Cloud Computing: zwischen Wunsch und Wirklichkeit

Der Begriff „Cloud Computing“ wurde inzwischen von fast jedem in Anspruch genommen, der seinem Service einen modern und interessant Anstrich geben möchte. Dem neuesten Trend hinterherzulaufen ist in der IT-Branche eben ein beliebter Zeitvertreib, und die Strategie war ja auch schon oft erfolgreich. Im Falle von Cloud Computing sorgte dieses Verhaltensmuster aber lediglich für Verwirrung bei den Kunden: Sie wissen nun überhaupt nicht mehr, was sie von einem Anbieter verlangen sollen und was sie für ihre Geld aller Voraussicht nach bekommen.

Daher der Vorschlag einer Definition: Cloud Computing ist eine Form von Outsourcing, bei der Anbieter einer großen Zahl von Kunden Rechenservices über das Internet zur Verfügung stellen. Diese Dienste können von Anwendungen – etwa für CRM – bis hin zu Storage oder der Bereitstellung von Entwicklungsplattformen reichen. Die Dienste erbringen extrem skalierbare Rechenzentren, in denen teilweise mehrere hunderttausend CPUs mittels Virtualsierungstechnologie als eine große Rechenmaschine laufen. Die Workloads arbeiten möglicherweise mehrere Maschinen ab, die auch in unterschiedlichen Rechenzentren stehen können, und die Kapazität lässt sich schnell neu zuweisen oder reduzieren.

Da die Anwendungen von Natur aus mandantenfähig sind, lassen sich mehrere Instanzen eines Anwendungspaketes auf derselben Maschine ausführen. Dies erlaubt es, Systemressourcen unter einer großen Zahl von Anwendern aufzuteilen. Das hilft, die Gesamtkosten zu reduzieren.

Software-as-a-service (SaaS) ist eine der häufigsten Erscheinungsformen von Cloud Computing. Strenggenommen stellt es aber nur einen Teilbereich dar, denn nicht alle Anwendungen lassen sich gleichermaßen skalieren. Daraus folgt, dass zwar manche SaaS-Angebote Cloud Computing sind, Cloud Computing aber nicht zwangsläufig SaaS ist.

Grid Computing umfasst ein Cluster von heterogenen, recht lose verbundenen Maschinen. Sie arbeiten zusammen an einem einzelnen, in der Regel wissenschaftlichen oder technischen Problem, zu dessen Lösung viel Rechenpower oder der Zugang zu enormen Datenmengen notwendig ist. Der Cluster kann entweder in einem Unternehmen stehen oder Teil einer größeren, öffentlichen Zusammenarbeit zwischen vielen Organisationen sein.

In jedem Fall läuft auf jeder Maschine eine Software, die dafür sorgt, dass sie gewisse Teilschritte eines Programms erledigt. Grid Computing bietet Kunden also keinen outgesourcten Service, sondern fasst vielmehr verteilte Maschinen zusammen, um nicht eingesetzte Rechenleistung nutzbar zu machen.

Der Begriff Utility Computing beschreibt das Verfahren, mit dem Rechenleistung vom Anbieter so gemessen und abgerechnet wird, wie man dass von Wasser- oder Energieversorgern und deren Dienstleistungen gewohnt ist. Mehr aber auch nicht. Er sagt daher so gut wie nichts darüber aus, wie diese Services erbracht werden. Cloud Computing kann also im Abrechnungsmodell Utility Computing bezahlt werden. Aber das eine setzt das andere in keiner Weise voraus.

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1 Kommentar zu Cloud Computing: zwischen Wunsch und Wirklichkeit

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  • Am 23. Februar 2009 um 8:16 von whitepal

    Ein wenig Licht
    Hallo,

    vielen Dank für diesen Artikel. Ein ansprechender Versuch, etwas Licht ins Dunkel zu bringen, durchaus scharfsinnig beobachtet und flott dargestellt. Respekt!

    Nichtsdestoweniger kann ich mit der Definition nicht mitgehen. Den unter Utility Computing angesprochenen Punkt, der nutzungsabhängigen Berechnung sehe ich definitiv als essenziellen Punkt in der Definition, nicht als "vielleicht". Darüberhinaus erschiene mir die "Angebotspalette" nicht hinreichend beschrieben. Immerhin gibt es doch auch Anbieter, die reine Infrastruktur-Ressourcen bereitstellen. Es muss sich doch nicht immer um eine Anwendung handeln?

    Zurzeit werden drei Ebenen von Cloud Computign diskutiert: reine Infrastruktur, Platttform und Software as a Service.

    Ob wir jedoch jemals eine gültige Definition haben werden? Wer kann das shon sagen? Vielleicht sind wir aus dem Zeitalter raus, da wir scharfe Definitionen haben werden – zumal Marketingabteilungen "Fachbegriffe" kreieren, die dann wild durch den Markt geistern.

    Freundliche Grüße

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