Experten-Interview: Ist Windows Vista eine Zumutung?

Viele Nutzer beschweren sich über Microsofts neuestes Betriebssystem. In den USA hat der ehemalige Windows-Betatester David A. Karp ein Buch darüber geschrieben. Im Interview mit ZDNet verrät der Autor seine Vista-Tricks.

David Karp hat schon den Beta-Test von Windows 95 mitgemacht. Er war damals beeindruckt davon, wie viel besser als Windows 3.1 das Betriebssystem war. Trotzdem hatte er noch einiges daran auszusetzen. Um seine Erfahrungen mitzuteilen, richtete Karp eine Website mit dem Namen „Windows 95 Annoyances“ ein. Dort führte er einige der Punkte auf, die ihn am meisten ärgerten. Er zeigte aber auch Möglichkeiten auf, wie sich diese Ärgernisse umgehen ließen.

Was als Hobby begann, mit dem er seinen Computer verbessern wollte, wurde schließlich zu seinem Beruf: Karp hat inzwischen fast ein Dutzend Bücher verfasst, in denen er immer wieder die Missstände der neuen Windows-Releases dokumentiert. Auch Vista hat Karp Material für ein weiteres Buch geliefert. Reichlich sogar, das Buch wurde ganze 664 Seiten dick. Es ist unter dem Titel „Windows Vista Annoyances“ gerade in den USA erschienen. ZDNet sprach mit Karp über seine Erfahrungen mit dem seit einem Jahr erhältlichen Betriebssystem.

ZDNet: Sie haben auch Bücher über „XP Annoyances“ geschrieben. Gab es über Vista mehr oder weniger zu schreiben?

Karp: Ich schreibe seit 1996 „Annoyances“-Bücher. Windows Vista war eine größere Herausforderung als die bisherigen Windows-Releases. Das liegt nicht daran, dass Vista mehr oder weniger Missstände aufweist, sondern dass die Probleme bei Vista komplexer sind. Bei den früheren Windows-Versionen waren es noch vergleichsweise einfache Dinge, etwa Programmabstürze und Funktionen, die ihren Dienst nicht wie erwartet verrichteten. Die Probleme bei Vista dagegen sind knifflig. In meinem Buch schreibe ich ja nicht einfach über Probleme, ich schreibe nur über Probleme, die ich lösen oder wenigstens umgehen kann. Bei Vista waren für die Lösungen etwas mehr Zeit und etwas mehr Kreativität erforderlich.

ZDNet: Können Sie uns ein Beispiel für so ein Problem nennen?

Karp: Beispielsweise das „grüne Band des Todes“: Das ist ein Problem, das viele Leute mit Vista haben. Es handelt sich um den kleinen grünen Balken, der oben im Windows Explorer den Fortschritt anzeigt und der manchmal einfach still zu stehen scheint, während alles andere nicht mehr funktioniert. Dieses kleine grüne Band ist ein Symptom für eine Vielzahl von ganz unterschiedlichen Problemen. Eines davon hat etwa mit Codecs für Videodateien zu tun, ein anderes wieder mit den Sicherheitseinstellungen beim Kopieren von Dateien über ein Netzwerk.

ZDNet: Über Vista haben sich schon viele Leute geärgert. Was steht bei Ihnen an erster Stelle?

Karp: Was mich bei Vista am meisten stört, ist für die meisten anderen wahrscheinlich nur ein kleines Ärgernis. Aber ich störe mich jeden Tag wieder daran. Es gibt eine Funktion, die es Windows erlaubt, Ordner mit verschiedenen Elementen unterschiedlich darzustellen. Ein Ordner voller Fotos zeigt etwa Miniaturen der Bilder, ein Ordner mit MP3s eine detaillierte Liste mit Namen des Interpreten, der Musikstücke und deren Nummern. Der Windows Explorer präsentiert also unterschiedliche Datentypen jeweils so, dass die relevanten Informationen angezeigt werden. Das Problem ist nun, dass das Programm meistens falsch liegt und nur gelegentlich richtig: Es stellt oft Bilder als Musikdateien dar. Wahrscheinlich ärgert mich das so sehr, weil es eigentlich ganz einfach sein sollte.

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3 Kommentare zu Experten-Interview: Ist Windows Vista eine Zumutung?

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  • Am 30. Januar 2008 um 1:16 von W. Weisbrod

    Vista Explorer
    Ich sehe es ähnlich wie H. Karp. Während mich aber die Suchfunktion weniger beschäftigt ist das Verhalten des Explorers richtig ärgerlich. Wie von H. Karp beschrieben, liegt er bei der Darstellung öfters daneben – nun gut, passe ich halt einen spezifischen Ordner entsprechend meinen Wünschen an. Nur um nach einigen Tagen (oder auch nur Stunden?) festzustellen, daß der Explorer seinen eigenen Willen hat und die Symbol- statt Detaildarstellung eingestellt hat. Woran es liegt kann ich bis jetzt an keinem bestimmten Vorgang festmachen, habe aber u. A. die Updates im Verdacht (die aber nicht der Alleinige Grund sein können).
    Ansonsten finde ich das Betriebssystem nicht schlecht. Es sollte doch allen Vista-Usern schon vorher klargewesen sein, daß Kinderkrankheiten garantiert sind und einige neue Eigenarten im Vergleich zu Windows XP zu Tage treten werden.
    Positiv überrascht hat mich die Stabilität des (meines) x64-Systems und die geringen Probleme, die ich mit Treibern hatte

  • Am 30. Januar 2008 um 15:28 von Gerhard Eiwen

    Nur Probleme mit Vista …
    … z. B. mit meinem Adobe Photoshop Elements 6 (natürlich Originalsoftware und Vista zertifiziert !!!!) wenn ich das Programm auf meinem PC aufspiele bleibt mein PC nach dem Neustart stehen. Ich muss das Gerät vom Strom nehmen damit ich in den abgesicherten Modus komme und wenn ich mit der Systemwiederherstellung die Version vor der Adobeinstalation verwende, dann läuft die Kiste wieder. Meine mit dem Canon Lide 80 ausgelieferte Software (Page manager von Newsoft presto) läuft überhaupt nicht unter Vista und der Canon support kann mir ebenfalls nicht weiterhelfen.
    Es ist derzeit ein Grottensch… mit dem "Windoof Mist aaa" !!!

  • Am 3. Februar 2008 um 18:12 von Daniel

    Vista ist nicht so schlecht
    immer dasselbe mit Microsoft aber die konkurrenz ist auch nicht besser. Was damals mit 5 Mb angefangen hat ist mittlerweile mehrere Gigabite gross. Nach 9 Windows versionen und dem hoffen dass es jedesmal besser wird habe ich mir vor Weihnachten ein Mac Book Pro gekauft und bin begeistert. Vista brauche ich eigentlich sehr selten habe es aber drauf. Komisch, OSX war eine schöne umstellung aber wenn ich mit Vista arbeite ist es Brutal hart richtig nervig gegen OSX. Na ja die Zeiten ändern sich.

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