Nationaler IT-Gipfel in Potsdam: Zwischen Genie und Wahnsinn

Auch die Vernetzung der öffentlichen Verwaltung dümpelt hierzulande weiter im Mittelfeld. Immerhin, die Bürger sollen ab März 2007 unter der bundeseinheitlichen Telefonnummer 115 alle erdenkbaren Auskünfte durch den Behördendschungel erhalten. Vom Hundekot am Straßenrand bis hin zur ausgefallenen Ampel kann jeder Fall gemeldet werden. Das Motto des interaktiven Notrufdiensts: ‚Wer ist zuständig für mein Anliegen‘.

Die prägnante Call-Center-Hotline 115 vermittelt gerade vor Weihnachten ein kuscheliges Wärmegefühl, kurz vor der drohenden Mehrwertsteuererhöhung und Halbierung des Sparer-Freibetrags. Bei der elektronischen Gesundheitskarte weist uns aber weder ein weithin sichtbarer Leuchtturm noch eine kleine Kerze den Weg aus dem tiefen Gestrüpp. Deshalb vertrauen wir lieber auf die unsichtbare Macht, die der Chaos-Computer-Club (CCC) zu Hilfe rief, indem er sich zum Wohle der Bürger in das nicht-öffentliche Intranet der Gematic einloggte.

Dank CCC kann jeder mündige Bürger jetzt durchaus Wissenswertes aus der Gedankenwelt von Booz Allen Hamilton nachlesen. Die ursprünglich nur für interne Zwecke erstellte Expertise der Unternehmensberatung zeigt einleuchtend, was der mündige High-Tech-Bürger von der elektronischen Gesundheitskarte erwarten darf – statt der bisher geschätzten 1,9 Milliarden Euro wohl mindestens fünf Milliarden Euro. IT macht eben doch nicht alle gesund, obwohl dies auf dem Gipfel natürlich anders klang. Ein Schelm, der fragt, wer soll das bezahlen?

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Neueste Kommentare 

1 Kommentar zu Nationaler IT-Gipfel in Potsdam: Zwischen Genie und Wahnsinn

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  • Am 20. Dezember 2006 um 0:12 von Michael

    Positiver Ausblick wegen der Telekom?
    Solange man wegen einem Wohnsitz in einem mit Glasfaser-Telefonnetz versorgten Gebiet wohnt und weiß, dass hier keine Investition Richtung DSL für die nächsten Jahre vorgenommen wird, solange kann man den Spruch "Positiver Ausblick" in Verbindung mit der Telekom (und ihren Konkurrenten) vergessen.
    Nebenbei: Solange bestimmte Firmen für Arbeiten, die man mit ausreichend Erfahrung und Facharbeiterabschluss erledigen kann, unbedingt immer ein abgeschlossenes IT-Studium voraussetzen, wundert mich so manches nicht mehr …

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