Die IT-Messe, die keine Messe mehr ist

Drehscheibe und Herz des großen Geschäftes zu sein, das will München aber auch künftig für sich in Anspruch nehmen. Darum hat die Messe aus der Not der „Systems“ eine Tugend gemacht. Die Tugend heißt „Discuss & Discover“ und soll als bewusst europäisch ausgerichtete – aber auch von prominenten amerikanischen Keynote-Sprechern inspirierte – Veranstaltung ein neues und so bisher noch nie dagewesenes Forum der Begegnung schaffen. Damit verabschiedet sich die Messe München endgültig vom Rennen um Quadratmeterzahlen der Standfläche und der Zahl verkaufter Eintrittskarten. Ganz gezielt sucht man in weiser Beschränkung sein Heil.

Weniger bescheiden tritt die Messegesellschaft bei der Themendefinition auf. Zu Recht. Ist eine große, herkömmliche Messe immer darauf angewiesen, den Balanceakt zwischen den ausgestellten und den im Markt diskutierten Themen zu meistern, kann eine stark am Kongressprogramm orientierte Veranstaltung ihre Themen selbst definieren – theoretisch zumindest. Praktisch wird auch dabei die Zusammenarbeit mit potenziellen Sponsoren angestrebt.

So gesehen war die letzte Systems im vergangenen Jahr eigentlich nicht mehr viel mehr als ein Versuchsballon für Discuss & Discover in diesem Jahr. Das Kongressprogramm war schon da, die Partnerveranstaltungen – etwa von Microsoft oder Oracle – und auch das vielbeschworene Networking spielte eine wichtige Rolle. Nur explizit gesagt worden war das eben noch nicht. Und konsequent zu Ende gedacht auch nicht, denn will man das neue Konzept richtig umsetzen, muss die Messeleitung in Vorleistung gehen und viele Kosten selbst übernehmen, statt auf Partner abzuwälzen.

Dazu sei man bereit, versichert Messe-Manager Schraudy. Schließlich sei man ja nicht auf ein oder zwei Messen im Jahr angewiesen: München habe viele Messen und könne es sich daher leisten, bei einer auf einmal zu klotzen statt zu kleckern – sowohl was die internationale Besucherwerbung als auch die Gestaltung des Präsentationsprogramms angehe.

Dass der eine oder andere Partner der Vergangenheit das kritisch sieht, ist verständlich. Denn die Messe trennte sich in dem Bemühen, wieder mehr Kontrolle über Inhalte und Darreichungsformen zu erhalten, von vielen. Auch das ein harter, aber für die Neuausrichtung sicherlich notwendiger Schritt.

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