Finanz- oder Hirnkrise?

4000 Menschen, vorwiegend Männer, standen Samstag früh angeblich in der Münchner Fußgängerzone und begehrten Einlass in den ersten Apple-Laden auf deutschem Boden. Die ersten, von weither angereist, sollen sogar schon mitten in der Nacht Stellung bezogen haben, um möglichst schnell in den Apple Store zu kommen, der um 10 Uhr öffnete. Angesichts der weltweiten Finanzkrise mit massiven Arbeitsplatzabbau und Kurzarbeit ist diese Anhäufung von Konsumwilligen beachtlich. Ähnlich ...

4000 Menschen, vorwiegend Männer, standen Samstag früh angeblich in der Münchner Fußgängerzone und begehrten Einlass in den ersten Apple-Laden auf deutschem Boden. Die ersten, von weither angereist, sollen sogar schon mitten in der Nacht Stellung bezogen haben, um möglichst schnell in den Apple Store zu kommen, der um 10 Uhr öffnete. Angesichts der weltweiten Finanzkrise mit massiven Arbeitsplatzabbau und Kurzarbeit ist diese Anhäufung von Konsumwilligen beachtlich.

Ähnlich große Menschenmassen trifft man in der Münchner Innenstadt nur, wenn Bayern München den Gewinn der Deutschen Fußballmeisterschaft feiert. Obwohl dies fast jährlich stattfindet, bleibt es ein singuläres Ereignis. Ganz so außerordentlich ist die Eröffnung eines Geschäfts ja wohl nicht. Bleibt also die Frage: Warum treffen sich trotz teilweise regnerischen Verhältnissen und kühlen Temperaturen so viele Menschen, um der Eröffnung eines x-beliebigen Ladens – weltweit gibt es 251 gleich aussehende und identisch ausgestattete Apple-Stores – beizuwohnen? Gab es dort eventuell etwas umsonst oder etwas zu sehen, was es nirgendwo anders zu kaufen gibt? Wurde ein herausragendes Produkt präsentiert? Nichts dergleichen, schließlich sind in München Apple-Produkte bereits bei Gravis, Karstadt oder im re:store im Einkaufszentrum PEP erhältlich. Und bis auf die kostenlosen T-Shirts für die ersten 2500 Besucher gab es im Apple-Laden auch keine Eröffnungsrabatte. Im Gegenteil: Wer dort einkauft, zahlt für ein MacBook oder iPod sogar mehr als bei Gravis oder anderen Apple-Händlern.

Es müssen also andere Gründe für diesen Menschenauflauf vor dem ersten Apple-Laden in Deutschland existieren. Ein Blick in die Apple-affine und zumeist unkritische Fachpresse zeigt denn auch, um was es vorwiegend geht: nämlich um die „Einweihung“ einer Pilgerstätte. Von Kathedrale, Kapelle und Apple-Heiligtum ist häufig die Rede. Der religöse Charakter wird so offenbar.

Allerdings stehen längst nicht alle Apple-Kunden dem Hersteller fantypisch kritiklos gegenüber. In zahlreichen Mac-Foren bekundet so mancher sein Unverständnis über diese Versammlung vor einem normalen Geschäft. Wer sich selbst ein Bild von dem Treiben vom vergangenen Samstag machen möchte oder auf der Suche nach Material für eine Doktorarbeit im Fach Psychologie ist, sei auf eine einstündige Sondersendung von Mac-TV verwiesen.

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