Digitale Dividende: endlich Breitbandversorgung für alle?

Die Mobilfunkbetreiber unterstützen die Umwidmung der frei werdenden Bereiche. Nicht nur wegen der Aussicht auf zusätzliche Frequenzen, sondern vor allem wegen der Lage der Pakete im Spektrum. Mit 790 bis 862 MHz liegen sie deutlich unter den bisher für UMTS genutzten Frequenzen zwischen 1900 und 2170 MHz. Weil die Übertragung auf den tieferen Frequenzen eine höhere Reichweite erwarten lässt, könnten die Anbieter die ländlichen Gebiete mit weniger Anntennenstandorten versorgen. In Australien gelang Ericsson und Telstra eine 850-MHz-Übertragung über eine Entfernung von 200 Kilometern bei einer Peak-Datenrate von 1,9 MBit/s im Uplink und 14,4 MBit/s im Downlink. Mit den bisher genutzten Frequenzen erreicht man typischerweise eine maximale Reichweite von 50 Kilometern.

Bei einem Feldversuch in Mecklenburg-Vorpommern soll die Technologie von Ericsson allerdings nicht ausgereizt werden. Seit März unterziehen der Netzwerkhersteller und E-Plus mit 50 repräsentativ ausgewählten Firmen und privaten Nutzern die Funkbreitbandversorgung mit Rundfunkfrequenzen einem Praxistest. In einem Umkreis von rund 20 Kilometern zu der Sendestation in Grabowhöfe erhalten die Teilnehmer über HSDPA mit maximal 7,2 MBit/s Zugang zum Internet. Aufschluss erwarten sich die Projektbeteiligten vor allem zum Nutzungsverhalten der Tester und den daraus resultierenden Auswirkungen auf die Netzleistung.

Explizit auf die Untersuchung möglicher Störungen zwischen Mobilfunk- und Rundfunkübertragung berufen sich Vodafone und die Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg bei ihrem Feldversuch, der im Mai anlaufen soll und ebenfalls Frequenzen aus der Digitalen Dividende nutzt. In einem ersten Schritt erhalten rund 100 Test-Haushalte im württembergischen Ostalbkreis per Funk Zugang zum Internet. Das Modellprojekt soll neben Erkenntnissen über das Potenzial der Funktechnik in der hügeligen Topographie im Südwesten auch Informationen über die Auswirkungen beim DVB-T- und DVB-C-Fernsehempfang liefern.

„Mit der Unterstützung des Modellversuchs mit Know-how wollen wir auch zeigen, dass es nicht um Konfrontation zwischen Rundfunk- und Mobilfunkanbietern geht, sondern um ein Miteinander bei der Versorgung der ländlichen Räume mit Breitbandzugängen“, erläutert LfK-Sprecher Axel Dürr. Vor allem den Rundfunkanbietern missfallen nämlich das vorgelegte Tempo bei der Umwidmung und das Vorpreschen der Mobilfunkbetreiber. Sie verweisen auf erwartete Störungen durch die mobile Breitbandnutzung auf ihre Dienste und verlangen Berücksichtigung ihrer Belange bei der Neuordnung. Die LfK möchte aber keine Blockade und arbeitet an Lösungsvorschlägen. „Wir wollen die in der Praxis gewonnen Erkenntnisse nutzen, um möglichen Störungen zwischen den verschiedenen Diensten vorzubeugen“, sagt Dürr.

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