Stress in der IT-Branche: Arbeiten bis zum Burnout

„Ein prinzipielles Problem von Projektarbeit ist, dass Mitarbeiter das gesamte Projekt nicht überschauen können. Außerdem ist die Arbeit oft chaotisch verteilt. Mehrere Abgabetermine liegen in der gleichen Woche, so dass sich der Stress extrem konzentriert“, sagte Anja Gerlmaier vom IAT, die für die Studie gemeinsam mit ihrem Kollegen Erich Latniak sieben Teams in Softwareentwicklungs- und -beratungsprojekten über einen Zeitraum von durchschnittlich 16 Monaten beobachtet hat. „Am schlimmsten trifft es IT-Experten, die gleichzeitig in mehreren Projekten engagiert sind. Hier entsteht zusätzlicher Druck, wenn sich Termine überschneiden und individuell koordiniert werden müssen.“

Mehrbelastung und Überforderung durch Zeitdruck wurden in der Studie am häufigsten als Problem genannt. Ursachen sind oft widersprüchliche Zielvorgaben und Erwartungen, die durch unklare Aufgabenstellung und veränderte Kundenwünsche im Bearbeitungsprozess entstehen. Ein Beispiel: Kunden erteilen während der Arbeit am Projekt Zusatzaufträge, die ursprünglich vereinbarten Aufgaben müssen aber trotzdem termingerecht und ohne zusätzliche Kosten erfüllt werden.

Weitere Stressfaktoren in IT-Projekten sind organisatorische Mängel wie mangelnde Ausrüstung mit Hard- und Software oder Lernrestriktionen, etwa wenn Mitarbeiter Software für Kunden erstellen müssen, ohne deren Echtbetrieb zu kennen. Frustration entsteht auch, wenn die IT-Experten wegen des Termindrucks am Wochenende arbeiten müssen und ihre Familien kaum mehr sehen. „Man kann daher bei diesen Projekten von einer gleichzeitigen Verdichtung und zeitlichen Ausdehnung der Arbeit sprechen“, sagte Arbeitsforscherin Gerlmaier. Um den Problemen zu begegnen, rät sie zu regelmäßigem Austausch innerhalb der Projektgruppen. Dort sollten sowohl Schwierigkeiten als auch Lösungsansätze der Mitarbeiter aufgenommen und an das Management weitergeleitet werden.

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11 Kommentare zu Stress in der IT-Branche: Arbeiten bis zum Burnout

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  • Am 2. Mai 2007 um 13:46 von M. Raschen

    Hilfe ?
    Mein Mann arbeitet auch in dieser branche, wie kann ich ihm helfen damit es ihm besser geht, er zeigt auch stressreaktionen besonders mit empfindlicher haut und schlafstöhrungen.

    • Am 8. Mai 2007 um 15:56 von S.R.

      AW: Hilfe ?
      Ich glaube die größte Hilfe ist es, wenn die Familie ihm aus diesem Problem nicht auch noch einen Strick dreht – nach dem Motto "Du hast eh keine Zeit mehr für uns …" – denn dann läd noch einen ordentlichen Berg von Schuldgefühlen auf und dadurch noch mehr Stress.
      Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass Ehefrauen und Kinder schonmal gerne versuchen Zeit einzufordern, obwohl sie eigentlich wissen, dass es nicht funktioniert. Dann verschiebt man seine Zeit für sich weiter nach hinten und zieht es vom Schlaf ab bzw. hat für sich selbst dann garkeine Zeit mehr.
      Irgendwann geht es aber nicht mehr und entweder bricht man zusammen oder macht Rundumschläge um sich irgendwie "Luft" zu verschaffen. Beides endet nicht gut…

    • Am 9. Mai 2007 um 9:54 von ein gebranntes kind

      AW: Hilfe ?
      oftmals ist es den betroffenen auch nicht bewusst in welcher situation sie sich gerade befinden. ich selbst wurde von einer freundin dazu aufgefordert die symptome z.b. auf wikipedia nachzulesen und erkannte dann erst, wie weit fortgeschritten meine abwehrreaktionen schon sind.

  • Am 8. Mai 2007 um 8:40 von Darknet

    So ist das heutzutage
    Der Mitarbeiter ist heute nicht mehr Mensch, sondern nur noch Ressource. Ist diese erschöpft, wird eine neue Ressource aufgetan.
    Dank Globalisierung und durchgestylten Managertypen, die noch nie im Leben richtige Arbeit verrichtet haben, düfte sich dieser Zustand in Zukunft wohl noch verschlimmern.

