein derart gewachsenes Angebot Schade ist, wenn es im Daten Nirvana verschwinden soll. Jedoch muß ich als langjähriger (gezwungener) GEZ Zahler dazu sagen, dass wenn man sich auf einen "zukunfstorientieten Weg" und auf "Konsumentenbedürfnisse" beruft, zu diesem Thema mit Kritik rechnen muß.

      Ich persönlich würde es als zukunftsorientiert und für meine Bedürfnisse angemessen empfinden, wenn ich selbst entscheiden könnte ob ich die GEZ Gebühren überhaupt bezahlen möchte … aus mangelndem Interesse an den ÖR sehe ich meine "Zwangsabgabe" seit Jahren nicht komplett aber größtenteils als verschwendet an, da ich weder das ÖR Fernsehen und schon gar nicht das ÖR Radio Angebot nutze!

      Wie gesagt, um einiges ist es sicherlich Schade wenn es verschwindet, die Verantwortlichen sollten sich aber auch mal überlegen, für was sie das Geld ausgeben das Ihnen förmlich in den Schoß geworfen wird und sich lieber auf ihr Kerngeschäft konzentrieren.

      Wenn die ÖR ein derartiges Angebot weiterführen wollen um sich der "neuen Welt" anzupassen, sollen sie sich gefälligst auch über die Liberalisierung der Gebühren den Kopf zerbrechen!

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