Oracle muss sich als Linux-Anbieter erst noch bewähren

Der Versuch des Softwareriesen, Red Hat das Geschäft streitig zu machen, hat dem Linux-Distributor Schaden zugefügt. Aber Oracle hat noch einen weiten Weg vor sich, ehe es sich als Linux-Anbieter etabliert.

Oracle hat eine Breitseite gegen Red Hat abgefeuert. Aber jetzt, da sich der Rauch etwas verzogen hat, wird deutlich, dass er dabei beileibe nicht ins Schwarze getroffen hat.

Oracle verspricht Red Hat Enterprise Linux zu unterstützen – und das zum halben Listenpreis von Red Hat. Der Support soll durch unzählige Mitarbeiter durchgeführt werden, darunter Linux-Kernel-Programmierer, die auch mit den kniffligsten technischen Details vertraut sind. Zudem will man eine eigene kostenlose Version des Produkts bereit stellen, die auf dem öffentlich verfügbaren Quellcode basiert.

Der in Redwood Shores, Kalifornien, ansässige Softwareriese hat damit im Prinzip nichts anderes als einen Plan angekündigt, wie man Red Hats Umsätze mit Supportabonnements in die eigene Tasche umlenken will. Der Aktienkurs von Red Hat brach nach der Mitteilung Oracles um 24 Prozent ein und schloss mit 4,68 Dollar weniger bei 14,83 Dollar, womit Investoren 681 Millionen Dollar an Marktkapital vernichteten.

Damit ist Red Hat unter neuen Druck geraten. Aber es dürfte für Oracle nicht so einfach sein, sämtliche Kunden von Red Hat für sich zu gewinnen. Der große Knackpunkt für Oracle ist dabei die potentielle Inkompatibilität mit dem original Red Hat Enterprise Linux (RHEL).

Man denke etwa an Cisco Systems, das über 5000 RHEL-Abonnements für die Linux-Workstations seiner Entwickler abgeschlossen hat. Einer der Mitarbeiter, der dafür verantwortlich ist, dass die Linux-Systeme reibungslos funktionieren, befürchtet, dass Oracles Linux nicht dieselben Hardware- und Software-Zertifizierungen mitbringt wie RHEL und dessen bislang wichtigster Konkurrent, Novells Suse Linux Enterprise Server.

„Es dauert Jahre, ehe man die Beziehungen zu externen Anbietern aufgebaut hat, die derzeit für Red Hat und Suse zertifiziert sind“, meint der Techniker, der anonym bleiben möchte. „Ein Unternehmen wie unseres kann sich aber keine halben Sachen leisten. Wir brauchen eine zertifizierte Lösung.“

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