    • Am 9. Mai 2007 um 20:21 von Mirfälltgradnixein

      AW: So ist das heutzutage
      Geb ich dir Recht… Ähnlich dem Motto "Wir haben für dieses Jahr Rekordgewinne gehabt, wir müssen weitere 1000 leute Entlassen um dne Rekord nächstes Jahr zu brechen"

  • Am 2. März 2008 um 9:48 von Eurofighter68

    Arbeiten bis zum Umkippen: der Normalfall
    Der Arbeitgeber ist heute der Meinung, dass die Gesundheit des Arbeitnehmers ihm gehört, Teil des Arbeitsvertrages ist. Er tritt sie so lange mit Füßen, bis der Arbeitnehmer kaputt ist, dann schmeisst man ihn auf den Müll und stellt einfach den nächsten ein.

    Der Arbeitnehmer wird heute ohne Gewissensbisse gnadenlos verheizt. Für ein Taschengeld, dass kaum zum Leben reicht.

    Diese menschenunwürdigen und -verachtenden Zustände müssen zuerst beendet werden, erst dann werde ich meine Kenntnisse und Arbeitskraft wieder in den Dienst eines, sorgfältig ausgewählten, Arbeitgebers stellen. Zu den gegenwärtigen Bedingungen bin ich schlichtweg nicht mehr bereit, zu arbeiten. Das hat weniger mit Faulheit, den mit Respekt vor mir selbst zu tun. Wenn mich der heutige Arbeitgeber schon nicht respektiert, so will ich das wenigstens tun. Das bin ich mir nach wie vor schuldig. Den Respekt vor mir selbst werde ich mir nicht von irgendwelchen Dahergelaufenen Wildsäuen nehmen lassen.

    Im Übrigen, dächte und handelte jeder Arbeitnehmer so, der Arbeitgeber müsste sein rücksichtsloses Verhalten ändern. Ansonsten hätten wir wirtschaftlichen Stillstand.

    Schade, dass das keiner kapiert.

    • Am 6. März 2008 um 9:17 von D.K.

      AW: Arbeiten bis zum Umkippen: der Normalfall
      Das kann ich leider bestätigen. Nach Burn-Out (AntiDepressiva, Krankschreibung, Reha-Aufenthalt) kam nach kurzer Zeit die Kündigung wegen Verlagerung der IT nach Rumänien. Jetzt arbeitslos bzw. Gang in die Selbständigkeit ab April als IT-Berater.

    • Am 27. Juni 2009 um 11:09 von itchiban

      AW: Arbeiten bis zum Umkippen: der Normalfall
      ich gebe dir in bezug auf die selbstachtung absolut recht – wer sich selbst nicht achtet und sich nach 9 oder 10 stunden nicht selbst den riegel schiebt, wird früher oder später auf der couch liegen…

      was das management anbelangt, kann ich nur sagen, dass sie sehr oft resp. meist generell überfordert sind und den leistungsdruck (welchen sie sich selbst auferlegen) dann auf die "untergebenen" runterbrechen – analog zur aussage, dass von den mitarbeitern dies verlangt wird…

  • Am 26. August 2008 um 15:28 von Tobias Topyla

    Stress in der IT-Branche: Arbeiten bis zum Burnout
    In dem Artikel wird aus meiner Sicht viel zu stark der Eindruck erweckt, als müsse jeder SAP-Berater eine 80-Stunden-Woche leisten. Es ist klar, dass jemand der die Woche über "auf Projekt" ist, eben nur am Wochenende Zeit für sich hat. Ich behaupte mal, dass der Großteil der Arbeitnehmer die sich größtenteils selbst organisieren, nicht dieses Problem haben werden.

    Viele Grüße
    Tobias Topyla

  • Am 8. April 2011 um 17:28 von A. Seidl

    Aussage im Teaser
    "Sie weisen viermal häufiger Stress-Symptome wie chronische Müdigkeit oder Magenbeschwerden auf als der Durchschnitt deutscher Beschäftigter."

    Worauf stützt sich diese Aussage? Ergebnisse einer Studie? Quelle?

    • Am 13. April 2011 um 8:58 von Peter Marwan

      AW: Aussage im Teaser
      Hallo,
      die Aussage bezieht sich auf die im Beitrag erwähnte Studie des Instituts Arbeit und Technik (IAT) in Gelsenkirchen. Allerdings ist Ihnen sicherlich aufgefallen, dass der Beitrag bereits von 2007 ist. Bei ZDNet hatten wir inzwischen weitere und aktuellere Beiträge zum Thema: Zum Beispiel den hier: http://www.zdnet.de/41522100 mit Ergebnisen des Projekts DIWA-IT (Demographischer Wandel und Prävention in der IT) oder den hier http://www.zdnet.de/39196842 mit Auszügen einer Studie des Rhein-Ruhr-Institut für Sozialforschung und Politikberatung (RISP).

      Peter Marwan
      ZDNet-Redaktion

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