Von wegen öko: Grünes Rechenzentrum ist Blendwerk

Eigentlich ist die grüne IT nur ein eleganter Begriff für mehr Energieeffizienz. Wirklich bahnbrechend wäre etwas anderes, nämlich das CO2-freie Rechenzentrum auf Basis dezentraler Energiekreisläufe.

Der größte Energieverschwender in der modernen IT-Welt ist neben dem Endverbraucher das Rechenzentrum (RZ). Immerhin rund 80 Prozent aller Server stehen dort. Die Marktforscher von IDC kalkulieren, dass der Stromverbrauch der Data Center bereits rund ein Prozent des weltweiten Anteils am Stromverbrauch ausmacht, in den USA sogar rund 1,5 Prozent. Verlässliche Zahlen zum Thema Grüne IT gibt es indes kaum.

Folgt man den Ausführungen der Hersteller, so präsentiert fast jedes Unternehmen andere Zahlen, etwa was den Anteil der Kühlung an den Stromkosten angeht. Neue Lösungskonzepte verwirren die Anwender außerdem. Dabei liegt das Gute doch so nahe. Etwa könnte man doch die Raumtemperatur im Data Center doch mindestens auf 26 Grad oder noch darüber hinaus anheben. Genau dies hat der Bremer IT-Dienstleister BRM Technologie- und Managementberatung im eigenen Betrieb getan, und damit nach eigener Aussage bares Geld gespart.

Gerade derart simpel erscheinende Maßnahmen, im Fachjargon als „low hanging fruits“ bezeichnet, bringen oftmals den größten Einspareffekt. Um die Stromkosten bei der Kühlung aber tatsächlich zu senken, müssten aber erst einmal die Hersteller ihre Handbücher umschreiben. Denn dort ist in der Regel eine Temperatur von 22 Grad empfohlen. Der IT-Leiter setzt wohl kaum seinen Arbeitsplatz aufs Spiel, um die Verfügbarkeit im Data Center aufgrund einer „Kompetenzüberschreitung“ zu riskieren, wenn er sich nicht an die Vorschriften hält.

Steigen hingegen im RZ-Betrieb die laufenden Kosten überproportional, so wird dies von der Unternehmensspitze meist toleriert, zumal für die laufenden Betriebskosten andere Stellen im Unternehmen zuständig sind. So gesehen hat die grüne IT überhaupt nur eine Chance, wenn die Geschäftsleitung dahinter steht. Dort fehlt bisher schlicht das Interesse an grün angehauchten Komponenten. Mehr noch: Das grüne Rechenzentrum geht schlicht am Bedarf der Unternehmen vorbei.

Die Verantwortlichen interessieren sich bei der Rechenzentrumsplanung nämlich bislang fast ausschließlich für die Aspekte Verfügbarkeit und Sicherheit. Daneben spielen die Anschaffungskosten eine Rolle, die Betriebskosten werden ebenso untergeordnet wie die grüne IT, die bestenfalls als „nice to have“ durchgeht.

Dass es trotzdem genug Argumente gäbe, sich mit dem Thema eingehend zu fassen, liegt auf der Hand. Das aktuelle Szenario des Borderstep-Instituts für Innovation und Nachhaltigkeit in Berlin kalkuliert auf der Basis einer aktuellen Expertenbefragung den Anstieg des Stromverbrauchs in deutschen Rechenzentren von 2006 bis 2010 auf rund 50 Prozent, was einer Steigerung von 8,67 TWh auf 13 TWh in 2010 entspräche.

Themenseiten: Analysen & Kommentare, IT-Business

Fanden Sie diesen Artikel nützlich?
Content Loading ...
Whitepaper

Artikel empfehlen:

Neueste Kommentare 

Noch keine Kommentare zu Von wegen öko: Grünes Rechenzentrum ist Blendwerk

Kommentar hinzufügen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *