Bilanz 2007: Wachstum statt Technologie

Woher kommt diese Shopping-Gier? Ein technischer Grund liegt darin, dass immer mehr Bereiche zusammenwachsen, wie es das Denken in Prozessen fordert und wie es durch lose Koppelungen (Service-Architekturen) möglich wird. Außerdem verlangen die Komplexität solcher Umgebungen tiefer reichende Zulieferketten sowie die zur Firmenkultur gewordene Notwendigkeit, rasch auf Änderung zu reagieren. Die Folge ist, dass unterstützende Konzepte wie BI auch auf System-, Kunden oder Lieferketten-Management angewandt werden.

Ein anderer Grund liegt darin, dass alle Welt Unternehmen an ihren Wachstumszahlen misst. Dumm nur, dass die IT längst nicht mehr zu den Branchen zählt, in denen zweitstellige Zuwachsraten die Normalität widerspiegeln. Rasches Wachstum findet man eher bei kleineren Playern in lukrativen Nischen. An Konzernen wie Sun und auch HP zeigte sich in den vergangenen Jahren, wie sehr die auf Aktienkurse fixierten Analysten auch sehr große Unternehmen unter Druck setzen können. Was liegt da für einen finanzkräftigen Konzern näher, als sich das Wachstum durch einen – an der Börse wohlgelittenen – Aufsteiger zuzukaufen. Und wenn Youtube die erhofften Umsatzschübe nicht bringt, dann hilft bis zur nächsten Akquisition doch deren innovatives Renommée.

In einigen Bereichen hat diese Wachsen oder Sterben viel mit der Consumerisierung der IT-Branche zu tun. Früher orientierte sich Computertechnik und ihre Entwicklung an den Bedürfnissen der zahlungskräftigen Firmenkunden. Das ist vorbei – spätestens seit Dell zu Beginn des Jahrtausends der PC-Branche den Preiskrieg erklärt hat. Seither konzentrieren sich die Hersteller einerseits darauf, die Herstellungsprozesse zu optimieren, sprich die Zulieferer auszupressen, und andererseits darauf, mit modischem und preisgünstigem Schnickschnack die Aufmerksamkeit auf ihre Produkte zu lenken. Auf diese Weise ist ein Teil der IT-Industrie zur Modeindustrie verkommen, die in immer schnelleren Rhythmen scheinbare Neuigkeiten auf den Markt wirft – und aus dem Tritt kommt, wenn zwei Gimmicks hintereinander nicht so recht ankommen.

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