Sichere Daten durch gläserne Menschen?

Bedenklich stimmt jedoch, dass nicht nur über die eben beschriebene Weise auf Malware geschlossen wird. Vielmehr empfehlen Anbieter wie Symantec, Versender von Nachrichten und Software mit einem Leumund zu versehen. Symantec-Chef John Thompson glaubt, dass um der Sicherheit willen jeder Internet-Nutzer in Kauf nehmen müsse, überprüft zu werden.

So könnte es geschehen, dass das Vertragsangebot eines Topmanagers als bedenklich eingestuft wird, weil er – oder sein Sohn am selben Rechner – sich gelegentlich auf Sex-Sites stimuliert oder sich bei Aljazeera.net informiert. Chinesische oder russische Security-Dienstleister mögen auch Besucher von Menschenrechtsseiten als unzuverlässig einstufen. Und selbst traditionell als demokratisch eingestufte Staaten sind vor Internet-Zensur nicht gefeit, wie aktuelle Pläne in Australien zeigen.

Es geht hier um nichts mehr oder weniger als das, was wir bislang unter der Bezeichnung „Unbescholtenheitsnachweis“ oder polizeiliches Führungszeugnis kennen. Solche Dokumente stellt hierzulande eine hoch vertrauenswürdige Behörde für seltene Ausnahmesituationen aus – etwa wenn es darum geht, Prokura zu erhalten.

Wollen wir uns ein solches Zeugnis künftig tatsächlich von Symantec ausstellen lassen? Können wir tatsächlich damit leben, dass unser Leumund an jeden weitergereicht wird, der ein E-Mail-Programm bedienen kann? Und wie wehrt man sich gegen einen schlechten Leumund, wenn man nicht weiß, wie er zustande kam? Muss man damit rechnen, weltweit aus dem E-Mail-Verkehr gezogen zu werden, weil die berufliche E-Mail-Adresse oder der Heim-PC von Gaunern für üble Zwecke gekapert wurde?

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