Informatiker fordern Maßnahmen gegen Datenmissbrauch

Firmen sollen offenlegen, welche Art von Daten sie speichern

In einem Memorandum fordert die deutsche Gesellschaft für Informatik (GI) Behörden und Unternehmen auf, in Zukunft auf eine strikte Trennung aller personenbezogener Daten aus verschiedenen Quellen zu achten. Die GI sei besorgt über die Tendenz, neue Techniken aus Informatik, Telekommunikation und Sensorik zunehmend zur persönlichen Identifizierung und Überwachung unverdächtiger Bürger zu nutzen, so Präsident Matthias Jarke.

In letzter Zeit habe sich die problematische Situation des Datenschutzes weiter verschlechtert, bestätigt Hartmut Pohl, Hauptautor der Schrift: „Es gibt viele neue Datensammlungen seitens der Unternehmen und außerdem die Diskussion über Bundestrojaner – das sind spezielle Programme, die es dem Staat erlauben, auf Computer von Bürgern zuzugreifen.“ Am größten sei die Gefahr, wenn verschiedene Datensammlungen miteinander vernetzt würden. „Das hat Bush nach dem 11. September gemacht“, so Pohl. Auch in Deutschland sei es durch einen einfachen Beschluss möglich, der Polizei Zugriff auf sämtliche Datenbanken zu geben.

Um die Lage des Datenschutzes zu verbessern, präsentiert die GI konkrete Handlungsvorschläge. So müsse die breite Öffentlichkeit über die technischen Überwachungsmöglichkeiten informiert werden und Hinweise bekommen, wie sie sich dieser Überwachung entziehen könne. Außerdem solle jede Überwachung im privaten und öffentlichen Raum deutlich gekennzeichnet werden. Speicherung und Verarbeitung personenbezogener Daten seien zu vermeiden oder zumindest stark zu beschränken.

„Wir wissen meistens gar nicht, welche Unternehmen welche Informationen über uns gespeichert haben“, erläutert Pohl. Deshalb solle ein öffentlich einsehbares Register erstellt werden, in dem Firmen offenlegen müssten, welche Art von Daten sie speichern. In Unternehmen und in der Gesetzgebung soll der spezifische Nutzen eines Überwachungsverfahrens künftig gründlich abgewogen werden. Sowohl die Einschränkungen der Persönlichkeitsrechte als auch die entstehenden Kosten könnten gegen die Überwachung sprechen. Die GI wirft außerdem die Frage auf, ob die Rechte der Datenschutzbehörden ausgeweitet werden sollten, um Missbrauch effizienter bekämpfen zu können. Doch auch der Anwender soll vor Überwachungsmaßnahmen geschützt werden. So fordert die GI den Einbau wirksamer Schutzmechanismen in alle zur Kommunikation nutzbaren Geräte.

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3 Kommentare zu Informatiker fordern Maßnahmen gegen Datenmissbrauch

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  • Am 30. Juli 2007 um 20:26 von Anton

    Verzeichnis?
    Genau, ein Verzeichnis, damit alle wissen wo was zu holen ist. Die Behörden wissen dann erst recht, wo sie suchen sollen. Selbst dort woran sie nicht gedacht habe.

    Am besten ALLE Daten öffentlich machen.
    Dann braucht man sich über Datenschutz keine Gedanken mehr machen (Nicht ernst gemeint).

    Ich halte nichts davon, Daten zu schützen, indem man sie veröffentlicht oder wo sie zu holen sind.

    Das ist eine Verzettelung. Vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sehen.

    Verzeichnis = Blödsinn.

    Was soll das Verzeichnis bringen?
    Was macht die Allgemeinheit mit dem Wissen wo was gespeichert ist?
    Rechtsanwalt beauftragen?
    Der sich darum kümmert die Daten zu löschen?

    Das ist eine Abwälzung des Datenschutzes auf die Allgemeinheit und des einzelnen.

    Gesetze gehören her, damit Daten geschützt werden.

  • Am 1. August 2007 um 8:34 von Der Skeptiker

    Unsinn, aber in anderer Bedeutung
    Ich halte es für richtig,

    wenn nicht jeder machen kann, was er will,

    wenn jemand für anonyme Beleidigungen in öffentlichen Foren zur Rechenschaft gezogen werden kann

    wenn man wegen überfälliger Alimente-Zahlungen durch das Mautsystem aufgespürt wird

    wenn man jedes Gesicht scannt, um Terroristen zu finden

    ABER! Ich bin dagegen, dass diese Daten aus den Videokammeras ohne Treffer ausgelesen werden dürfen.

    Die aktuelle verblödete Debatte um den so genannten Datenschutz schützt doch nur die Halbwelt. Menschen mit knappem Verständnis für das Wohl des Nächsten.

    "Ich will die Versicherung betrügen – einem Konkurrenten im Internet eine reinwürgen können, aber Niemand soll das herausfinden dürfen!"

    Doppelte Moral nenne ich so etwas.

    Wenn Jedermann zu seinem Wort stehen müsste, dann sähe die Welt ganz anders aus.

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