Adobe-CEO: Ernste Gefahr durch Google und Microsoft

ZDNet: Hat sich erst im vergangenen Jahr herausgestellt, dass Google zu Ihnen in Konkurrenz tritt?

Chizen: Als Google Picasa übernahm, war eigentlich alles klar. Dann folgte die Übernahme von Writely, ganz abgesehen von Google Apps. Wenn wir das jetzt verschlafen, kann Google einfach weitermachen und alle möglichen Anwendungen anbieten. Ich denke, mit der Veröffentlichung von Adobe Remix zur Videobearbeitung haben wir ein klares Zeichen gesetzt: Wir sind da.

ZDNet: Stimmt es, dass die Mehrheit Ihrer Nutzer eher Amateure sind?

Chizen: Ja, das stimmt. Ich bezeichne sie als Profis, die nicht im Kreativbereich arbeiten, das heißt nicht in den Bereichen Webseitenerstellung oder Design oder im Zeitungswesen. Diese Personen arbeiten als Verkaufsangestellte, die ihrer Powerpoint-Präsentation auf die Sprünge helfen wollen, oder sie benutzen das Produkt ganz einfach zu Hause. Und selbst bei der Creative Suite ist das so: Letztes Jahr stammten 40 Prozent der Käufer nicht aus dem Kreativbereich.

Ich finde das faszinierend, aber auch nicht besonders überraschend, wenn ich an die Menge der Leute denke, die gerne eines der Produkte umsonst von mir haben möchten. Ich frage dann immer: Was haben Sie denn damit vor? Die Antwort lautet dann meistens: Ich möchte Photoshop einfach gerne haben, weil ich etwas layouten oder den Kindern bei einer Hausarbeit helfen möchte, oder weil ich mir vielleicht eine eigene Homepage anlegen will. Als Analogie fallen mir dann immer die Leute ein, die sich einen Mercedes, einen Lexus oder einen BMW kaufen, um damit zum Briefkasten zu fahren. Die Nutzer wollen die Marke, sie wollen etwas Bekanntes – und unsere Kunden haben auch ein bisschen etwas davon. Sie gehören zur gehobenen Käuferschicht, sozusagen zu den Tiffany-Kunden, und wollen einfach das Beste.

Und selbst bei der Creative Suite ist das so: Letztes Jahr stammten 40 Prozent der Käufer nicht aus dem Kreativbereich. Ich finde das faszinierend, aber auch nicht besonders überraschend, wenn ich an die Menge der Leute denke, die gerne eines der Produkte umsonst von mir haben möchten.

ZDNet: Sind Sie besorgt über den Druck, der vom Open-Source-Bereich ausgeht?

Chizen: Nein. Wir denken schon darüber nach, doch die Open-Source-Community hat es – zumindest auf unserem Gebiet – noch nicht geschafft, das gleiche Qualitäts- und Innovationsniveau sicherzustellen wie wir. Wenn die neue Version von Photoshop nur eine einzige herausragende Funktion bietet, die das Open-Source-Produkt nicht hat, werden sich die Anwender für Photoshop entscheiden. Dadurch unterscheiden sich unsere Kunden wohl von Anwendern, die mit Textverarbeitung oder Tabellenkalkulationen zu tun haben. Genau genommen arbeiten wir sogar mit der Open-Source-Community und Mozilla zusammen, und wir möchten diese Kooperation auch noch weiter ausbauen.

ZDNet: Bei einem Web 2.0 Summit haben Sie – im Prinzip – gesagt: Wir teilen gerne, aber irgendwo müssen wir die Grenze ziehen. Ist das so richtig?

Chizen: 19 Prozent unserer Einnahmen geben wir für Forschung und Entwicklung aus. Irgendwie muss das ja auch bezahlt werden. Außerdem bin ich Geschäftsmann, da geht es nun mal ums Geldverdienen. Ganz abgesehen von unseren Aktionären.

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1 Kommentar zu Adobe-CEO: Ernste Gefahr durch Google und Microsoft

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  • Am 30. März 2007 um 17:29 von Der Skeptiker

    Linux
    Wie wäre es einmal mit Photoshop oder besser noch die ganze Creative Suite auf Linux zu portieren.

    Das würde den Rest der Welt – inkl. Winzigweich abhängen.

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