Die Wahrheit über den großen Auslands-SMS-Schwindel

Wie groß der Beitrag des mit Auslands-SMS erzielten Umsatzes am Gesamtumsatz der Mobilfunkanbieter ist, konnte oder wollte auf Anfrage von ZDNet weder der Bitkom noch Vodafone oder E-Plus auf Anhieb sagen. Verband und Unternehmen betonten aber sinngemäß, dass es nicht um das damit erwirtschaftete Geld allein gehe.

Wichtig sei vielmehr die grundsätzliche Frage, ob die Anbieter auch weiterhin die Freiheit erhielten, ihre Tarife so zu gestalten, dass ein weiterer Netzausbau möglich sei. Der sei schließlich auch in Hinsicht auf drahtlose Breitbandangebote und die Sicherung des Standorts Europa wichtig. E-Plus schließt sich diesen Ausführungen des Bitkom im Wesentlichen an. Der Verband betont außerdem, dass sich die Mobilfunkanbieter auch in schweren Zeiten immer als verlässliche Investoren erwiesen hätten. Wolle man all das wirklich um kurzfristiger Vorteile für die Verbraucher willen aufs Spiel setzen?

Das klingt zunächst vernünftig, ist es aber nicht. Warum? Aufschluss gibt ein praktisches Tool auf der EU-Website. Es zeigt die aktuellen Prepaid-SMS-Tarife in wichtigen Reiseländern wie Italien, Spanien, Griechenland oder Frankreich an. Mit ihm lässt sich aber auch die Entwicklung der Preise seit März 2006 nachvollziehen.

Das wirft Licht auf manche alte Sünden der Mobilfunker. Dazu ein paar besonders auffällige Beispiele. O2-Kunden bezahlten etwa für eine in Italien über das Wind-Netz abgehende SMS im September 2006 nur 36 Cent. Im März 2007 waren es 49 Cent. Im Juli 2008 – nach schweren Drohungen aus Brüssel an die gesamte Branche – gab sich O2 ganz zahm: Für dieselbe Dienstleistung wurden lediglich 29 Cent verlangt – um dann im September 2008, als sich der Rauch scheinbar verzogen hatte, wieder 39 Cent zu kassieren. Preissenkung seit 2006? Fehlanzeige, inzwischen kostet es sogar 3 Cent mehr.

Besser sieht es für O2-Kunden aus, die oft nach Frankreich fahren: Sie bezahlten zwar 2006 noch 79 Cent in allen Netzen, konnten sich aber 2007 über eine Preissenkung auf 49 Cent und im Juli 2008 sogar auf 29 Cent freuen. Aber auch das hat sich inzwischen wieder geändert. Wie bei fast allen anderen Anbietern in fast allen anderen Ländern liegt der Preis einer SMS für deutsche O2-Kunden inzwischen auch in Frankreich bei 39 Cent. Preissenkung seit 2006? Ja, deutlich, aber es war auch schon günstiger als heute.

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1 Kommentar zu Die Wahrheit über den großen Auslands-SMS-Schwindel

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  • Am 29. November 2008 um 13:22 von Der Skeptiker

    Keiner ist unschuldig
    Zuerst beklaut die rot-grüne Regierung die Mobilfunkanbieter um die 100 Mrd. der UMTS-Lizenzen.

    Dann wälzen die Mobilfunker diese Kosten auf die Bürger ab. Was sollen sie sonst auch tun.

    Jetzt geht die Politik hin und nimmt den Mobilern wieder die fetten Einnahmequellen weg.

    Die Mobilfunkindustrie muss sich endlich dazu durchringen, einfache Angebote ohne versteckte Kosten am Markt zu paltzieren. Aldi & Co. zeigen, wie das gehen kann.

    Der übliche Kundenbeschiss mit Rechnungen, die man nciht mehr versteht und Tarifgeflecht verunsichert die Kunden mehr, als den Managern auf Dauergeschäftsreise und Meetings die Zusatzeinnahmen bringen.

    Hier ist eine Revolution fällig. Dabei gehen natürlich Zigtausende an Arbeitsplätzen drauf. Aber das müssen wir verkraften.

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