Microsoft-Urteil: Es geht nicht um Bußgelder

Wichtig ist für Microsoft das Spiel auf Zeit wegen der dadurch bislang erwirkten Freisprüche und, weil sich so die Kläger zermürben ließen. Die eigentliche Bedeutung dieser Strategie greift weitaus tiefer: In den Jahren der schwebenden Verfahren hat Microsoft nicht sich, sondern den Markt verändert. Die Branche hat nicht nur gelernt mit den rüden Geschäftsmethoden aus Redmond zu leben, sie hat zunehmend angefangen, aggressives Geschäftsgebaren für normal zu halten und selbst anzuwenden. Keine Konzernleitung schämt sich heute mehr dafür, so genannten „Partner“ in der Zulieferkette oder im Vertriebskanal gewinnoptimierend auszupressen oder Innovation bei Mitbewerbern durch „vorsorgliche“ Patente auszubremsen. So kommt es, dass Marktkenner, wie die von Ovum, Microsoft gegen die EU-Kommission in Schutz nehmen, weil sie befürchten, ein hartes Urteil könne die ganze verrohte Branche schädigen.

Die Microsoft-Verteidiger haben offensichtlich längst vergessen, worum es in allen Klagen seit Anfang der 90er Jahre geht: Um Missbrauch von Marktmacht. Selbst nach US-Recht ist das Ausnutzen eines Monopols zum Aufbau einer beherrschenden Marktstellung in einem weiteren Bereich verboten. Genau darin aber besteht das Geschäftsmodell von Microsoft – auch in Europa.

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1 Kommentar zu Microsoft-Urteil: Es geht nicht um Bußgelder

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  • Am 24. Juli 2006 um 16:43 von Christoph

    Interessaner Artikel, doch leider sehr polemisch!
    Interessane Meinung, aber teilweise sehr polemisch.

    Wie kann man sich anmaßend, das Gutachten von OVUM mit nur einer Aussage komplett für nichtig zu erklären: Die haben das nur gesagt, weil … In vielen Punkten haben sie einfach Recht. Wie kann man eine Strafe aussprechen, indem man einen ausgemachten Zeitplan einfach ignoriert? Die EU darf also Absprachen brechen.

    Besonders lustig finde ich auch, wie versucht wird, MS als Ursache/Ursprung für erpresserischen Umgang mit Zulieferern und Mitbewerbern darzustellen. Sehr dünn und einseitig, zumalen fehlen hier die Belege.

    Besonders unpassend und auch unwahr finde ich die pauschale Behauptung, das Geschäftsmodell von MS würde nur auf Ausnutzung des Monopols hinauslaufen. Als ob alle Erfolge seitens MS nur durch illegale Aktionen erreicht worden wären. Beim IE mag es stimmen, es sollte aber auch erwähnt werden, dass Netscape es ihnen durch ein schlechtes Produkt sehr einfach gemacht haben. Komischerweise hat sich der Mediaplayer bis heute nicht durchsetzen können, obwohl er kostenlos zwangsweise überall mit drauf ist. Mir sollte der Herr Gfaller mal andere Produkte aufzählen, die erst erfolgreich wurden durch kostenlose Zwangsinstallation.
    Ich möchte hier nicht behaupten, dass MS in einigen Fällen nie so gehandelt hat, die hier unterstellte Verallgemeinerung ist einfach faktisch falsch.

    Natürlich darf jeder seine Meinung haben, nur wenn jemand diese als Fachmann über eine ZDNET Plattform verbreitet, sollte man sich seiner Verantwortung bewusst sein und somit weniger hetzerisch auftreten.

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